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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Jahren in dieser Situation sind. Solange Gemma in Kanada war, konnten sie das Thema umgehen; manchmal sind sie kurz aneinandergeraten, haben sich aber rasch wieder in die Wärme und Beständigkeit ihrer langjährigen Beziehung zurückgezogen. Doch seitdem Gemma und die Zwillinge hier sind, ist es, als müssten die Fronten klarer gezogen werden.
    Cass schüttelt den Rock aus. Sie weiß, dass es unfair ist, Guy die ganze Schuld zu geben. Gemma und sie sind einander zu ähnlich, als dass sie diesen Charakterzug ignorieren könnte, der Gemma zum Flirten verleitet und sie dazu bringt, eine gelegentliche sexuelle Begegnung als so unwichtig wie einen Besuch im Fitnessstudio oder ein Tennismatch zu betrachten. Was sie, Cass, Guy allerdings vorwirft, ist, dass er Gemma und die Zwillinge nach Kanada – und zu Mark – mitgenommen hat.
    »Ich habe Mark noch nie gemocht«, gibt sie zu, »und er mich auch nicht. Gemma kann ihn ebenfalls nicht leiden. Ich kann mir nicht erklären, wieso Kate ihn geheiratet hat. Guy ist nicht so emotionslos wie er, das weiß ich, aber ich fürchte, er wird sich, je älter er wird, vielleicht in jemanden wie Mark verwandeln – wenn du verstehst, was ich meine. Ich bin gar nicht gern dort, wo er immer im Hintergrund steht und so selbstzufrieden und rachsüchtig aussieht. Für Kate muss es die Hölle sein, sie dort zu besuchen. Und es ist noch schlimmer geworden, seit er wieder geheiratet hat. Nicht, dass Kate sich daraus etwas machen würde. Ich glaube, eigentlich ist sie erleichtert. Sie fühlt sich etwas weniger schuldig, weil sie ihn verlassen hat.«
    Tom pfeift leise eine kleine Melodie. »Was dich wirklich stört, ist, dass Mark die Genugtuung hat, gewonnen zu haben. Deswegen möchtest du, dass Guy, Gemma und die Zwillinge zurückkommen, stimmt’s?«
    »Teilweise.« Cass legt den Rock neben die Hemden. »Aber größtenteils, weil sie mir so fehlen und ich weiß, dass Gemma dort nicht glücklich ist. Und Guy anscheinend auch nicht. Jedenfalls hat sie ihre Entscheidung getroffen, und es hatte nichts mit uns zu tun. Wir haben sie nicht beeinflusst, und ich werde nicht vor schlechtem Gewissen zerfließen, wenn Guy nicht nachkommt.« Sie schaltet das Bügeleisen aus. »Sollen wir etwas zu Mittag essen? Oliver hat gesagt, er wolle auf dem Rückweg von South Brent irgendwo anhalten und einen Happen zu sich nehmen.«
    Ohne Tom einen Blick zu gönnen, tritt sie an ihm vorbei, und nach kurzem Zögern folgt er ihr nach unten.
    Kate wirft ein paar Dinge in eine Reisetasche. Viel braucht sie nicht, schließlich fährt sie nach Hause, oder? Ein anderes Zuhause in einer vollkommen anderen Umgebung, aber trotzdem ein Zuhause. Sie richtet sich auf und sieht sich in ihrem Schlafzimmer, unter ihren vertrauten Besitztümern, um. Es ist merkwürdig und verwirrend, zwei Häuser ihr Zuhause zu nennen, aber dieses hier gehört ihr wenigstens. Das Cottage am Ende der Häuserreihe in St. Meriadoc gehört Bruno, obwohl es sich wie ihr Heim anfühlt und auch so aussieht. Die Vorstellung von zwei Orten, an denen sie zu Hause ist, verwirrt sie; schon jetzt fühlt sie sich hin und her gerissen. Das Rauschen des Meeres fehlt ihr, die hohen, kahlen Klippen – doch es ist auch schön, zu Fuß in die Stadt zu gehen oder ins Moor hinauszufahren und zu wissen, dass die Zwillinge nur ein paar Meilen entfernt zur Schule gehen.
    Warum soll sie nicht einfach beide Cottages behalten und zwischen ihnen pendeln? Schließlich hat sie auch glücklich und zufrieden abwechselnd in dem Haus in Whitchurch, Davids Haus und dem Londoner Atelier gelebt. Aber das war etwas anderes: Die Wahrheit ist, dass sie sich in dem Haus in London nie wirklich heimisch gefühlt hat. Vielleicht hat David genauso über das Haus in Whitchurch gedacht, doch trotzdem hat ihre Ehe funktioniert. Sie hatten spät geheiratet und beide erwachsene Kinder, und sie waren froh über den Freiraum, den sie einander ließen. Sie war weiter für ihr Haus zuständig geblieben und David für seines, sodass die Ehe zwischen ihren Elternteilen die jeweiligen Kinder fast unberührt ließ. Niemand hatte sich entscheiden oder etwas aufgeben müssen. David war Künstler und sein Arbeitsplatz war ihm heilig gewesen, aber in allem anderen war er sehr flexibel gewesen. In dieser Hinsicht ist Bruno ihm ganz ähnlich.
    Kate nimmt die Tasche und geht nach unten. Dort überzeugt sie sich davon, dass die Küche aufgeräumt ist, zieht Stecker aus den Steckdosen und schlendert weiter ins

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