Das Paradies ist woanders! (German Edition)
hört ein leises Geräusch, keinen Knall, natürlich! Mörder dieser Art benutzen Schalldämpfer, lernt man bereits im Kino!
Der Junge sackt in sich zusammen, er wäre sicher auf die Straße gefallen, hätte ihn sein Mörder nicht gerade noch aufgefangen. Schnell öffnet dieser jetzt wieder die hinteren Türen des Lieferwagens, legt den Jungen dort hinein.
Dann zieht er ihm die Jacke aus, hebt die Kappe vom Boden auf, weil sie heruntergefallen ist. Er schließt die Türen des Wagens und kommt zurück zum Van, öffnet dessen hintere Tür und hält seinem Anführer die Jacke und Kappe seines Opfers hin.
„Ist leider etwas Blut dran, tut mir leid!“, meint er beinahe entschuldigend.
Der Patron schüttelt ein wenig missbilligend den Kopf, zuckt dann aber mit den Schultern, als er die Kleidung schließlich an Joshua weiterreicht.
„Du musst eben ein wenig darauf achten, dass es niemand bemerkt. Wenn doch, behauptest du einfach, es wäre Tomatensoße, Chico. Du machst das schon ...!“
Als er dies gesagt hat, sieht er noch einmal kurz auf die Jacke des Opfers, entziffert den Namen, der dort eingestickt ist.
„ ... Emilio!“
Dann sieht er Joshua direkt an, mustert ihn eingehend.
Er kann gar nichts erwidern, er hat einen ziemlich dicken Kloß im Hals und starrt den Patron entsetzt und ungläubig an ... , und hofft gleichzeitig, dass es diesem nicht auffällt. Um wenigstens etwas zu tun, nickt er einmal kurz. Das scheint dem Mann zu genügen, denn er spricht jetzt ziemlich ungerührt weiter, so, als wäre es die normalste Sache der Welt, dass gerade eben ein Mord geschehen ist!
„Na gut, dann hör mir jetzt gut zu, ich werde das alles nur einmal sagen, dann muss es klappen! Also ...
Die Leute dort im Haus haben sich Pizza bestellt. Die ist in den großen Kisten dort. Sie warten darauf, du solltest dich also besser beeilen. Du gehst herüber zum Tor, klingelst, nennst, wenn sie dich danach fragen, deinen Namen ... , also Emilio, du verstehst? Sie wollen immer denselben Boten haben, sie trauen nur ihm. Du siehst ihn ziemlich ähnlich, trotzdem solltest du nicht direkt in die Kamera, dort am Tor, sehen. Halte deinen Kopf ein wenig gesenkt, dann werden sie sich leicht täuschen lassen. Wenn sie dir dann öffnen, gehst du durch das Tor, zum Haus herüber. Du schließt das Tor aber nicht richtig, lehnst es nur an. Hast du das alles verstanden?“
Er sieht Joshua jetzt wieder direkt an, wartet, bis dieser nickt.
„Bueno, Chico, ich wusste, dass du clever bist. Also weiter. Du gehst zum Haus, wartest an der Tür, bis man dir öffnet. Versuche denjenigen ein paar Minuten dort zu beschäftigen, das genügt uns! Alles klar? Gut, dann schnell jetzt. Zieh die Sachen des Jungen an und tu einfach das, was ich dir gesagt habe. Bevor die Pizza kalt wird ... Du weißt doch, Chico, ich vertraue dir!“
Als er dies sagt, lächelt er ihn wieder an und Joshua läuft gleichzeitig ein kalter Schauer den Rücken herunter. Was mache ich hier nur?
Diese Männer sind eiskalte Mörder, und ich bin gerade dabei, ihnen bei ihrem Vorhaben zu helfen. Aber er hat keine wirkliche Wahl, deshalb tut er das, was man ihm gesagt hat.
Fünf Minuten später steht er mit den großen Pizzaboxen vor dem Tor und drückt auf den Klingelknopf.
Zweiundzwanzig Uhr zwanzig
„Ja, wer ist da?“, fragt die Stimme eines Mannes aus der Sprechanlage.
Zuerst hat Joshua wieder einen großen Kloß im Hals, er kann kaum einen Ton hervorbringen, dann schluckt er kurz, räuspert sich einmal.
„Emilio, ... ich bringe die bestellte Pizza!“
Der Türöffner summt leise, er drückt ein wenig gegen das große Tor. Es öffnet sich, ohne dass er viel Kraft aufwenden muss. Er zögert kurz, nur eine Sekunde, dann geht er los. Das Tor lehnt er nur sachte an, so, wie man es von ihm verlangt hat. Er weiß, dass ihm die Augen seiner Begleiter folgen, weiß auch, dass sie keinen Moment zögern werden, ihn ebenso zu erledigen, wie den Pizzaboten. Vielleicht tun sie es ja später dennoch, selbst das ist möglich. Dann, wenn sie mich nicht mehr benötigen ... wieder läuft ein Schauer seinen Rücken herab, doch er will jetzt nicht an diese Möglichkeit denken. Er macht einfach, was sie gesagt haben, er hat keine Wahl.
Dann ist er bei der Haustür, wartet dort, dass ihm jemand öffnet. Er zuckt ein wenig zusammen, als er das leise Klicken hört, mit dem die Klinke innen heruntergedrückt wird. Ein älterer Mann, in der Kleidung eines Hausangestellten, öffnet ihm. Er
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