Das Orakel von Port-nicolas
stürzt den jungen Gaèl von den Klippen, daraufhin wird man Jean schnappen, der nicht fähig sein wird, sich zu verteidigen, das ist sicher. Neun, der Ehemann ahnt etwas und schützt sie. Zehn, sie ist verrückt, gefährlich, sie wird dem jungen Gaèl die Schläuche abklemmen.
Louis fing Bufo ein und erhob sich mühsam. Das kalte Wasser hatte wie Hammerschläge auf sein Knie gewirkt. Er machte ein paar Schritte, bei denen er sein Bein nachzog, ganz vorsichtig, um die Muskeln wieder in Bewegung zu setzen. Zehn Minuten länger im Wunderwasser, und es macht einen fertig.
Ein einziges Hindernis. Wie stellt sie es an, um dieses Briefchen auf der Virotyp zu schreiben? Guerrec hat darüber übereinstimmende Zeugenaussagen gesammelt, Lina hat die Bar nicht verlassen, bevor er selbst mit den Bullen gegangen ist, die Papierkugel in der Tasche. Also? Sie kann die Maschine doch schließlich nicht pulverisiert haben?
Louis warf einen Blick nach unten in Richtung Kirche. Offenbar war es dem Pfarrer gelungen, hineinzukommen.
Er ging langsam den Hang hinunter bis zum Ort der Menschenansammlung und packte Sevran an der Schulter. Herausfinden, was mit Diego geschehen war, herausfinden, ob bei der Rückfahrt vor zwölf Jahren im Zug Paris-Quimper irgendwas aufgetaucht war.
Sevran runzelte die Stirn, er mochte die Frage nicht. Außerdem war das so lange her, er erinnerte sich nicht mehr.
»Ich verstehe den Zusammenhang nicht. Begreifen Sie nicht, daß das Ganze eine Arschgeschichte ist?« fragte er und deutete auf die Kirche. »Hören Sie diesen Idioten Jean nicht heulen wie einen Bekloppten?«
»Ich höre ihn, aber trotzdem. Es war eine besondere Reise«, drängte Louis. »Bitte, erinnern Sie sich. Ihr Freund Marcel Thomas war gerade gestorben, Sie waren wegen der Ermittlungen mehrere Tage in Paris geblieben. Denken Sie nach, es ist wichtig. Hat Diego jemanden im Zug gesehen? Einen Freund? Einen Geliebten von Lina?«
Mit gesenktem Kopf dachte Sevran ein paar Minuten nach.
»Doch«, sagte er, »wir sind jemandem begegnet. Ich habe ihn erst bei der Ankunft gesehen, Diego und ich saßen im Wagen auf getrennten Plätzen. Aber es war ein Mann, der die Hin- und Rückfahrt oft unternahm, nichts Normaleres als das. Er kannte Lina kaum, sie sind sich begegnet, wenn sie und ihr Mann hier ihre Ferien verbrachten, das ist alles, Sie können mir glauben.«
»Wußte er von dem Drama?«
»Ich vermute es, es hatte in der Zeitung gestanden.«
»Ist Ihnen dieser Mann vielleicht glücklicher erschienen als es angebracht gewesen wäre? Hat Diego das vielleicht von seinem Platz aus gesehen? Wo hatte er gesessen?«
»Hinten im Wagen. Der Mann nicht weit von ihm, ich weiter vorne, in einer Vierer-Sitzgruppe. Ich habe sie erst beim Aussteigen gesehen, ich weiß nicht, was sie sich gesagt haben können.«
»Stimmt es, daß Diego sich verändert hatte?«
»Gleich am nächsten Tag«, räumte Sevran ein. »Ich habe geglaubt, das sei die Nachwirkung. Da es anhielt, habe ich gedacht, daß irgend etwas in Spanien nicht richtig läuft. Er hatte eine weitverzweigte, komplizierte Familie. Aber das alles ergibt doch keinen Sinn.«
»Wer war der Mann im Zug?«
Der Ingenieur fuhr sich im Regen übers Gesicht. Er war verstimmt, gereizt.
»Es ergibt keinen Sinn«, wiederholte er. »Das ist doch lächerlich. Lina hätte nie …«
»Der Mann im Zug?«
»Darnas«, stieß Sevran hervor.
Louis blieb erstarrt im Regen stehen, während der Ingenieur unzufrieden wegging.
Dort hinten vor dem Portal führte der Pfarrer sanft Jean mit sich, und Guerrec ging zu ihnen. Jean hatte sein Gesicht in den Händen vergraben und brüllte, sobald man ihn berührte.
Louis ging ins Hotel, um seine klatschnassen Sachen zu wechseln. Das dicke Gesicht von Darnas füllte den Vordergrund seines Gesichtsfeldes aus. Darnas vor zwölf Jahren, weniger fett, sehr reich, und dann der Mann von Lina, anhänglich, aber alt, ohne Vermögen, da tauscht man aus. Dann geht irgendwas schief. Am Ende gewinnt Pauline Darnas und Sevran heiratet Lina. Paulines Rolle in der Sache? Louis drückte Bufo ein wenig in seiner Tasche.
»Es geht schlecht, Alte«, sagte er. »Wir werden im Zug darüber nachdenken.«
Er hob eine Nachricht vom Boden auf, die Marc ihm durchgesteckt hatte. Marc hatte entschieden eine Neigung zu kurzen Nachrichten.
»Sohn des Rheins, ich habe den Jäger und Sammler mitgenommen, damit er die unnütze Maschine sieht. Laß deine Kröte keine Dummheiten im Badezimmer machen,
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