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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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dabei ist ja nichts Schlimmes … Sie sind sehr gütig gegen mich, vielen Dank.«
    »Ich sollte nicht gütig sein«, sagte er, »nur gerecht; ich kenne nichts weiter als Gerechtigkeit … Aber wenn man so hübsch ist …«
    Er trat noch näher. Da packte sie die Furcht; sie erinnerte sich der Worte Paulines und der umlaufenden Gerüchte von den Verkäuferinnen, die, vom alten Jouve terrorisiert, sich sein Wohlwollen erkaufen mußten. Er begnügte sich übrigens im Geschäft mit kleinen Vertraulichkeiten, kniff die Madchen, die ihm gefielen, in die Wangen, nahm ihre Hände und hielt sie wie zerstreut fest. Das hatte alles noch einen väterlichen Anstrich; seinen eigentlichen Gelüsten ließ er nur außerhalb des Hauses freien Lauf, wenn sich eine herbeiließ, seine Einladung zu einer Tasse Tee in seiner Wohnung anzunehmen.
    »Lassen Sie mich«, murmelte das Mädchen und wich zurück.
    »Sie werden doch nicht die Spröde spielen wollen einem Freund gegenüber, der Sie stets geschont hat«, sagte er. »Seien Sie nett, kommen Sie heute abend auf eine Tasse Tee zu mir; es ist gut gemeint.«
    »Nein, nein«, rief sie abwehrend.
    Der Speisesaal war immer noch leer; der Küchenjunge war nicht mehr zurückgekommen. Jouve spitzte die Ohren, ob er Schritte hörte, und blickte scheu um sich; er war in höchster Aufregung, verlor plötzlich seine Haltung und wollte sie auf den Nacken küssen.
    »Kleine Kröte! Kleine dumme Kröte!« sagte er. »Wenn man solche Haare hat, darf man nicht so garstig sein. Kommen Sie heute abend zu mir; wir werden ein bißchen vergnügt sein.«
    In ihrem Schrecken und ihrer Empörung über dieses flammende Gesicht, über diesen glühenden Atem verlor sie völlig den Kopf. Mit einer äußersten Kraftanstrengung versetzte sie ihm einen Stoß, daß er wankte und fast über den Tisch fiel. Zum Glück war ein Stuhl da, auf den er niedersank; allein infolge des Stoßes spritzte ein Rest Wein aus einem Glas, befleckte seine weiße Krawatte und benetzte sein rotes Ordensband. Ohne daran zu denken, sich abzutrocknen, saß er da, sprachlos vor Zorn über eine solche Rücksichtslosigkeit, die von einer Seite kam, von der er keinen Widerstand erwartet hatte, wo er nicht einmal seine Macht, nur seine Güte hatte walten lassen.
    »Fräulein! Das werden Sie bereuen, auf Ehrenwort!«
    Denise war entflohen. Man läutete eben zur letzten Tafel, und in ihrer Verwirrung, zitternd vor Angst, vergaß sie Robineau und eilte hinauf. Später wagte sie nicht mehr hinunterzugehen. Da die Sonne am Nachmittag auf die Gebäudeseite an der Place Gaillon niederbrannte, war es in den Räumen des Zwischenstocks trotz der leinenen Fenstervorhänge zum Ersticken heiß. Hie und da kamen einige Kunden, ohne etwas zu kaufen. Die ganze Abteilung gähnte unter den großen, geistesabwesenden Augen der Direktrice. Gegen drei Uhr endlich, als Denise sah, daß Frau Aurélie eingeschlafen war, machte sie sich mit geschäftiger Miene auf den Weg. Um die Neugierigen von ihrer Spur abzubringen, ging sie nicht direkt in die Seidenabteilung. Sie tat, als habe sie bei den Spitzen zu tun, und bat Deloche um eine Auskunft; dann ging sie im Erdgeschoß durch die Baumwollabteilung und kam gerade zu den Krawatten, als sie höchst überrascht stehenblieb. Jean stand vor ihr.
    »Wie, du bist’s?« flüsterte sie erbleichend.
    Er hatte seinen Arbeitskittel an und stand vor einem Fach mit Krawatten, scheinbar in tiefe Betrachtungen versunken.
    »Was machst du da?« fragte sie.
    »Nun, ich warte auf dich; du hast mir zwar verboten, dich hier zu besuchen, ich bin aber doch gekommen, ohne jemandem etwas zu sagen. Du kannst ganz ruhig sein; tu, als ob du mich nicht kenntest, wenn du willst.«
    Schon hatten einige Verkäufer erstaunte Blicke auf sie geworfen. Jean dämpfte die Stimme.
    »Sie wollte mich eigentlich begleiten. Ja, sie ist draußen auf der Place Gaillon am Brunnen … Gib mir schnell die fünfzehn Franken, oder wir sind verloren, so wahr ich hier stehe!«
    Denise geriet in maßlose Verlegenheit. Ringsumher lächelte alles höhnisch und schien sie zu belauschen. Da hinter der Krawattenabteilung eine Treppe in den Keller führte, drängte sie ihren Bruder dorthin und schob ihn hinab. Unten wiederholte er in verworrenen Worten seine Geschichte, weil er offenbar fürchtete, daß sie ihm nicht glaube.
    »Das Geld ist nicht für sie. Sie ist viel zu vornehm dazu … Nein, es ist für so einen Schuft, einen Freund von ihr, der uns gesehen hat. Du begreifst:

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