Das Paket mit dem Totenkopf
Stunde wanderte Tarzan mit seiner Mutter und mit Klößchen durch die
Fußgängerzone. Dann verabschiedeten sie sich.
„Wir haben noch eine Menge vor,
Mutti. Wegen des Dokumentenkoffers. Es geht nicht so im Handumdrehen. Aber wir
treffen nachher die Kerle, die ihn haben. Sie hatten uns alle auf dem Bahnhof
beobachtet und sind dann mit einem Nachschlüssel in dein Zimmer eingedrungen.
Wie das alles zusammenpaßt, erzähle ich dir, sobald es überstanden ist. Bitte,
gedulde dich noch solange.“
Frau Carsten nickte. Sie war
blaß und in trauriger Stimmung. Aber sie wollte Tarzan das Herz nicht unnötig
schwermachen und lächelte tapfer.
„Du hast Schatten unter den
Augen, Peter. Siehst aus, als hättest du überhaupt nicht geschlafen. Bitte, tu
nichts, was dich oder deine Freunde in Gefahr bringt.“
Tarzan umarmte sie. „Bestimmt
nicht!“ versprach er. Dann sagte er noch, daß er nachher wieder anrufen werde.
Mit Klößchen fuhr er zu Gaby.
Karl war schon dort und erzählte, was sie letzte Nacht auf dem Friedhof erlebt
hatten. Kaum daß die vier in Gabys Zimmer saßen und Oskar seinen Freund Tarzan
ausgiebig begrüßt hatte, da kam Evi Pertigol, Gabys Cousine, von ihrem
Einkaufsbummel zurück.
Daß Evi schon 17 war, wußten
die Jungs. Aber von weitem zumindest sah Evi nicht danach aus. Sie war nur 158
cm groß und zierlich wie eine Elfe. Daß sie ein bißchen an eine Zigeunerin
erinnere, wie Gaby gesagt hatte, stimmte. Sie hatte dunkle, glutvolle Augen und
blauschwarzes Haar. Das Gesicht war hübsch, aber sie hob beim Lächeln die
Oberlippe zu hoch, so daß man etwas Zahnfleisch sah. Das verdarb den Eindruck,
fand Tarzan. Aber natürlich sagte er nichts.
Freundlich begrüßte Evi die
drei. Längere Zeit ließ sie dann keinen Blick mehr von Tarzan. Außerdem zeigte
sie ihm zuerst, was sie eingekauft hatte: Meistens Firlefanz für das
Faschingsfest heute abend bei Detlef Egge.
Tarzan sah sich alles an,
sagte: „Hm. Sehr schön. Wunderbar. Prächtig.“ Das wiederholte er jedesmal — mit
einer gewissen Abwechslung in der Reihenfolge.
Eine Weile überlegte er
sorgfältig. Dann sagte er unvermittelt: „Weißt du eigentlich, daß Detlef Egge ein
ganz mieser Schweinehund ist?“
Fassungslos sah sie ihn an.
„Detlef? Wieso?“
„Das erzählen wir dir gleich.“
Tarzan wandte sich an seine Freunde. „Es hilft alles nichts. Evi muß Bescheid
wissen. Immerhin geht sie heute abend zu Egge. Es wäre unfair, wenn wir sie
nicht warnen.“
„Warnen? Wovor?“ fragte Evi.
„Vor der Tatsache, daß Detlef
Egge mit Rauschgift handelt. Ja, er ist ein Dealer. Und ein Erpresser dazu.“
Evi machte so große Augen, daß
es für zwei Zigeunerinnen gereicht hätte. Gaby lächelte mit schmalem Mund.
Schadenfroh war sie eigentlich nie. Aber jetzt fand sie es doch ganz gut, daß
Tarzan die 17jährige wieder auf den Boden der Wirklichkeit herunterholte.
„Bevor wir dir alles erzählen“,
sagte Tarzan, „versprich, daß du verschwiegen bist wie ein Grab. Vorläufig soll
nämlich niemand was erfahren.“
„Niemand? Ach, wirklich?“ Evi
hatte die Angewohnheit, mit zwei Worten zwei Fragen zu stellen. Offenbar merkte
sie das gar nicht, denn sofort danach hob sie die rechte Hand zum Schwur. „Kein
Wort. Zu niemandem. Das schwöre ich. Gut? Ja?“
„Dann hör’ zu!“ nickte Tarzan.
Sie erzählten ihr alles, und
Evi wurde mal vor Aufregung blaß, mal vor Empörung puterrot.
Schließlich ballte sie die
Hände zu Fäusten.
„So ein Mistkerl. Und der gefiel mir. Aber das war nur äußerlich. Woher sollte ich denn wissen, wie sein
Charakter ist? Jetzt hat er verspielt bei mir. Schade! Auf das Faschingsfest
hatte ich mich gefreut.“
„Wir veranstalten selber eins“,
sagte Gaby rasch. „Das wird viel lustiger. Vor allem nicht so angeberisch. Egge
will doch nur mit der Schwimmhalle protzen. Und bestimmt schenkt er jedem, der
kommt, Alkohol ein. Und vielleicht gibt’s auch Haschisch.“
Tarzan sah auf die Uhr.
„Vielleicht findet das Fest auch gar nicht statt. Denn — wie ich schon sagte —
ich treffe Egge um 14 Uhr in der Milchbar. Falls er kommt. Aber ich glaube, er
kommt. Mich total zu verärgern, kann er sich einfach nicht leisten. Aber nach
unserem Gespräch wird er vielleicht keine Lust mehr haben, heute abend ein Fest
zu feiern. Jetzt muß ich los.“
Natürlich wollten ihn seine
drei Freunde begleiten. Aber er lehnte ab.
„Zunächst geht es nur um den
Dokumentenkoffer. Das habe ich meiner Mutter
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