Das Paradies auf Erden
Tag?”
Thomas merkte, dass Claudia nur aus Höflichkeit fragte. Was sie wirklich beschäftigte, ihre Augen glänzen und ihre Wangen glühen machte, war der Inhalt der Kiste vor dem Kamin.
“Was hast du gefunden?” fragte er.
“Cork meint, du hättest dir schon immer einen Hund gewünscht.”
Thomas unterdrückte ein Lächeln und kam näher, um den Findling zu betrachten. “Ausgesetzt? Misshandelt? Verhungert? Vermutlich trifft alles zu.
Wo hast du ihn gefunden?”
“Setz dich hin, und trink deinen Tee”, sagte Claudia. “Ich erzähle dir alles, und dann wirst du ihn untersuchen, nicht wahr?”
Thomas trank seinen Tee und aß dazu den Toast, den Claudia ihm gemacht hatte. Dabei lauschte er ihrem Bericht, ohne sie zu unterbrechen.
“Cork hat sich großartig verhalten”, erklärte sie zum Schluss. “Ich dachte, es würde ihm etwas ausmachen. Ein schmutziger kleiner Hund in deinem schönen Haus … “
“Unserem Haus, Claudia”, verbesserte Thomas sie freundlich.
“Mag sein, aber du weißt schon, was ich meine. Können wir den Hund behalten? Ich kenne die Rasse nicht, aber er wird sich bestimmt prächtig entwickeln.”
“Die Möglichkeit besteht.” Thomas hockte sich neben die Kiste und tastete den mageren kleinen Körper vorsichtig ab. “Unterernährt und misshandelt, aber soweit ich feststellen kann, ist nichts gebrochen. Ich kenne den Tierarzt des Bezirks und werde ihn bitten, vorbeizukommen und sein Urteil abzugeben.”
“Dann behalten wir ihn? Du hast nichts dagegen?”
“Nein, Claudia. Cork hat Recht. Ich habe mir immer wieder einen Hund gewünscht.” Dass er dabei an einen reinrassigen Neufundländer gedacht hatte, erwähnte Thomas nicht.
Am späteren Abend kam der Tierarzt vorbei - ein junger, untersetzter Mann mit dichtem schwarzem Haar, das ihm vom Kopf abstand.
“Um was für einen Hund handelt es sich?” fragte er Thomas schon an der Tür.
“Woher haben Sie ihn?”
“Kommen Sie herein, John, und begrüßen Sie meine Frau”, antwortete Thomas, “Sie hat das arme Tier gefunden.”
John Timble hatte von der unerwarteten Heirat des Professors gehört und betrachtete Claudia neugierig. Schön und charmant, dachte er, und außerdem hat er eine angenehme Stimme. Glücklicher Kollege!
“Meine Frau wird sich freuen”, sagte er, nachdem er Claudia die Hand geschüttelt hatte. “Wo ist denn unser Patient?”
John nahm sich Zeit für die Untersuchung. “Die Knochen sind heil”, erklärte er dann, “aber mehrere Schwellungen lassen darauf schließen, dass er geschlagen oder getreten worden ist. Und sehen Sie sich die wunden Pfoten an. Der arme Kerl hat versucht zu entkommen…”
“Welche Rasse vermuten Sie?” fragte Thomas.
“Das ist schwer zu sagen. Er wird weder groß noch besonders schön werden, aber für Anhänglichkeit und Treue kann ich garantieren. Ich gebe ihm vorsichtshalber zwei Spritzen.” John sah Claudia an. “Regelmäßige kleine Mahlzeiten und tägliche Spaziergänge im Garten. Auf die Straße darf er erst, wenn er sich ganz eingewöhnt hat.”
John trank noch eine Tasse Kaffee und verabschiedete sich dann. “Sie haben eine charmante Frau, Thomas”, sagte er an der Tür. “Sie müssen Alice und mir die Freude machen und zum Essen kommen.”
“Mit Vergnügen”, antwortete Thomas und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
“Danke, Thomas”, sagte Claudia, die noch neben der Kiste kniete. “Ich weiß, du wolltest einen anderen Hund, aber denk daran, wie viel Spaß wir mit ihm haben werden!”
Thomas betrachtete den Hund, der inzwischen aufrecht saß und nicht mehr auswich, wenn man ihn streicheln wollte. Sein Fell war schwarz, die großen Ohren passten nicht zu dem kleinen Fuchsgesicht, und der lange, dünne Schwanz hätte einer Ratte Ehre gemacht.
“Er wird zu dem ungewöhnlichsten Hund heranwachsen, den man sich denken kann”, erklärte er feierlich.
“Das glaube ich auch”, stimmte Claudia erleichtert zu. “Ein netter Mann, dieser John. Sind alle deine Freunde so nett?”
“Ich hoffe es für dich, Claudia. Viele von ihnen wirst du auf dem Ball kennen lernen.” Thomas setzte sich hin und streckte die langen Beine aus. “Hast du beim Einkaufen an den Ball gedacht, oder möchtest du dich noch einmal umsehen?”
“Ich habe ein Kleid”, versicherte Claudia. “Nicht auffällig, aber passend, wenn ich an meine neue Stellung denke.”
“Ich vertraue ganz deinem Urteil”, versicherte Thomas. “Du hast einen ausgezeichneten
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