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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Centimes.«
    Ein freudiges Lachen ging durch das ganze »Paradies der Damen«. Die Zahl machte die Runde; es war die höchste Einnahme, die jemals ein Modewarenhaus an einem einzigen Tag verzeichnet hatte. –
    Als Denise am Abend ins Dachgeschoß hinaufstieg, um zu Bett zu gehen, mußte sie sich an der Wand stützen. In ihrem Zimmer angekommen, warf sie sich auf das Bett, da sie sich kaum mehr auf den Beinen zu halten vermochte. Lange betrachtete sie mit trauriger Miene den Toilettentisch, den Schrank, diese ganze Dürftigkeit, wie sie nur in Mietshäusern zu finden ist. Hier also sollte sie leben; und sie sah diesen ersten abscheulichen Tag vor sich, der in einer unendlichen Reihe wiederzukehren drohte. Niemals würde sie die Kraft zu einer solchen Existenz finden. Ein Schluchzen schüttelte sie, und beim Gedanken an ihre beiden Geschwister brachen die so lange zurückgehaltenen Tränen in einem nicht enden wollenden Strom hervor.
     

Fünftes Kapitel
    Am folgenden Morgen war Denise kaum eine halbe Stunde in der Abteilung, als Frau Aurélie in strengem Ton sagte:
    »Fräulein, Sie sollen sich bei der Geschäftsleitung melden!«
    Das junge Mädchen fand Mouret allein in dem großen Arbeitszimmer. Er hatte sich plötzlich der »Löwenmähne« erinnert, wie Bourdoncle sie genannt hatte, und obwohl es ihm sonst widerstrebte, den Gendarmen zu spielen, war er auf die Idee verfallen, sie zu sich kommen zu lassen, um sie ein wenig aufzurütteln, falls sie noch immer so provinzmäßig herumlaufen sollte.
    »Fräulein«, begann er, »wir haben Sie aus Rücksicht auf Ihren Onkel eingestellt, aber Sie dürfen uns nicht in die unangenehme Notwendigkeit versetzen –«
    Er unterbrach sich. Ihm gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches stand Denise aufrecht, ernst und blaß da. Ihr Seidenkleid war nicht mehr zu weit, es lag eng an ihren runden Hüften an und betonte die weichen Linien ihrer mädchenhaften Schultern; ihr Haar, das sie in dicken Flechten aufgesteckt hatte, sah noch immer etwas wild aus, doch es wirkte bereits gebändigter. Am Abend vorher war sie gänzlich erschöpft in Kleidern eingeschlafen; als sie dann gegen vier Uhr morgens erwacht war, hatte sie sich ihrer nervösen Empfindlichkeit geschämt, sich sofort darangemacht, ihr Kleid zu ändern, und eine volle Stunde vor dem schmalen Spiegel damit verbracht, ihre Haare zurechtzustecken.
    »Gottlob, Sie sehen heute schon besser aus«, murmelte Mouret, »aber da sind noch immer ein paar dieser verteufelten Schwänze.«
    Er stand auf und trat zu ihr, um sich mit der gleichen vertraulichen Gebärde wie gestern Frau Aurélie mit ihren Haaren zu schaffen zu machen.
    »Da, schieben Sie das hinter die Ohren … Der Knoten sitzt zu hoch.«
    Sie ließ alles wortlos mit sich geschehen. Sie war überzeugt, daß er sie nur habe rufen lassen, um ihr die Entlassung mitzuteilen. Das offene Wohlwollen Mourets beruhigte sie nicht, sie fürchtete ihn immer noch und empfand in seiner Gegenwart jenes Unbehagen, das sie sich mit der natürlichen Verlegenheit dem mächtigen Mann gegenüber erklärte, von dem ihr Schicksal abhing.
    Als er sah, wie sie unter der Berührung seiner Finger zitterte, bedauerte er seine freundliche Regung schon wieder, denn er fürchtete nichts mehr, als seine Autorität einzubüßen.
    »So, Fräulein«, fuhr er, auf seinen Platz zurückkehrend, fort, »nun achten Sie darauf, daß Sie etwas besser aussehen. Sie sind nicht mehr in Valognes, nehmen Sie sich unsere Pariserinnen zum Vorbild. Wenn der Name Ihres Onkels auch genügt hat, Ihnen unser Haus zu öffnen, so hoffe ich doch, daß Sie halten werden, was Ihre Person mir zu versprechen schien. Zum Unglück teilen nicht alle Leute hier meine Ansicht … Sie sind gewarnt, machen Sie meine Hoffnungen nicht zuschanden. Und nun können Sie gehen.«
    Er hatte sie wie ein Kind behandelt, mit mehr Mitleid als Güte. Sie machte kehrt und seufzte draußen erleichtert auf.
    Von diesem Tag an war Denise sehr tapfer. Ihre Empfindlichkeitsanwandlungen wurden seltener, sie machte wenig Aufhebens, ging geradewegs auf ihr Ziel los mit einer unüberwindlichen Sanftmut, die über alle Hindernisse hinwegglitt; dabei war sie einfach und natürlich, ihr kindliches, friedfertiges Gesicht machte alle Zornesausbrüche zuschanden.
    Es hieß vor allem, mit den körperlichen Strapazen der Abteilung fertig zu werden. Während der ersten sechs Wochen taten ihr die Arme von den schweren Kleiderbündeln so weh, daß sie nachts vor

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