Das Paradies ist woanders! (German Edition)
Unterwäsche, eine dünne Baumwollhose und ein helles T-Shirt, ein Paar leichte Sportschuhe aus Stoff, zum hereinschlüpfen, ohne Schnürsenkel. Dann gibt ihm der Mann einen kleinen Wink und er folgt ihm, als er ihn anschließend zum Speisesaal führt. Zum ersten Mal kann Joshua jetzt einen Blick auf die anderen Häftlinge werfen.
Er bemüht sich, die Männer und Jugendlichen nur kurz zu betrachten, will nicht gleich am ersten Tag zu neugierig erscheinen.
Man hat ihm gesagt, dass er sich bemühen soll, nicht aufzufallen, dass es unter Umständen einige Wochen dauern kann, bis er an die Leute herankommt, die über die benötigten Informationen verfügen. Er muss Geduld haben, und vorsichtig sein.
Der Wachmann zeigt ihm, wie er an sein Essen kommt und wohin er sich setzten soll, dann lässt er ihn fürs erste in Ruhe. Joshua ist erleichtert, dass der Mann nun wenigstens etwas Abstand zu ihm hält, er kann sich einfach nicht daran gewöhnen, dass man ihn bei jeder seiner Bewegungen beobachtet. Ich werde mich daran gewöhnen müssen , ich muss es akzeptieren, zumindest, solange das hier dauert , überlegt er, als er sich seiner Mahlzeit widmet, sonst drehe ich irgendwann durch ...
Joshua senkt seine Lider ein wenig und beobachtet so die Männer, die in seiner Nähe sitzen. Fast nur Jugendliche, die meisten in etwa in seinem Alter, etwas jünger oder älter. Aber bei manchen kann er das nur sehr schwer einschätzen. Es ist ihm bewusst, dass viele von ihnen Junkies sind, lange Monate, oder gar Jahre, irgendwelche Drogen genommen haben. So etwas lässt den Körper schneller altern, das ist ihm bekannt. Auch sein Bruder sah am Ende wesentlich älter aus, als er es mit seinen siebzehn Jahren war. Damals, kurz bevor man ihn verhaftet hat. Seinen achtzehnten Geburtstag sollte er nicht mehr erleben, als er daran zurückdenkt, muss er schwer schlucken ...
Kaum hat er seine Mahlzeit beendet, steht der Wachmann bereits wieder neben ihm. Ob sie mich besonders beobachten, weil ich neu bin? Er würde den Mann gerne danach fragen, aber er ist sich ziemlich sicher, dass er darauf keine Antwort bekommen wird. Also lässt er es.
Der Wachmann gibt ihm einen kurzen Wink, dass er mitkommen soll, dann führt er Joshua über einen großen Hof herüber, zu einem weiteren Gebäude. Sie gehen hinein, anschließend zwei Treppen herauf, dann einen langen Gang entlang. Vor einer schweren Eichenholztür bleibt der Mann stehen. Er klopft an und wartet, bis er von drinnen aufgefordert wird, die Türe zu öffnen. Er lässt Joshua zuerst eintreten, dann folgt er schnell und verschließt die Tür hinter sich. Der Wachmann bleibt jetzt vor der Tür stehen, Joshua weiß nicht so recht, was man von ihm erwartet, deshalb bleibt auch er dort, in der Nähe des Eingangs.
Er befindet sich in einem großen Büro, hell und freundlich gestrichen, Vorhänge vor den Fenstern, wenn diese auch ebenso vergittert sind, wie alle übrigen Fenster hier. In der Mitte des Raumes befindet sich ein riesiger Schreibtisch, dunkles Teakholz. Dahinter ein ebenso wuchtiger, schwarzer Ledersessel. In diesem sitzt eine nicht mehr ganz junge, aber trotz allem, sehr gutaussehende Dame, die ihn nun interessiert betrachtet. Hinter ihr, an der Wand, kann er ein Bild des mexikanischen Präsidenten und das Staatswappen Mexikos erkennen. Er vermutet, dass er im Büro des Gefängnisdirektors ist, das heißt, in diesem Fall, dem der Direktorin.
Minutenlang geschieht nichts, Joshua findet etwas Zeit, sich unauffällig umzusehen. In den beiden Ecken des Raumes, die sich hinter seinem Rücken befinden, stehen Wachleute. Diese sind, ebenso wie die Männer, welche er am Vortag gesehen hat, mit automatischen Waffen ausgerüstet. Er schluckt einmal kurz. Wo ich auch hinkomme, werde ich beobachtet, stets ist jemand in der Nähe, der, ohne lange zu zögern, oder groß darüber nachzudenken, seine Waffe auf mich richten würde. Wahrscheinlich würden diese Männer sogar schießen ... auch wenn ich nicht einmal bewaffnet bin und keine Möglichkeit zur Gegenwehr habe ... Es ist ein beklemmendes Gefühl.
Die Frau, die ihm gegenüber sitzt, fordert ihn mit einer kurzen Handbewegung auf, etwas näher zu kommen. Er gehorcht. Eine Wahl hätte er ohnehin nicht. Noch ist kein Wort gefallen, er kann sich nicht erklären, was er hier soll.
Die Frau zieht ein dickes Schriftstück näher zu sich heran, gibt vor, es zu studieren. Dann hebt sie den Kopf und mustert ihn von Kopf bis Fuß.
„Du
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