Das Paradies ist woanders! (German Edition)
wirr durcheinander.
Um einundzwanziguhrdreißig hat er den Schlafsaal durch einen Nebenausgang verlassen. Einer der Männer erwartete ihn dort bereits, bedeutete ihm, mitzukommen. Sie sind durch mehrere Türen gegangen, alle unverschlossen. Jedes Mal, wenn sie einen weiteren Raum oder Innenhof durchquerten, hat er damit gerechnet, dort von einem Wachmann aufgehalten oder von der Kugel eines Gewehres niedergestreckt zu werden. Aber nichts dergleichen ist passiert. Schließlich, nur wenige Minuten, nachdem er den Schlafsaal verlassen hat, stand er auf einer Nebenstraße, vor der Mauer des Gefängnisses. Dort befand sich schon der Van, ein Fahrer saß darin, bereit loszufahren. Auf eine kurze Aufforderung seines Begleiters hin, ist er dann eingestiegen.
Auch die beiden anderen Männer kamen kurz darauf hinzu, dann setzte sich der große Wagen rasch in Bewegung.
Er sieht sich verwundert um. Die Gegend, durch die sie jetzt fahren, kennt er nicht, er weiß nicht einmal, um welche Stadt es sich genau handelt, die sie durchqueren. Industriegebäude, kleine Häuser, Wohnblocks. Vieles fliegt an ihm vorbei. Der Fahrer gibt ordentlich Gas, für ihn scheint es keine Geschwindigkeitsbegrenzung zu geben, er fürchtet wohl auch keine Verkehrskontrolle. Dann, Joshua schätzt, dass etwa zwanzig Minuten vergangen sind, biegt er in eine Nebenstraße ein. Das Bild ändert sich. Große, vornehm aussehende Gebäude, Villen, parkähnliche Grundstücke.
Auch wenn es inzwischen dunkel ist, so kann er doch erkennen, dass das Viertel, in dem sie sich jetzt befinden, eines ist, in dem wohlhabende Leute wohnen. Sehr wohlhabende Leute!
Der Wagen hält, der Fahrer dreht sich einmal kurz zu dem Mann um, den Joshua als „Anführer“ der Männer, als den Patron, kennen gelernt hat und flüstert ihm ein paar Worte ins Ohr. Er sieht dabei sein Gesicht, bemerkt ein großes Feuermal auf der rechten Seite.
Dieses Gesicht werde ich nie mehr vergessen , das weiß er bereits im gleichen Augenblick! Der Patron nickt, als er gehört hat, was ihm der Mann mitteilt. Dann wendet er sich an Joshua.
„Sieh mal nach vorne.“
Bei dieser Bemerkung deutet er auf ein hohes, geschmiedetes Tor, welches den Eingang zu einem großen Grundstück verschließt. Schon dieses Tor sieht vornehm aus, das Haus, oder besser, die Villa, welche man in einiger Entfernung, halb hinter großen Bäumen versteckt, sehen kann, ist es ebenso. Joshua nickt.
„Wir müssen dort hinein, Chico. Und dabei wirst du uns behilflich sein. Ist keine allzu schwere Aufgabe für dich, du musst nicht viel tun. Du musst uns nur die Türen öffnen.“
Als er dies sagt, lächelt er ihn wieder an. Joshua hat keine Ahnung, was die Männer von ihm erwarten, aber er hat jetzt auch keine Möglichkeit mehr, sie zu befragen, denn genau in diesem Augenblick kommt ein kleiner Lieferwagen um die Ecke gebogen.
Als der Wagen an ihrem Van vorbeifährt, kann er erkennen, dass er eine Aufschrift trägt.
Pizzaservice, Genuss zu Hause, steht dort geschrieben. Der Wagen hält direkt unter einer Laterne, nur zwei Meter neben dem großen Eingangstor. Die Fahrertür öffnet sich und ein Jugendlicher steigt heraus. Er trägt eine weiße Jacke, doppelt geknöpft und eine kleine, ebenfalls weiße Kappe. Kleidung eines Küchenhelfers, wie man unschwer erkennen kann.
Der Junge geht um den Wagen herum, öffnet die hinteren Türen, holt einen Zettel heraus, den er aufmerksam studiert. Dann beginnt er, die aufgeführte Bestellung zusammenzusuchen.
Das Licht dort ist schlecht, trotz der Laterne, und so benötigt er dazu einige Zeit. Dann jedoch scheint er es geschafft zu haben, denn er beginnt damit, die Isolierboxen zu stapeln, um sie ausladen zu können. In diesem Moment öffnet der Fahrer ihres Vans seine Tür, er steigt aus, lehnt sie anschließend nur leise an und geht langsam, aber mit festen Schritten, in Richtung des Pizzaboten davon. Joshua begreift zunächst gar nicht, was er vorhat. Als der Mann nur noch etwa drei Meter vom Lieferwagen entfernt ist, zieht er eine Waffe aus der Innentasche seines Jacketts und tritt neben den Jungen. Joshua hält die Luft an, als er diese Szene beobachtet. Er glaubt zunächst, seine Augen nicht zu trauen. Nein, dass kann nicht sein, er merkt, dass er beginnt, unkontrolliert zu zittern, das alles kann doch nicht wirklich passieren.
Aber dann sieht er, wie der Mann dem völlig überraschten Pizzaboten den Lauf seiner Waffe direkt auf die Stirn setzt, zwischen die Augen! Er
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