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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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den Druck seiner Hand, und die beiden rücken auf dem Sofa bequemer zusammen.
    »Wer war die Frau, der das kleine Gemälde gehört hat?«, fragt Jess. Sie hat während der ersten paar Tage in Tavistock viel erlebt – sie hat Cass und Tom kennengelernt und das Moor erkundet –, doch trotz all dieser neuen Erlebnisse ist es das Bild, das sie immer noch fasziniert. Es ist das Erste, was sie sieht, wenn sie morgens aufwacht, und das Letzte, bevor sie abends das Licht ausknipst.
    »Felicity«, antwortet Kate. Ihre Stimme klingt nachdenklich und ziemlich traurig. »Felicity war auch eine Marine-Ehefrau, so wie Cass, Juliet und ich. Sie hatte ein Cottage im Moor, in der Nähe von Mary Tavy. Jedenfalls starb Felicitys Mann an Krebs, als sie in den Vierzigern war. Es geschah sehr schnell und unerwartet …«
    »Hatte sie Kinder?« Jess hat das Gefühl, dass sie ein wenig nachhaken muss.
    »Nein. Keine Kinder. Felicity war die am wenigsten mütterliche Frau, der ich je begegnet bin. Nein, sie hat einfach weitergemacht. Weil einem gar nichts anderes übrig bleibt, wenn jemand, den man liebt, gestorben ist.« Wieder zögert Kate. »Nun ja, das wissen Sie ebenfalls, oder?«
    Jess nickt, bleibt aber stumm.
    »Also, es war so: David hat seine Tochter besucht, die in der Nähe von Moretonhampstead lebt, und beschloss, so eine Art Malurlaub einzulegen. Damals kannte ich ihn noch nicht. Jedenfalls begann er, Felicitys Cottage zu malen, ein wunderschönes altes Steinhaus im Dartmoor-Stil, und sie sah ihn draußen auf der Straße sitzen, fand heraus, wer er war, und lud ihn zu einer Tasse Kaffee ein. Die beiden wurden ein Paar.«
    Noch eine Pause.
    »Und?«, fragt Jess. Sie ist fasziniert von dieser kleinen Geschichte.
    »Und David hat ein paar wunderbare Wochen verlebt, in denen er eine neue Richtung für seine Arbeit entdeckte, während er eine Affäre mit Felicity hatte. Sie waren beide verwitwet, aber sie hatte ein paar Jahre lang einen Geliebten gehabt – eine außereheliche Zerstreuung, könnte man sagen –, und daher wiegte ihr Ruf David in dem Glauben, dass sie ganz froh sein würde, wenn es für ihn Zeit wäre, nach London zurückzukehren.«
    »Was ist passiert?«
    »Eine Tragödie. David war aufrichtig davon überzeugt gewesen, dass ihre Affäre eines dieser perfekten kleinen Geschenke ist, die das Leben uns manchmal macht, doch er hätte nie an eine langfristige Beziehung gedacht. Felicity sah das anders. Sie hatte sich gegen alle Erwartung in ihn verliebt. Nachdem er nach London zurückgekehrt war, versuchte sie erfolglos, Kontakt zu ihm aufzunehmen, und dann, eines Abends, hat sie zu viel getrunken und zu viele von ihren Migränetabletten genommen.«
    »Oh, mein Gott …«
    »Ja. Er hat sich das nie verziehen.«
    »Wie schrecklich!« Jess denkt an die Worte auf dem Bild. Danke für alles. Es war vollkommen.
    » Wie kann man über so etwas hinwegkommen?«
    »Es ist ihm nie gelungen. Obwohl es ein Unfall war – und jeder ihn als solchen akzeptierte –, sagte er, dass sie nicht so viel getrunken hätte, wenn sie nicht so unglücklich gewesen wäre. Ich bin ihm ein Jahr später begegnet, und er hat mir alles darüber erzählt. Ich konnte ihm ein paar Hintergrundinformationen über Felicity geben, die es ihm ein wenig erträglicher machten, doch ich glaube, er ist nie wirklich darüber hinweggekommen.«
    »Aber Sie sagten, Felicity habe Ihnen das Bild vererbt.«
    »So war es auch. Sie hat mir alles, was sie besaß, hinterlassen. Ich war geschieden und hatte finanziell zu kämpfen. Da ich diejenige war, die die Ehe beendet hatte, wollte ich von Mark außer Unterhalt für Guy und Giles nichts annehmen, und ich glaube, aus irgendeinem Grund tat ich ihr leid. Ich hatte nach meiner Scheidung auch eine Affäre gehabt, deswegen verstand ich, was sie empfand. Mein Verhältnis habe ich abgebrochen, weil ich dachte, es könnte schwierig für meine Söhne werden, die noch sehr jung waren. Ich war in diesen Mann verliebt, deswegen war das sehr schmerzhaft. Felicity fand, ich sei verrückt. Eines Tages würden die Jungs aus dem Haus gehen, sagte sie, und dann wäre ich allein, und sie behielt auch recht – bis ich David begegnete. Die Liebe zu David hat Felicity verändert. Sie hat sie weicher und verletzlicher gemacht, und sie hat mir ihr ganzes Herz ausgeschüttet: dass sie ihn liebte und dass sie sich ganz verändert fühlte. Als ich ihn später kennenlernte, war das ein furchtbarer Schock. Er kam auf der Suche nach jemand anderem

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