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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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nach der anderen herausziehen und zusehen würde, wie das schwere, glänzende Haar um ihre Schultern und über ihre nackten Brüste fallen würde.
    Cass war auf Zehenspitzen hinter ihn getreten. »Behalt deine Augen bei dir, Schatz!«, flüsterte sie, und er zuckte zusammen, drehte sich um und hatte schon eine abwehrende Bemerkung auf der Zunge. Aber Cass kam ihm wie immer zuvor.
    »Ah«, sagte sie, »die liebreizende Juliet! Nun ja, sie ist wirklich reizend. Oh, schau doch! Al hat sie abgeklatscht. Sieht Mike nicht wütend aus?«
    Und Mike schaute allerdings finster drein, obwohl er versuchte, es mit einem Lachen zu überspielen und so zu tun, als machte es ihm nichts aus, dass sein bester Freund und Kamerad sich an seine Frau heranmachte. Er zuckte mit den Schultern und ging an die Bar; doch sogar Tom, der kein besonders analytischer Geist war, sah, dass Mike verärgert war.
    »Al ist das Letzte«, meinte Cass. »Er tanzt zu eng mit ihr. Das macht er immer. Viele meiner Freundinnen sagen das auch. Verdammt lästig. Er weiß genau, dass wir nicht wagen, ihn zu ohrfeigen oder einen Aufstand zu machen, vor allem, da sein Vater drüben in der Ecke sitzt und zusieht. Keine möchte, dass ihr Mann bei Dickie schlecht angeschrieben ist. Al verlässt sich auf unsere guten Manieren.«
    Tom murmelte etwas davon, dass es so schlimm nicht sei. Er fühlte sich unbehaglich und fand, dass das Ganze viel Lärm um nichts war, doch in einem hatte Cass recht. Keiner dieser jungen Männer wäre erfreut, wenn seine Frau vor einem vorgesetzten Offizier aus der Rolle fiel. Schließlich konnte auf einer Tanzfläche nicht viel passieren. Das sagte er auch Cass, die in scharfem Ton fragte, wie er sich denn vorkommen würde, wenn er jedes Mal, wenn er mit einer Frau tanzte, begrapscht würde.
    »Bestimmt eine feine Sache«, gab er zurück und grinste. »Wenn es Juliet wäre, hätte ich bestimmt nichts dagegen, das kann ich dir sagen.«
    Er warf Cass einen Blick zu und fragte sich, ob er zu weit gegangen war, doch sie lachte schon wieder, und er spürte eine große Woge von Dankbarkeit: Gott, was für ein Glück, sie zu haben! Sie lachte so gern und genoss das Leben, und seine Freunde waren fast genauso hinter ihr her wie hinter der göttlichen Juliet. Er konnte sich verdammt glücklich schätzen. Und hier kam Stephen Mortlake und forderte Cass auf, und Tom winkte ihnen gutmütig nach und ging zu Mike an die Bar.
    »Das ist die Strafe dafür, eine schöne Frau zu haben. Gilt für uns beide«, meinte er, bestellte einen Horse’s Neck, seinen Lieblingscocktail, und grinste Mike zu.
    Aber Mike war nicht zu Scherzen aufgelegt. Mit mürrischer Miene kippte er seinen Drink herunter, und sein Blick klebte an Al und Juliet, die langsam um die Tanzfläche kreisten. Und dann kamen Johnnie und Fred und hatten wie immer bei einem Clubabend oder einer Party hübsche Mädchen am Arm hängen, die sie irgendwo aufgetrieben hatten. Tom verzog ein wenig das Gesicht und wies mit einer Kopfbewegung auf Mike, um sie vorzuwarnen. Doch Johnnie und Fred würden wahrscheinlich keine Anstalten machen, Mike aufzuheitern. Dazu hatten sie früher zu sehr unter seinen Schikanen gelitten.
    »Na, seid ihr abgemeldet?«, fragte Johnnie freundlich.
    »Soll ich Al für dich schlagen?«, setzte Fred hinzu.
    »Bis du groß genug dazu bist, bist du schon zu alt«, knurrte Mike ihn an und nahm noch einen Schluck von seinem Drink.
    Johnnie und Fred schnitten Grimassen, grinsten Tom zu und zogen ihre Mädchen auf die Tanzfläche. Stephen Mortlake brachte Cass zu ihm zurück.
    »Sagt, sie hätte genug«, erklärte er.
    »Natürlich hat sie das«, gab Tom zurück. »Deswegen habe ich sie ja geheiratet. Weil sie so einen guten Geschmack hat.«
    Und er nahm Cass in die Arme. Sie gingen auf die Tanzfläche, und die Band begann, California Dreamin’ zu spielen.
    Toms Gedanken kehren in die Gegenwart zurück; er greift nach Cass’ Hand und lächelt ihr zu. Verstohlen atmet Cass erleichtert auf und entspannt sich ein wenig. Stephen Mortlakes Name hat alte Geister heraufbeschworen und sie an eine jüngere, frechere Cass erinnert, die Risiken einging und auch gelegentlich vom rechten Weg abkam. Offensichtlich hat Tom nicht ganz die gleichen Verbindungen gezogen wie sie, aber sie möchte das Gesprächsthema im Moment nicht weiter verfolgen. Soll er doch glauben, dass sie eifersüchtig ist, das kann ihr nur recht sein. Es wird sein Ego aufpolstern und seine Stimmung verbessern. Sie erwidert

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