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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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er dramatisch und legt die Hand aufs Herz. »Flieg mit mir, Sophes!«
    Sie beginnt zu lachen. »Da würdest du aber schön erschrecken, wenn ich Ja sage, oder? Du solltest lieber aufbrechen, bevor das Wasser zu weit fällt, sonst sitzt du hier buchstäblich auf dem Trockenen.«
    Freddy grinst Oliver an. »Diese Frau ist so etwas von prosaisch! Kein Gefühl für Romantik. Wir treffen uns sicher wieder, Oliver. Wie ich hörte, gibt es ein großes Essen für die junge Jess. Richten Sie Tom und Cass aus, dass ich mich darauf freue, sie wiederzusehen! Unsere letzte Begegnung liegt viel zu lange zurück.«
    Sie eskortieren ihn in den Flur, und Fred geht hinaus, hebt die Hand und schließt die Hintertür hinter sich. Sophie und Oliver sehen einander an.
    »Du würdest dieses Anwesen nie verlassen wollen, oder?«, fragt er leise. »So sehr gehörst du hierher, zu all diesen Menschen.«
    Sie wirkt verblüfft, beinahe erschrocken. »Sie sind meine Familie«, erwidert sie unsicher – und dann, plötzlich, beginnt irgendwo im Haus eine Glocke hartnäckig zu läuten. Sophie stößt einen leisen Ausruf aus, der teils Frustration und teils Erleichterung ausdrückt.
    »Rowena«, erklärt sie. Sie hält einen Moment inne. »Komm, ich stelle dich ihr vor!«
    Jetzt wirkt Oliver verblüfft und besorgt. »Wird sie das denn nicht überraschen?«, fragt er. »Ich meine, sie kennt mich doch nicht.«
    »Sie erinnert sich an Tom, und sie hat gehört, dass du an dem Wiedersehensessen teilnimmst. Komm schon, das wird sie aufmuntern! Aber denk daran, dass sie sehr schwach ist und im Moment ihre Gedanken ziemlich schweifen. Eine Weile ist sie klar und dann wieder vollkommen verwirrt. Sie bekommt viele Medikamente.«
    Zusammen gehen sie die breite, geschwungene Treppe hinauf und erreichen den Absatz. Die Glocke hat zu läuten aufgehört, und jetzt bleibt Sophie vor der zweiflügligen Tür stehen.
    »Warte«, bittet sie leise. »Ich rufe dich gleich.«
    Er steht am Fenster des Treppenabsatzes und sieht über den Fluss zu den gegenüberliegenden Hügeln hinaus, wo ein Bauer pflügt. Ein Schwarm Möwen folgt dem Traktor; sie kreisen über der frisch aufgeworfenen Erde und stoßen herab. Ein kleines Boot löst sich von Johnnies Anleger, und der Mann an den Riemen steuert es mit kräftigen Bewegungen über den Fluss: Freddy rudert nach Hause.
    »Sie möchte dich gern sehen«, sagt Sophie hinter Oliver, und er dreht sich um und folgt ihr ins Zimmer. »Ich fürchte, sie ist gerade ein wenig verwirrt, aber mach dir nichts draus!«
    Die alte Frau wird rundum von Kissen gestützt und hat das kleine Gesicht begierig der Tür zugewandt. Neben ihr, unter der Tagesdecke, bewegt sich Popps und knurrt leise. »Pssst«, sagt Rowena und streichelt über das kratzige Köpfchen, und Popps legt sich wieder hin.
    »Das ist Oliver«, erklärt Sophie. »Toms Sohn. Sie erinnern sich doch an Tom, Rowena? Ein Freund von Johnnie.«
    Rowenas Blick ist scharf und durchdringend, und sie hält seine Hand mit ihren arthritischen Fingern so fest, dass sich ihre Ringe in seine Haut graben.
    »Setzen Sie sich!«, murmelt sie. »Sind Sie mit Al bekannt?«
    Er schüttelt den Kopf und nimmt auf einem Stuhl Platz, der dicht neben dem Bett steht. Immer noch hält er ihre Hand. »Mein Vater, Tom«, erklärt er deutlich, »ist mit Johnnie befreundet.«
    »Johnnie?« Sie runzelt die Stirn und schließt die Augen, umklammert aber nach wie vor seine Finger. »Juliet ist zurückgekommen«, erklärt sie laut. »Juliet.« Ihre Augen sind wieder offen, und sie beobachtet ihn. »Kennen Sie Juliet?«
    Er zögert und sieht Sophie an, die ein wenig das Gesicht verzieht und dann schulterzuckend nickt.
    »Juliet«, wiederholt er, als stimmte er Rowena zu. »Und Jess«, sagt er, weil er nicht direkt lügen will. Er erinnert sich an sein Gespräch mit Jess und fühlt sich unbehaglich. Das sind nicht nur die verschlungenen Wege eines verwirrten Geistes; da ist etwas sehr Wichtiges, obwohl er nicht die geringste Ahnung hat, was das sein könnte.
    »Freddy hat uns gerade besucht«, erklärt Sophie munter, kommt näher und beugt sich über das Bett. »Es hat ihm leidgetan, dass er nicht mit Johnnie und Jess segeln konnte.«
    »Freddy und John«, sagt Rowena. Unerwartet lacht sie, und Oliver erhascht einen Eindruck davon, was für eine attraktive Frau sie einmal gewesen sein muss. »Johnnie und Fred. Freddy und John. Die beiden waren unzertrennlich, verstehen Sie? Aber sie waren nicht ungezogen. Nicht wie Al

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