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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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und zu spritzen scheint. Geschickte, zarte Pinselstriche bilden die einzelnen Fingerhutstauden nach, die Struktur des zerbröckelnden Steins und die winzigen, federnden Mooskissen, die sich daranklammern.
    »Das ist wunderschön«, murmelt sie, neigt das Bild und nimmt es genau in Augenschein. »Es ist so exakt und gleichzeitig so fantasievoll. Wie hat er das gemacht?«
    »Ich dachte, Sie würden es vielleicht als Zeichen sehen«, erklärt Kate. »Oder Omen. Ich meine, das ist das Bild, das ihn auf den Weg zur botanischen Malerei geführt hat. Und er hat es hier ganz in der Nähe gemalt.«
    »Glauben Sie an Zeichen und Omen, Jess?«, fragt Oliver. »Oder sind Sie eher praktisch eingestellt?«
    »Ich weiß es nicht.« Das Bild immer noch in der Hand, sieht sie zu ihm auf. »Ja, doch, ich denke schon, dass ich an Zeichen und Omen glaube. Aber nachdem ich jetzt auf mich allein gestellt bin, muss ich vorsichtig sein.«
    Jess kommt sich wie eine Närrin vor und wünscht, sie hätte das nicht gesagt, weil es kindisch klingt. Sie beugt sich über das Bild und betrachtet es. Zu ihrer Erleichterung reagiert keiner der beiden; keiner sagt: »Aber Sie sind doch nicht allein!« Keiner kommentiert ihre Worte mit irgendeiner Floskel. Sie lassen sie einfach in Ruhe.
    »Ma hat etwas von Mittagessen morgen gesagt«, erklärt Oliver, »falls ihr beide euch dem gewachsen fühlt.«
    »Das wäre schön«, erwidert Kate. »Könntest du ihr bitte danken und ihr ausrichten, dass ich sie später anrufe? Flossie muss bald nach draußen, und ich dachte, Jess und ich könnten mit ihr hinauf ins Moor gehen, sobald sie sich etwas eingerichtet hat.«
    Während die beiden reden, dreht Jess das Bild ein wenig und liest die Worte, die quer in eine Ecke geschrieben stehen.
    Danke für alles. Es war vollkommen. In Liebe, D.
    Sie spürt einen merkwürdigen kleinen Anflug von Traurigkeit und fragt sich, wer die Frau war und was aus ihr geworden sein mag.
    Oliver geht, und sie steht auf, um sich von ihm zu verabschieden. Er küsst Kate, lächelt Jess zu und geht über die Chapel Street davon.
    »Kommen Sie!«, sagt Kate. »Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, und dann können Sie auspacken.«
    Oliver verlässt die Stadt, durchquert Horrabridge und Dousland und fährt dann ins Moor hinauf. Er denkt darüber nach, wie er auf Jess reagiert hat – abgesehen von der normalen körperlichen Reaktion auf ein junges und sehr attraktives Mädchen. Er hat die komplexen Facetten ihres Charakters wahrgenommen: Kraft und Verletzlichkeit. Entschlossenheit und Angst. Eine Offenheit gegenüber Einflüssen von außen und ein starkes Selbstwertgefühl. Er überlegt, dass jeder von äußeren Ereignissen geformt wird, und fragt sich, wie sich Jess entwickelt hätte, wenn ihr Vater nicht in Bosnien gefallen wäre und ihre Mutter nicht wieder geheiratet hätte und ins Ausland gezogen wäre.
    »Aber nachdem ich jetzt auf mich allein gestellt bin, muss ich vorsichtig sein«, hat sie gesagt, ein sehr aufschlussreicher Satz. Sie muss vorsichtig damit sein, wie sie auf Zeichen und Omen reagiert, denn sie hat niemanden mehr, der sie auffangen kann, wenn sie sie missdeutet und scheitert. Damit hat sie signalisiert, dass sie keine Fehlertoleranz, kein Sicherheitsnetz hat, und Oliver ist ziemlich bestürzt über seine Reaktion: einen starken Wunsch, sie zu beschützen. Glücklicherweise ist er zu erfahren, um dieses Gefühl in Worte zu fassen, und hat viel Übung darin, seine Empfindungen zu verbergen. Er hat den Moment vorbeigehen lassen. Der Altersunterschied zwischen ihnen ist groß, und er darf sich nicht zum Narren machen. Das hat er schon öfter geschafft.
    Und jetzt sieht auch er die Geister vergangener Jahre: seine geliebte Phyllida, für die er schmerzlich romantisch geschwärmt hat, die es aber vorzog, glücklich verheiratet zu bleiben; die wunderschöne Claudia, mit der er eine kurze, aber sehr körperliche und leidenschaftliche Affäre hatte; und die liebreizende Chrissie, die ihn angebetet hat, jedoch so jung war, dass er sie nicht ernst genug für eine langfristige Beziehung nehmen konnte.
    Als er durch das Tor des alten Pfarrhauses fährt, sieht er Tom, der mit seinem Aufsitzmäher den Rasen schneidet, und ist erleichtert, weil er jetzt nicht gleich ins Kreuzverhör über Jess genommen wird. Er weiß, dass Toms Fragen ihn in Verlegenheit stürzen werden.
    In dem Moment, als er Cass sieht, wird ihm jedoch klar, dass etwas Wichtigeres passiert ist und Jess nicht mehr Thema Nummer

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