Das Paket mit dem Totenkopf
Sätzen jagte er die
Treppe hinauf. Es war ein lausiges Gefühl. Jeden Moment konnten Egges Eltern
oder der Butler auftauchen.
Türen, Türen, Türen. Tarzan
horchte an jeder, bevor er sie öffnete. Und sah auch durchs Schlüsselloch. Alle
Zimmer waren dunkel.
Als er schon eine Klinke
herunterdrücken wollte, hörte Tarzan Schritte. Jemand kam rasch und ziemlich
leise näher. Tarzan huschte in eine Nische, in der ein kleiner Schrank stand.
Dahinter kauerte er sich nieder. Tatsächlich — der unsympathische Butler mit
der näselnden Stimme kam den Gang entlang. Vor der Nische blieb er einen
Augenblick stehen, zog ein Taschentuch heraus und schneuzte sich.
Tarzan kroch förmlich in sich
hinein. Hoffentlich schaut der Kerl jetzt nicht in die Ecke, hoffte er.
Der Butler tat es nicht. Er
steckte sein Taschentuch wieder ein und ging weiter. Kurz darauf war er um eine
Ecke verschwunden.
Tarzan kam aus seinem Versteck
hervor und ging auf die nächste Tür zu. Es war die fünfte, und er hatte Glück.
Schon der erste Blick verriet, daß es Detlef Egges Zimmer war: Ein großer Raum
mit wüsten Posters an den Wänden. Die Einrichtung war im Kajütstil, alles
schick und sehr teuer.
Tarzan schloß die Tür hinter
sich, machte Licht, lief zum Schrank und öffnete die Türen.
Der Dokumentenkoffer stand
hinter Detlefs Schuhen.
Vor Freude schlug Tarzan das
Herz bis zum Hals.
Mit einem raschen Blick auf den
Inhalt überzeugte er sich, daß es tatsächlich das Eigentum seiner Mutter war.
Schon wollte er mit dem Koffer
in der Hand zur Tür, als er den Schreibtisch sah. Warum nicht?
Er durchsuchte die Fächer, fand
aber nichts. Erst als er den Bettkasten unter Detlefs breiter Liege hervorzog,
hatte er abermals Erfolg. Unter einer weichen Daunendecke waren versteckt: Das
Paket mit dem Totenkopf und die helle Sporttasche, in der noch das Geld
steckte.
Tarzan ließ beides liegen,
schob den Bettkasten zu und jagte zur Eingangshalle zurück. Gaby wartete noch.
Sie hüpfte hoch vor Freude, als sie den Dokumentenkoffer sah.
„Ich bringe ihn raus zu Karl
und Klößchen“, zischelte er. „Bin sofort wieder da.“
Als er ins Freie rannte, wäre
er fast gegen ein Pärchen geprallt, das in der Dunkelheit stand. Die beiden
schmusten miteinander.
Tarzan lief zur Straße, pfiff
auf den Fingern, sah Karl und Klößchen und rannte ihnen entgegen.
„Hier! Der Dokumentenkoffer.
Laßt ihn nicht aus der Hand. Ruft sofort Kommissar Glockner an. Er soll
herkommen. Und einen Streifenwagen mitbringen. Das Paket mit dem Totenkopf ist
in Detlefs Zimmer: Mindestens ein halbes Pfund Heroin. Das Geld ist auch dort.
Einen besseren Beweis gibt’s nicht.“
„Au Backe!“ meinte Klößchen.
Dann machten beide kehrt und
rannten die Straße hinunter, wo eine Telefonzelle war.
Als Tarzan die Villa erreichte
und zur Schwimmhalle sah, blieb ihm fast das Herz stehen.
Am Schwimmbecken hatte sich
eine große Gruppe gebildet. Alle schienen sich köstlich zu amüsieren — über den
grausamen Spaß, den man sich machte.
Mit Gaby.
Sie trug keine Maske mehr.
Irgendwer hatte sie ihr heruntergerissen.
Zwei Kerle hatten Gaby gepackt.
An Händen und Füßen. Sie wehrte sich, zappelte und versuchte zu treten. Aber
die beiden schwenkten sie in der Luft — unter Johlen und Lachen. Egge stand
daneben. Mit wütendem Gesicht. Er starrte Gaby an, als wollte er sie umbringen.
Und die beiden Kerle handelten offensichtlich auf sein Geheiß. Daß sie Gaby ins
Wasser schleudern wollten, war klar.
Tarzan sprintete zur Tür.
Wieder stand das Pärchen im Weg. Er stieß es zur Seite.
„He!“ rief der Junge.
Die Tür war geschlossen. Er
preßte den Daumen auf die Klingel. Sein Herz schlug wie rasend. Eisige Wut
stieg in ihm hoch.
Augenblicklich wurde die Tür
geöffnet. Von Evi. Auch sie trug keine Maske mehr. Tränen liefen ihr übers
Gesicht.
„Tarzan! Es ist schiefgegangen.
Egge wurde mißtrauisch. Plötzlich wollte er sehen, wer Gaby ist. Hat ihr die
Maske runtergerissen, als sie sich weigerte. Und hat sie erkannt. Jetzt muß sie
Spießruten laufen. Angebrüllt hat er uns, daß du bestimmt der Kerl mit der
Monstermaske wärst. Er...“
Mehr hörte Tarzan nicht.
Er spurtete zur Schwimmhalle.
Im Laufen riß er sich die Maske herunter.
In der Schwimmhalle wurde
gejohlt und gelacht, aber die Stereoanlage war ausgeschaltet.
Gaby schrie. Die beiden Kerle
gingen grob mit ihr um. Sie schwenkten das Mädchen immer noch hin und her. Das
mußte
Weitere Kostenlose Bücher