Das Paket mit dem Totenkopf
Klößchen
vorwurfsvoll. „Mein Vater, der weltbekannte Schokoladenfabrikant Herrmann
Sauerlich, stellt diese Köstlichkeiten her. Eine Heroinschokolade ist nicht im
Sortiment. Wenn ich meinem Vater von Ihrem Verdacht erzähle, wird er Sie wegen
Verbreitung geschäftsschädigender Behauptungen verklagen.“
„Red’ keinen Unsinn, Willi!“
sagte Dr. Weniger ärgerlich. „Du weißt, was ich meine. Unter dem Papier kann
man kleine Rauschgifttüten verstecken. Mach’ das Papier auf.“
Klößchen blieb nichts anderes
übrig. Er mußte alle Tafeln öffnen. Natürlich war kein Rauschgift drin.
Stillvergnügt lächelte Klößchen vor sich hin.
Tarzan erriet, was er dachte.
„Auch wenn das Papier jetzt
geöffnet ist“, sagte er, nachdem Dr. Weniger die Bude verlassen hatte,
„brauchst du deshalb noch lange nicht alle Tafeln an einem Tag zu essen,
Willi.“
„Aber den größten Teil. Sonst
verderben sie.“
„Denk’ an die Strickleiter.
Mehr als dein derzeitiges Gewicht halten die Stricke nicht aus.“
„Weiß ich. Aber ich habe ein
neues Modell entdeckt. An das kannst du zehn Zentner hängen.“
„Dann weiß ich ja so ungefähr,
was dein Ziel ist. Aber sobald du über zwei Zentner wiegst, kenne ich dich
nicht mehr. Sonst sagen die Leute eines Tages: Dort kommt Tarzan mit seiner
rollenden Schokoladenkugel.“
Klößchen schob sich ein großes
Stück Zartbitter in den Mund. „Bis zwei Zentner ist es noch weit. Außerdem habe
ich kein Übergewicht — ich bin lediglich einen Kopf zu klein. Und dafür kann
ich nichts. Was machen wir jetzt?“
„Ich bin jetzt bloß gespannt
darauf, wie es mit diesem Alfred Güttlich weitergeht.“
Der Junge war 15 und ging in
die Parallelklasse. Eigentlich mochte ihn niemand. Aber da er sich immer still
und unauffällig verhielt, hatte er auch keine Feinde. Seine Eltern galten als
wohlhabend, kümmerten sich aber nicht viel um ihn. Tarzan hatte ihn zweimal bei
unkameradschaftlichem Verhalten erwischt: Beim Petzen. Seitdem hielt er ihn für
hinterhältig und falsch.
Heroin in der Heimschule — das
war natürlich ein schwerer Schlag. Dem Direktor blieb nichts anderes übrig, als
die Polizei zu verständigen. Vom Fenster aus beobachtete Tarzan, wie
Kriminalkommissar Glockner, Gabys Vater, eintraf. Im Zimmer des Direktors wurde
Güttlich verhört. Aber jedes Wort davon drang hinaus — trotz strikter
Geheimhaltung. Denn Peter ,Peterchen’ Hänisch — der kleinste und schmächtigste
Schüler aus dem zweiten Stock des Haupthauses — kletterte lautlos auf den
Schrank vor der Tür des Direktorzimmers, legte sich flach hin wie eine Flunder
und konnte durch die Ventilationsanlage in der Wand alles verstehen.
Das Ergebnis war dürftig.
Güttlich behauptete, den Mann nicht zu kennen, der ihm das Heroin in der Stadt
verkauft habe. Aus Neugier hätte er sich’s besorgt. Nur aus Neugier. Dabei
blieb er. Und Kommissar Glockner fand keine heiße Spur, obwohl er dem Güttlich
natürlich nicht glaubte.
Auch Tarzan glaubte kein Wort
und hatte einen ganz anderen Verdacht.
Inzwischen waren alle Buden
durchsucht, aber weiteres Rauschgift wurde nicht entdeckt.
Als die Aufregung sich legte,
schlich Tarzan ins Bio-Zimmer und holte das Geld sowie die Strickleiter. Die 50
000 Mark schloß er wieder in seinem Schrank ein. Ideal war das Versteck nicht,
aber er hatte kein besseres. Und mit weiteren Durchsuchungen brauchte man —
hoffentlich — nicht mehr zu rechnen.
Kommissar Glockner fuhr zur
Stadt zurück. Herrmann Güttlich mußte auf seiner Bude bleiben. Daß seine
Kameraden ihn mit Fragen bestürmten, genoß er. Er spielte sich regelrecht auf,
als wäre er der größte Heroinschmuggler aller Zeiten. Die andern beglotzten ihn
zwar neugierig. Aber nett fanden sie ihn noch lange nicht.
14. Die Dealer schlagen zu
Mittlerweile war die
Besenkammer frei geworden. Studienassessor Braun pflegte nie länger als eine
Stunde mit seiner Braut zu telefonieren.
Tarzan rief seine Mutter an.
Neues konnte er nicht berichten, aber er gab sich zuversichtlich. Frau Carsten
wollte im KAISERHOF auf ihn warten. Zusammen mit Klößchen machte er sich auf
den Weg. Diesmal nahmen sie ihre Räder. Tarzan hatte ein Rennrad, von
selbstverdientem Geld gekauft. Klar, daß die beiden viel Zeit sparten, obwohl
sie wegen vereister Straßen nicht so schnell fahren konnten wie im Sommer.
Immerhin — es war ein sonniger
Tag. Gut geeignet für einen Stadtbummel. Aber daraus wurde nicht viel. Nur etwa
eine halbe
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