Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende
das sogar an, denn wie Sie aus dem, was ich bisher gesagt habe, sicher entnommen haben, arbeiten die gemäßigten
Elemente beider Seiten im Augenblick zusammen. «
»Bitte, erklären Sie das.«
»Nur Fanatiker neigen zu solchen Aktionen. Das ist für beide Länder viel zu gefährlich. Im Sowjet-Präsidium findet ein Machtkampf statt. Es liegt in unserem Interesse, daß die Gemäßigten die Oberhand behalten. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist es, auch nur einen Teil von Omega offenzulegen und damit den Zieltermin unmöglich zu machen.«
»Was kann ich dazu tun?«
»Sie kennen Omega, Mr. Tanner. Sie kennen Omega sehr gut.«
Tanner hielt den Atem an. Einen Augenblick lang glaubte er, sein Herz stünde still. Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoß. Einen Augenblick lang empfand er eine Art Übelkeit.
»Das ist eine unglaubliche Feststellung.«
»So würde ich das an Ihrer Stelle auch sehen. Dennoch trifft sie zu.«
»Ich nehme an, dies ist das Ende von Phase zwei? – Sie Schweinehund. Sie Dreckskerl!« Tanners Stimme war nur noch ein Flüstern.
»Sie können mich nennen, wie Sie wollen. Schlagen Sie mich, wenn Sie das wollen. Ich werde nicht zurückschlagen... Ich sagte Ihnen ja, das ist nicht das erstemal, daß ich so etwas mache.«
Tanner stand auf und drückte die Finger gegen die Stirn. Er wandte sich von Fassett ab und wirbelte dann herum. »Und wenn Sie unrecht haben?« flüsterte er. »Angenommen, Ihr verdammten Idioten habt wieder einen Fehler gemacht! «
»Das haben wir nicht... Wir behaupten nicht, Omega völlig ans Tageslicht gefördert zu haben. Aber eingeengt haben
wir die Möglichkeiten. Sie befinden sich in einer einzigartigen Position.«
Tanner ging ans Fenster und schickte sich an, die Vorhänge aufzuziehen.
»Rühren Sie das nicht an! Lassen Sie die Vorhänge geschlossen! «
Fassett sprang auf und packte Tanners Handgelenk mit der einen und die Vorhangschnur mit der anderen. Tanner sah dem Agenten in die Augen.
»Und wenn ich jetzt hier weggehe, muß ich mit dem leben, was Sie mir gerade gesagt haben? Ohne je zu wissen, wer in meinem Haus ist, mit wem ich auf der Straße spreche? Mit dem Wissen leben, daß Sie meinen, jemand könnte ein Gewehr auf dieses Zimmer abfeuern, wenn ich die Vorhänge öffne? «
»Dramatisieren Sie die Dinge nicht. Das sind nur Vorsichtsmaßnahmen. «
Tanner ging wieder an den Tisch zurück, setzte sich aber nicht. »Verdammt sollen Sie sein«, sagte er leise. »Sie wissen ganz genau, daß ich jetzt nicht gehen kann...«
»Nehmen Sie die Bedingungen an?«
»Ja.«
»Dann muß ich Sie bitten, diese Erklärung zu unterzeichnen. « Er entnahm dem Aktendeckel ein Blatt und legte es Tanner hin. Es war eine knappe Darstellung der Eigenart und der Strafbestimmung des National Security Act. Auf Omega bezog sich der Text nur in ganz allgemeiner Weise – Gegenstand A, definiert als Bandaufzeichnung. Tanner kritzelte seinen Namen hin und blieb stehen. Er starrte Fassett an.
»Ich werde Ihnen jetzt folgende Fragen stellen.« Fassett nahm seinen Aktendeckel und schlug eine der hintersten Seiten auf. »Sind sie mit den Personen vertraut, die ich jetzt nennen
werde? Richard Tremayne und seine Frau Virginia. – Bitte antworten Sie.«
Erstaunt sagte Tanner leise: »Ja.«
»Joseph Cardone, geboren als Guiseppe Ambruzzio Cardione, und seine Frau Elizabeth?«
»Ja.«
»Bernard Osterman und seine Frau Leila?«
»Ja.«
»Lauter, bitte, Mr. Tanner.«
»Ich sagte, ja.«
»Ich teile Ihnen jetzt mit, daß eines dieser drei Ehepaare, vielleicht auch zwei oder alle drei, für die Operation Omega wesentlich ist.«
»Sie sind verrückt! Sie sind nicht bei Sinnen!«
»Keineswegs. Ich habe Ihnen von unserem Austausch an der albanischen Grenze berichtet. Man hat uns damals zur Kenntnis gebracht, daß Omega, Abgrund des Leders, von einem Vorort von Manhattan aus operierte – und das bestätigte unsere Analyse. Daß Omega aus Paaren bestand – Männern und Frauen, die den militaristischen Zielen der sowjetischen Expansionisten fanatisch ergeben waren. Diese Paare werden für ihre Dienste gut bezahlt. Die erwähnten Paare – die Tremaynes, die Cardones und die Ostermans – besitzen im Augenblick Nummernkonten in Zürich und in der Schweiz mit Beträgen, die ihre finanziellen Verhältnisse und ihr Einkommen weit übersteigen.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein!«
»Selbst wenn man die Möglichkeit des Zufalls mit in Betracht zieht – und wir haben alle
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