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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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eingebrockt. Also löffele ich’s
auch aus. Außerdem könnte Detlef Egge Schiß kriegen, wenn wir zu viert
anrücken. Besser ist, ich versuch’s erstmal allein. Bin dann gleich wieder
hier.“
    Die Milchbar ZUR FRÖHLICHEN KUH
war etwa zehn Minuten entfernt, lag an einem belebten Platz, unter Kolonnaden.
Über dem Eingang war ein Schild mit einer grinsenden Kuh. Sie war gezeichnet
wie für ein Kinderbuch der Fünfjährigen. An den Zitzen ihres mächtigen Euters
waren Schläuche angebracht — Milchleitungen —, die zu Gläsern führten. Die
Gläser waren unterschiedlich gefärbt: Rot, gelb, braun, weiß. Darüber konnte
man lesen, welche Geschmacksrichtung das verhieß: Erdbeer, Banane, Malz und
pur.
    Tarzan lehnte sein Rad an einen
der Steinpfeiler und betrat die Milchbar.
    Sie war ziemlich voll, trotzdem
entdeckte er die beiden sofort: Toni Wiedemann und Detlef Egge.
    Sie saßen an einem Tisch ganz
hinten an der Wand, hatten die Köpfe zusammengesteckt, schielten aber
offensichtlich zur Tür. Kaum daß sie ihn bemerkt hatten, redeten sie
theatralisch miteinander — als wären sie auf ‘ner Bühne.
    Tarzan ging durch die
Tischreihen nach hinten. Dabei stiegen ihm die Düfte in die Nase, die hier
schwebten: Heiße Milch, feuchte Kleidung, Zigarrenqualm. Eine tolle Mischung.
Wie die Gäste. Denn neben Jugendlichen und auch Kindern, die begeistert ihr Eis
löffelten, saßen ältere Leute: Rentner und Rentnerinnen, die genauso gern Milch
mochten, weil sie bekömmlich ist.
    Drei Stühle standen an dem
kleinen Tisch, an dem Egge und Toni saßen. Also war einer noch frei.
    Tarzan setzte sich.
    Langsam drehten die beiden die
Köpfe, taten, als bemerkten sie ihn erst jetzt. Kalt sahen sie ihn an. Egge
bemühte sich um einen höhnischen Ausdruck. Toni wirkte verbiestert wie eine
Bulldogge, die sich an einem Tischbein festbeißt und nicht begreift, daß das
kein Knochen ist.

    „Die Schramme“, sagte Tarzan
und deutete auf Tonis Handgelenk, „hast du von mir, nicht wahr? Heilt aber
wieder. Also mach’ dir keine Gedanken. Hast du den Dokumentenkoffer hier?“
wandte er sich an Detlef Egge.
    „Um Gottes willen!“ sagte Egge.
„Schon wieder dieser Verrückte, der sich einbildet, ich hätte den Koffer seiner
Mutter. Das scheint bei ihm eine Krankheit zu sein. Träumst du oft von
Aktenkoffern, Kleiner, oder wie äußert sich das bei dir?“
    „Zum Träumen, Egge, bleibt mir
wenig Zeit, weil ich mich nachts auf Friedhöfen rumtreibe.“
    „Warum legst du dich nicht
gleich in ein Grab und läßt dich einschaufeln?“ feixte Toni.
    „Weil ich dann die 50 000 nicht
mehr ausgeben könnte“, sagte Tarzan. „Das schöne Geld. 10 000 von dir, Egge,
den Rest von Lembke. Da staunt ihr, was? Ja, ich bin bestens informiert. Und
ihr möchtet wissen, woher. Das war ganz einfach. Ich habe dich, Wiedemann, und
Lembke belauscht. Und dann war ich mit zwei Zeugen auf dem Friedhof. Wir sahen,
wie du, Toni Wiedemann, Lembke reingelegt hast. Von wegen Baracke. Dort bist du
nur zum Schein dringewesen. Dann hast du das Geld hinter dem Marmorengel
versteckt, und wahrscheinlich sollte Egge es abholen. Denn daß ihr beide
Komplizen seid und Lembke erpreßt, liegt auf der Hand. Du, Wiedemann, kannst es
allein nicht machen. Denn du berufst dich auf Egge, der angeblich von einem
Unbekannten telefonisch erpreßt wird. Also muß Egge Bescheid wissen. Mehr noch:
Er macht mit. Sonst könntest du, Wiedemann, das gar nicht behaupten. Lembke
brauchte ja nur bei Egge nachzufragen. Okay, daß ihr euren Hauptdealer
schröpfen wollt, ist eure Sache. Ich will den Aktenkoffer haben. Wo ist er?“
    „Toni, der ist
gemeingefährlich“, sagte Egge nach einer Weile. „Er spinnt nicht nur von einem
Koffer. Jetzt geht’s auch um 50 000. Kleiner, den Aktenkoffer würde ich dir
gern geben, wenn ich 50 000 dafür kriegte. Aber leider besitze ich ihn nicht.
Hast du denn soviel Geld bei dir?“
    „Das Geld ist in Sicherheit.
Aber wir können zusammen hingehen und es holen.“
    Egge wandte das Gesicht ab. Mit
ausdrucksloser Miene sah er seinen Komplicen an.
    Toni stand auf. „Ich muß mal!“
Er grinste. „Bin soviel Milch nicht gewöhnt.“ Er schlug Egge auf die Schüler
und zog ab.
    „Also?“ sagte Tarzan.
    „Was?“
    „Wird was aus dem Geschäft?“
    „Du bis ziemlich bescheuert,
Kleiner.“
    „Das würde ich an deiner Stelle
nicht so laut sagen, sonst fährst du heute mit dem Notarztwagen nach Hause.“
    Egge zuckte zusammen, behielt
aber seinen

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