Das Paradies am Fluss
Weihnachtsfeste hier am Tamar mit Louisa und der ganzen Familie.
Jetzt, da Oliver nicht in ihrer Nähe ist, steigt Panik in ihr auf. Sophie fragt sich, ob sie sich das Ganze nur eingebildet hat und ob er nur unverbindlich mit ihr geflirtet hat. Doch sie erinnert sich an jede Einzelheit ihrer Begegnung, an dieses Gefühl von Vertrautheit und Ungezwungenheit, zusammen mit einer seligen Aufregung, die sie noch nie erlebt hat. Als er sie vor Rowenas Zimmer geküsst hat, war Sophie sich sicher gewesen. Küsse sind so wichtig und verraten so viel!
Sie lächelt in sich hinein; bei der Erinnerung an diesen Kuss kehrt ihre Zuversicht zurück. Ihr gefällt Olivers mitfühlende Art. Ihr gefällt, dass Rowenas Hilflosigkeit ihn gerührt hat, dass er sich Sorgen um seine Schwester und Guy und um Jess macht. Er wird verstehen, dass sie die Trehearnes nicht einfach im Stich lassen kann, und sie werden gemeinsam eine Lösung finden.
Sie tätschelt die Circe noch einmal und geht dann über den Rasen zurück, um Rowena eine Tasse Tee zu kochen.
Die Segler kehren glücklich und müde zurück. Die Alice liegt wieder an ihrem Ankerplatz, und Guy verabschiedet sich eilig und fährt in seinem Mietwagen davon.
»Er ist nett«, meint Jess beim Abendessen. »Zuerst kommt er einem ein wenig Furcht erregend vor, nicht besonders mitteilsam; aber er hat eine solche Leidenschaft für Boote! Richtig rührend eigentlich, wie Will mit seiner Heron.«
»Leidenschaft ist so attraktiv, nicht wahr?« Johnnie wirft Sophie einen Blick zu und ist amüsiert und leicht erstaunt, als er sieht, wie ihre Wangen rot anlaufen. Er hat die Anziehung zwischen ihr und Oliver bemerkt, aber ihm war nicht klar gewesen, wie ernst die Sache sein könnte. »Genau wie bei unserer Jess«, fährt er fort, um Sophie nicht in Verlegenheit zu bringen, »mit ihrem Malen und Zeichnen. Mit ihrer Leidenschaft für die Kunst steckt sie andere Menschen an.«
»Herrje! Stimmt das wirklich?« Jetzt ist Jess an der Reihe, verlegen zu werden. »Ich hoffe, dass ich nicht ständig über meine Arbeit rede.«
»Natürlich nicht«, versetzt Sophie rasch. Sie ärgert sich, weil sie errötet ist. »Nicht mehr jedenfalls als Guy über seine Boote. Ich finde genau wie Johnnie, dass er dann richtig lebendig wirkt, nicht wahr? Er hätte bestimmt Stunden im ›Schmollwinkel‹ verbringen und diese alten Fotos ansehen können. Dein Buch hat ihn fasziniert.«
»Er segelt erstklassig, und er hat sehr gute Vorstellungen über klassische Segeltouren«, meint Johnnie nachdenklich. »Leute aufs Meer mitzunehmen, entweder einfach um des Erlebnisses willen oder zu Kursen. In Kanada hat er versucht, seinen Vater von der Idee zu überzeugen.«
»Ja«, sagt Jess und steht auf, um zu helfen. »Seine Frau ist schon zurück, und seine Söhne sind am Mount House. Wir treffen uns alle zum Rugbyspiel am Samstag.«
»Ja, das hat er mir erzählt«, gibt Johnnie zurück. »Aber so ganz habe ich das nicht verstanden. Ich hatte angenommen, die Jungs wären zurückgekommen, um hier das Internat zu besuchen, und dass Gemma nach Kanada zurückkehrt, sobald sie sich eingelebt haben. Guy war auch am Mount House, oder?«
»Und Oliver«, murmelt Sophie. Sie spürt das törichte Bedürfnis, seinen Namen laut auszusprechen. »Und Guys Bruder«, setzt sie rasch hinzu.
Johnnie beobachtet sie nachdenklich. Arme alte Sophes! Es hat sie schlimm erwischt.
»Will behält sie im Auge«, sagt Jess. »Guys Söhne, meine ich. Ben und Julian.«
»Dann ist Guys Frau«, fragt Johnnie, der es genau wissen will, »also für immer zurückgekehrt?«
Sophie und Jess sehen einander an und überlegen, welche von ihnen die verlässlichsten Informationen hat.
»Gemma ist Olivers Schwester«, erklärt Sophie. »Das hast du wahrscheinlich erraten. Er sagt, dass Gemma ihre Familie und ihre Freunde vermisst und Guys Vater ein ziemlich schwieriger Mensch ist. Er lässt seinem Sohn nicht viel Spielraum, und Guy ist sehr frustriert. Sie streiten sich ständig, und das gefällt Gemma nicht. Sie ist mit den Zwillingen zurückgekehrt und hofft, dass Guy nachkommt, obwohl keiner von ihnen so recht weiß, wie er sich dann seinen Lebensunterhalt verdienen soll.«
Jess stellt Käse auf den Tisch und ist froh, dass man nicht sie gebeten hat, die Situation zu erklären. Sie ist sich nicht sicher, ob sie Johnnie erzählen darf, was Kate ihr anvertraut hat. Doch Sophie findet offenbar nicht, dass Guys Privatleben ein Geheimnis ist.
»Er hat mit Jachten
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