Das Paradies ist woanders! (German Edition)
bist sechzehn, ist das richtig?“
Sie wartet nicht ab, bis er ihr etwas darauf antwortet, aber das ist auch gar nicht nötig. Alles, was sie wissen muss, steht sicher in den Papieren, welche die Soldaten mitgebracht haben.
„Gut, dann werde ich dich bei den Jugendlichen unterbringen, ich denke, das ist in deinem Sinne. Die Wachleute werden das veranlassen. Man hat dich zu einer Strafe von drei Jahren verurteilt, wie ich den Akten entnehmen kann, ... wegen Drogenhandels.“
Sie sieht bei diesen Worten wiederum zu Joshua herüber, blickt ihm forschend in die Augen.
Dann aber wendet sie ihren Blick sofort wieder ab, richtet ihre Aufmerksamkeit statt dessen auf das umfangreiche Dokument und macht ein paar kurze Notizen darin, während sie mit einer fast gleichgültig klingenden Stimme weiterspricht.
„Nun, das ist eine lange Zeit, in deinem Alter. Ich hoffe sehr, du nutzt sie.“
Wieder eine kurze Pause, die Direktorin überfliegt einige Anmerkungen, die sie in Joshuas Akte findet, runzelt einmal die Stirn ... Ob etwas nicht stimmt? Joshua wird kurzzeitig eiskalt, als er darüber nachdenkt, was passieren könnte, wenn ... Doch dann schließt sie den Ordner mit einer raschen und entschiedenen Bewegung, sieht erneut zu ihm herüber, als sie fortfährt:
„Wenn wir merken, dass du dich gut führst, werden wir dir die Möglichkeit geben, hier eine Ausbildung zu machen. Solltest du allerdings beschließen, so weiterzumachen, wie du es bisher getan hast, dann wird das Folgen für dich haben. Meine Leute kennen kein Pardon, wenn jemand gegen die Regeln verstößt.“
Wieder macht die Direktorin eine kurze Pause, sie mustert Joshua noch einmal mit einem strengen Blick und lässt ihre Worte ein wenig wirken.
„Du kannst lesen, nehme ich an?“
Hier scheint sie zu erwarten, dass er ihr antwortet, und so räuspert er sich kurz.
„Ja, Senora, ich habe die Schule besucht ...“
Diese Aussage wird von ihr mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis genommen.
„Gut, dann wird man dir die Vorschriften, die es hier zu beachten gilt, aushändigen. Ich glaube, es sind inzwischen mehrer Seiten, aber du wirst das schon schaffen. Solltest du einmal eine von ihnen vergessen, werden dich meine Männer gerne daran erinnern.“
Bei diesen Worten lächelt sie ihn an, aber ihre Augen bleiben kalt dabei. Joshua fröstelt beinahe ein wenig, als er in dieses Gesicht blickt, und hofft gleichzeitig sehr, dass er es schafft, immer alle Regeln einzuhalten.
„Du kannst jetzt gehen, man wird dich dorthin bringen, wo du die nächsten Jahre verbringen wirst. Denk daran, es liegt alleine an dir, wie gut oder schlecht diese Zeit hier für dich sein wird, alleine an dir!“
Er nickt einmal kurz, weil er nicht weiß, was man in diesem Fall genau von ihm erwartet, dann folgt er dem Aufseher hinaus auf den Gang.
Schweigend bringt dieser ihn zurück zu seiner Zelle, er wartet, bis Joshua seine Decke zusammengepackt hat und bringt ihn dann dorthin, wo er ab diesem Tag schlafen wird.
Man führt ihn in einen großen Saal, ein breiter Gang in der Mitte, zu beiden Seiten stehen die Betten. Ein Doppelstockbett neben dem anderen. Joshua schätzt, dass es sich um etwa sechzig bis siebzig Schlafplätze handelt. Die meisten dieser Betten scheinen belegt, nur in einer Ecke des Raumes ist noch etwas frei. Der Aufseher deutet auf dieses Bett. Joshua verstaut dort seine Decke, dann muss er dem Mann erneut folgen.
Zum ersten Mal findet auch er nun etwas Zeit, den Mann, der vor ihm läuft, ein wenig zu betrachten. Die gewöhnlichen Aufseher sind, im Gegensatz zu den Wachleuten, mit einem hellen Hemd und einer ebensolchen Hose bekleidet.
Der Mann, der ihn jetzt begleitet, trägt an seinem Gürtel lediglich einen Schlagstock, ähnlich dem, den auch Rico benutzt hat, als man ihn verprügelt hat. Keine Schusswaffe!
Für solche Dinge sind also die Wachleute zuständig , vermutet Joshua.
Der Aufseher führt ihn jetzt nach draußen, er geht direkt auf einen bewaffneten Wachmann zu, der in der Nähe mehrerer Jugendlicher im Schatten steht, während diese dabei sind, zwei tiefe Löcher auszuheben. Er nickt Joshua noch einmal kurz zu, und bedeutet ihm, dort zu bleiben.
Joshua weiß nicht so recht, was er jetzt machen soll, er sieht den Wachmann deshalb fragend an. Dieser deutet, ohne ein Wort zu verlieren, auf eine Schaufel, die, ganz in der Nähe, an einer Wand lehnt. Joshua versteht. Rr geht dort hinüber, nimmt sie an sich, und schließt sich den anderen
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