Das Paradies ist woanders! (German Edition)
über Gefängnisse und Folter gesprochen, darüber, dass man wohl jeden Menschen irgendwie dazu bringen kann, zu reden ... Nie hätte ich es mir träumen lassen, dass ich mich einmal in solch einer Situation wiederfinden könnte. Ich habe doch nichts getan! Nun ja, zumindest bis gestern stimmte das ... Jetzt würde ich das nicht mehr unterschreiben. Immerhin war ich dabei, als diese Männer ... , aber man hat mich dazu gezwungen, ich hatte keine Wahl! Das muss auch Carlos anerkennen! Die Polizei ... , oder wer auch immer! Man kann mich dafür doch nicht verantwortlich machen ... , oder doch?
Carlos verzieht keine Miene, aber es kann auch ihm nicht entgangen sein, wie verunsichert er ist.
Der Soldat dreht sich wieder um, entfernt sich ein paar Schritte von Joshua, bleibt schließlich neben einem kleinen Tisch stehen, der zusammen mit zwei Stühlen, die einzige Möblierung darstellt. Einige Minuten lang ist es völlig still im Raum, dann kann man von draußen, auf dem Gang, Schritte hören.
Feste Schritte, Schritte in schweren Militärstiefeln. Die Tür wird geöffnet, ein Mann tritt ein. Er verschließt die Tür sofort wieder hinter sich, dann nickt er Carlos kurz zu. Joshua muss einmal schlucken. Er kennt diesen Mann, und seine letzten Erfahrungen mit ihm waren nicht besonders gut. Er mustert ihn, so wie er jetzt vor ihm steht, direkt neben Carlos.
Barett, Kampfanzug, Militärstiefel, Gürtel, Dienstpistole und ... sein Schlagstock. Joshua schluckt erneut. Rico!
Carlos blickt jetzt noch einmal zu ihm herüber, er sieht ihn abschätzend an, scheint dabei kurz zu überlegen.
„Zum letzten Mal, Joshua, ich will jetzt endlich eine Antwort auf meine Frage bekommen ... wo warst du letzte Nacht?!“
Er nennt mich bei meinem richtigen Namen! Will er mir damit bedeuten, dass wir hier ungestört sind? Hat ihm Rico das eben angedeutet, als er ihm zugenickt hat?
Ich weiß es nicht sicher, aber ich muss es wagen. Schließlich kann ich diese Dinge nicht mit mir selbst ausmachen. Ich habe zwei Morde beobachtet, war wahrscheinlich an weiteren beteiligt, wenn ich auch nicht genau weiß, wie viele Menschen gestern gestorben sind. Aber meine Begleiter waren in Hochstimmung, als wir ins Gefängnis zurückgekehrt sind . Er schluckt jetzt noch einmal, dann sieht er Carlos bittend an.
„Wäre es vielleicht möglich, dass man mich losbindet? Es ist ziemlich unbequem ... Ich werde euch alles erzählen ... , alles, was ich weiß, O.K.?“
Joshua wirft einen Seitenblick auf Rico, er denkt dabei auch an den Schlagstock und seine Erfahrungen damit, zögert noch einmal einen Moment, bevor er hinzusetzt:. „Freiwillig ... , aber eigentlich ... , man hat mir gesagt, dass man mich überwacht, dass einige von unseren ...“
Carlos unterbricht ihn mit einer knappen Handbewegung, er gibt Rico ein Zeichen und dieser kommt zu ihm herüber. Ein kurzer Schreck durchfährt Joshua, als er sieht, dass der Soldat seine Hand zum Gürtel bewegt ... , aber er löst dort nur einen Schlüsselbund, beginnt die Handfesseln aufzuschließen und bedeutet ihm, als das schließlich getan ist, auf einem der Stühle, in der Mitte des Raumes, Platz zu nehmen.
Dann sieht Carlos ihn einmal lange und sehr nachdenklich an.
„Ja, so sollte es sein, ... aber das ist uns gestern leider nicht gelungen.“
Hier macht er einen Pause. Joshua muss wieder schlucken, verliert sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Er atmet erst einmal tief durch, bevor er etwas sagen kann.
„Ich war draußen, Carlos. Ich meine, ... außerhalb des Gefängnisses, in der Stadt. Wir ... , die Leute, mit denen ich zusammen war, haben schlimme Dinge getan, sie haben vor meinen Augen zwei Menschen ermordet. Ich konnte es nicht verhindern ... ich ...!“
Er kann nicht weitersprechen, die Ereignisse holen ihn wieder ein. Carlos nickt einmal kurz, er blickt zu ihm herüber, sieht ihn seltsam an. Joshua weiß diesen Blick zunächst nicht zu deuten, bis Carlos beginnt zu sprechen.
„Mein Sohn, Emilio, er hatte während der Schulferien einen Job angenommen ..., als Pizzabote, Joshua!“
Joshua starrt den Soldaten jetzt an, er wird kreidebleich, ihm wird schwindelig. Das kann doch ... Er sucht an dem kleinen Tisch, an dem er sitzt, etwas Halt. Carlos wendet sich von ihm ab, geht in eine Ecke des Raumes. Er atmet ein paar Mal tief durch, sein Oberkörper zuckt dabei, als würde er von Krämpfen geschüttelt.
Er weint jetzt hemmungslos, braucht einige Minuten, um sich wieder im Griff zu
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