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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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anderen Zimmer auf der anderen Seite der Eingangshalle auf. Er streckt ihm die Hand zum Gruß entgegen.
    »Oliver«, sagt er. »Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben, aber ich würde Sie überall als Cass’ Sohn erkennen.«
    Als sie alle in die Küche gehen, klettert ein schlecht gelaunter kleiner Terrier steifbeinig aus seinem Korb am Herd und knurrt Oliver an.
    »Ach, sei still, Popps!«, meint Johnnie und nimmt das Hündchen auf den Arm. Sophie grinst Oliver zu, er erwidert ihr Lächeln, und mit einem Mal ist er glücklicher als je zuvor in seinem Leben.
    Er sieht zu, wie sie Kaffee aufbrüht. Ihm gefällt die Linie ihres Kiefers und ihre muskulöse, wohlgeformte Figur. Ihre Haut ist von Sommerwind und Sonne noch leicht gebräunt, und ihr Mund ist groß und offenbar immer zum Lachen aufgelegt. Jetzt lächelt sie, als Jess und Guy in die Küche kommen, und Popps beginnt zu bellen. Oliver steht auf, um Guy vorzustellen.
    »Da haben Sie eine wunderschöne, klassische Jacht auf dem Fluss liegen, Sir«, bemerkt Guy. »Jess hat mir erzählt, Sie hätten sie selbst restauriert.« Währenddessen beruhigt Jess Popps. Wieder begegnet Olivers Blick dem von Sophie, und es ist, als wären sie auf magische Weise von der plaudernden, lachenden Gruppe isoliert.
    Er setzt sich an den Tisch, sieht Jess an und versucht, sich auf sie zu konzentrieren. Johnnie und Guy sind tief in ein Gespräch über Boote und Segeln versunken, und Sophie gießt Kaffee in weiße Porzellanbecher.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragt er Jess, und als er sie nun genauer ansieht, fällt ihm auf, dass ihr Blick umschattet und nachdenklich wirkt.
    »Okay«, sagt sie. »Mir geht es gut.« Aber sie schaut weg und beißt sich auf die Lippen, und sie knetet unter dem Tisch nervös die Hände.
    »Stimmt etwas nicht?« Er spricht leise.
    Sie schüttelt den Kopf, wirkt jedoch immer noch unsicher. »Ich würde Ihnen gern etwas zeigen. Nur Ihnen. Wenn wir nachher in die alte Segelwerkstatt gehen.«
    »Einverstanden«, antwortet er. »Nach dem Kaffee?«
    Sie nickt, lächelt kurz Sophie zu, die ihr Kaffee reicht, und hört dann Johnnie zu, der jetzt über die Fastnet-Regatta redet.
    »Ich sehe kurz nach Rowena«, erklärt Sophie.
    Als sie fort ist, entspannt sich Oliver auf seinem Stuhl und atmet tief durch, als wäre er sehr schnell gerannt. Langsam sieht er den Raum wieder scharf vor sich: den Terrier in seinem Korb, die lebhafte Miene, mit der Guy Johnnie zuhört, den Krug mit Spindelstrauchzweigen auf dem Tisch. Er ist es zufrieden, in diesem Moment, dieser kurzen Zeitspanne, zu verharren, bevor Sophie zurückkehrt und etwas ganz Neues beginnt.
    »Was für ein Ausblick!«, murmelt Guy. Er steht im Seegarten, sieht zur Circe auf und dann flussabwärts zu den zwei großen Brücken. »Das ist ja verrückt. Ich habe die ersten zwanzig Jahre meines Lebens in der Gegend um Tavistock verbracht und hatte keine Ahnung, dass das hier existiert. Na ja, natürlich kannte ich den Tamar. Pentillie Castle, Cotehele und Morewhellam. Aber ich bin nie hier gesegelt. Aus irgendeinem Grund bin ich immer von Dartmouth aus ausgelaufen.«
    Johnnie fühlt sich durch Guys Reaktion auf sein Zuhause und die Umgebung sichtlich geschmeichelt. »Wenn Sie mögen, könnten wir morgen segeln«, erbietet er sich. »Wir könnten mit der Alice hinausfahren und uns einen schönen Tag machen. Der Gezeitenstand ist richtig, doch wir müssen spätestens um acht aufbrechen. Was sagen Sie dazu?«
    Angesichts von Guys Miene muss Oliver beinahe lachen: Er sieht aus wie ein Fünfjähriger am Weihnachtsmorgen.
    »Sehr gern«, stimmt Guy sofort zu. »Das wäre großartig.«
    »Dann ist das also abgemacht«, gibt Johnnie zurück. Er beginnt zu erklären, dass der Seegarten einst eine Anlegestelle war und früher die Segelschiffe und Lastkähne weit landeinwärts gefahren sind, und Guy lauscht ihm fasziniert. Die beiden schlendern in Richtung Bootshaus davon.
    Wollte er sich nicht eigentlich mit Gemma in Verbindung setzen und versuchen, die Sache in Ordnung zu bringen?, fragt sich Oliver. Was Guy wohl durch den Kopf geht? Offensichtlich hat er das Gefühl, dass es auf einen Tag mehr oder weniger nicht ankommt. Schließlich weiß Gemma sicher noch nicht, dass er wieder im Lande ist.
    »Wir schreiben uns häufig E-Mails«, hat Gemma ihm einmal erklärt, »aber mit einem Handy kann er nichts anfangen. Ich bestehe darauf, dass er eins dabeihat, doch er schaltet es nie ein. Mit den modernen Kommunikationsmitteln,

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