Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Titel: Das Paradies ist woanders! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Horst
Vom Netzwerk:
sieht ihn kurz an, dann stutzt er sichtlich.
    „Wer bist du? Du bist doch nicht Emilio? Ich kenne dich nicht!“
    Misstrauisch sieht er ihn jetzt an, es scheint fast so, als wolle er die Türe gleich wieder schließen. Aber Joshua fängt sich schnell.
    „Ähm ... ich bin ein Freund ... , ein Freund von Emilio, Senor. Ich vertrete ihn heute, er ist krank.“
    Er weiß nicht, ob der Mann ihm diese Erklärung abnimmt. Der Hausangestellte scheint zu zögern, sieht noch einmal genauer zu ihm hin. Joshua wagt es nicht, ihm direkt in die Augen zu blicken. Dann stutzt der Mann erneut.
    „Was ist das da? Der Fleck auf deiner Jacke? Blut?“
    Er scheint jetzt überaus misstrauisch, will gerade die Tür schließen.
    „Nein, nein, Senor, das ist ... !“
    Tomatensoße, will er gerade sagen ... , doch er kann seinen Satz nicht mehr beenden. Plötzlich hat der Mann an der Tür ein kleines Loch in der Stirn, direkt zwischen seinen Augen, im gleichen Moment hört Joshua ein leises Geräusch.
    Ein gedämpfter Schuss! Er erstarrt, als er sieht, wie der ältere Mann jetzt nach vorne fällt, regungslos, nur etwa zwei Meter von ihm entfernt, auf dem Boden liegen bleibt. Dann sind seine drei Begleiter auch schon an ihm vorbei, sie befinden sich im Haus.
    Joshua ist zu keiner Bewegung fähig, seine Knie werden plötzlich weich, er muss sich an der Hauswand ein wenig abstützen. Ihm ist schwindelig, die Pizzaboxen gleiten aus seinen Händen und fallen zu Boden.
    Langsam, wie in Zeitlupe, setzt er sich auf die Treppe, direkt neben dem Eingang. Er kann jetzt nicht mehr klar denken, weiß nicht, was drinnen im Haus gerade passiert.
    Doch er fürchtet, dass es nichts Gutes sein wird. Er kommt sich vor, als wäre er in einem schrecklichen Albtraum gefangen.

Dreiundzwanzig Uhr fünfundvierzig
     
    „Sieh dort herüber, Chico. Das Tor, da drüben. Also, du weißt Bescheid, eigentlich ähnlich wie beim letzten Mal. Allerdings erwarten diese Herrschaften keine Pizza, sondern etwas anderes, ebenso leckeres!“
    Als er diese Bemerkung macht, verzieht sich das Gesicht des Patrons ein wenig, ein anzügliches Lächeln erscheint. Man öffnet die Tür an Joshuas Seite, er steigt aus, geht zu besagtem Tor herüber und spielt dort seine Rolle. Er scheint sehr überzeugend zu sein, denn nur einige Sekunden später wird ihm geöffnet. Er atmet einmal tief durch, drückt gegen das Tor, geht hindurch und lässt es anschließend einen Spalt breit auf. Dann macht er sich auf den Weg zur Haustür ...

Am nächsten Morgen
     
    „Los, mitkommen, Junge! Aber ein bisschen schnell, wenn ich bitten darf!“
    Die Stimme des kräftigen Aufsehers, der ihn an diesem Morgen weckt, klingt nicht so, als würde diese Aufforderung einen Aufschub dulden. Er tut, was ihm gesagt wird, zieht sich rasch seine Kleider über und folgt dem Mann, heraus aus dem Schlafsaal, Richtung Hof. Als er auf die Uhr über der Tür sieht, zeigt diese gerade einmal fünf Uhr dreißig an, eine halbe Stunde eher, als die eigentliche Weckzeit.
    Man führt ihn zu dem Gebäude herüber, in dem er bereits einmal war. An dem Tag, als man ihn ins Büro der Direktorin gebracht hat. Auch diesmal scheint dies ihr Ziel zu sein. Der Aufseher geht mit schnellen Schritten voran, er muss sich beeilen, ihm zu folgen. Dann stehen sie vor der dicken Tür. Der Mann hebt gerade die Hand, um anzuklopfen, da wird sie von drinnen bereits aufgerissen. Man führt drei Männer heraus. Der Aufseher und Joshua müssen ein wenig zur Seite treten, als man sie durch den langen Gang hindurch abführt.
    Die Männer sagen kein Wort, als sie an ihm vorbeikommen, aber der Anführer sieht ihn mit einem durchdringenden Blick an. Ein Blick, der Joshua das Blut in den Adern gefrieren lässt. Dann wird er bereits hineingeführt.
    Senora Esteban sitzt, wie schon bei seinem ersten Besuch in ihrem Büro, hinter ihrem großen Schreibtisch und versucht, ungerührt zu wirken. Aber Joshua kann spüren, dass sie sehr nervös ist. Auf ihrer Stirn haben sich kleine Schweißperlen gebildet, sie streicht immer wieder aufs neue über ihren Rock, kann ihre Finger nicht ruhig halten. Allerdings ist ihm noch nicht bekannt, wodurch diese Nervosität ausgelöst wird.
    Man bedeutet ihm, dass er in der Mitte des Raumes stehen bleiben soll, dann verabschiedet sich der Aufseher, die Türe wird geschlossen. Noch hatte er keine Möglichkeit, sich im Raum umzusehen. So schrickt er zusammen, als er plötzlich von hinten angesprochen wird. Nicht nur der Inhalt

Weitere Kostenlose Bücher