Das Paradies ist woanders! (German Edition)
kleinen Gefallen, um den ihn diese Männer bitten, nicht ablehnen kann, ist ihm sofort klar. Zumindest nicht, ohne sein Leben aufs Spiel zu setzen. Nach einigen Augenblicken, in denen sein Herz rast und seine Gedanken sich förmlich überschlagen, nickt er dem Mann deshalb zu. Seltsamerweise gelingt es ihm dann sogar, zu sprechen, ohne dass seine Stimme dabei zittert. Er kann sich selbst nur darüber wundern!
„Wenn ich etwas für sie tun kann, Senor ...“
Der Mann sieht ihn zuerst ein wenig amüsiert an, dann lacht er laut los.
„Wenn er etwas für uns tun kann, ... habt ihr das gehört, Jungs? Wenn er etwas für uns tun kann ...“
Die anderen Männer verziehen ihre Gesichter jetzt ebenfalls zu einem breiten Grinsen.
„Wenn er etwas für uns tun kann ... !“
Mit diesen Worten stehen er und seine Begleiter jetzt vom Tisch auf. Der Mann kann sich gar nicht mehr beruhigen, so sehr muss er über seinen eigenen Witz lachen. Dann dreht er sich noch einmal zu Joshua um, beugt sich zu ihm herab.
„Mach dich bereit, wir werden dich holen, wenn es soweit ist. Ich vertraue dir, Chico!“
Der Blick, mit dem ihn der Mann mustert, als er dies sagt, ist kalt, eiskalt. Joshua vermutet, dass es ihn keine Sekunde Bedenkzeit kosten würde, eine Waffe auf ihn zu richten und den Abzug zu betätigen. Bei diesem Gedanken läuft ihm ein Schauer den Rücken herunter.
Jetzt habe ich endlich den gewünschten Kontakt zu einem der Kartelle. Ich weiß nur nicht, ob ich mich wirklich darüber freuen soll.
Eine Stunde später
„Doc, entschuldigen Sie, wenn ich Sie so spät noch störe, aber der Junge hier ist auf eine scharfe Kante gefallen, als er im Waschraum ausgerutscht ist. Hat eine Platzwunde an der Stirn, das sollte wohl besser genäht werden, denke ich!“
Doktor Rodriguez hat bereits seine Freizeitkleidung an, als er die Tür zur Praxis öffnet, er will, allem Anschein nach, gerade nach Hause gehen. Doch als er seinen jungen Patienten sieht, nickt er schnell und bedeutet ihm, sich auf einen Stuhl zu setzten, bis er erneut seinen Kittel übergestreift hat.
Der Aufseher wirkt ein wenig ungeduldig. Der Arzt sieht zu ihm herüber, als er dies bemerkt.
„Juan, sie hatten doch heute Frühschicht. Haben sie denn nicht bereits Feierabend?“
Als er sieht, dass der Mann daraufhin nickt, spricht er weiter.
„Dann gehen sie doch schon nach Hause. Ich schaffe das wirklich alleine und anschließend kann ich den Jungen ja selbst rüber bringen. Sicher ist einer der Wachleute der Nachtschicht da, der ihn entgegennimmt.“
Der ältere Aufseher sieht den Arzt dankbar an.
„Das würden sie wirklich für mich tun, Doktor? Vielen Dank dann auch, ich sage aber noch drüben Bescheid, damit man dort weiß, dass sie später kommen. Vielen Dank, das ist wirklich sehr freundlich von ihnen.“
Er legt dem jungen Gefangenen noch rasch Handschellen an, um der Vorschrift zu genügen, dann verlässt er den Raum und entfernt sich mit schnellen Schritten.
Der Arzt begibt sich anschließend zu einem der Schränke, die sich an der Wand befinden, er öffnet die Tür und nimmt eine kleine Metallschale heraus. Dann kommt er zu seinem Patienten zurück, schaltet die Lampe an, welche er für seine Untersuchungen benötigt und dreht sie so, dass das gleißend helle Licht dem Jungen direkt ins Gesicht scheint. Er setzt sich auf einen Drehstuhl und beginnt damit, sich der Verletzung zu widmen. Wortlos besieht er sich die weit auseinanderklaffenden Wundränder, tastet die starke Schwellung ab, die sich in diesem Bereich befindet. Dann erhebt er sich noch einmal, geht erneut zu seinem Schrank, holt eine Ampulle von dort. Er nimmt eine Einmalspritze aus einer der Schublade und zieht etwas von der Lösung auf. Wieder kommt er zurück, setzt sich erneut und macht sich daran, den Bereich der Verletzung mit mehreren Injektionen zu betäuben, nachdem er die Haut vorher mit einer orangefarbenen Lösung desinfiziert hat.
Anschließend entnimmt er dem silbernen Kästchen etwas Nahtmaterial, und beginnt damit, die Wundränder vorsichtig zu vernähen. Als all dies getan ist, räuspert er sich einmal, während er sein Werk abschließend betrachtet. Er scheint zufrieden. Erst jetzt sieht er dem Jungen, welcher bis zu diesem Augenblick keinen Ton von sich gegeben hat, direkt in die Augen.
„Das solltest du nicht öfter machen, José. Mit dem Kopf durch die Wand, das geht meistens nicht besonders gut aus. Du hast dort oben eine ziemliche Beule, wenn
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