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Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Das Paradies ist woanders! (German Edition)

Titel: Das Paradies ist woanders! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Horst
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Gefangenen herüberkommt. Carlos bleibt vor jedem der Männer einen Moment lang stehen, er sieht ihnen in die Augen, mustert sie mit scharfen Blicken. Vielleicht steht er, genau in diesem Augenblick, dem Mörder seines Sohnes gegenüber. Er weiß es nicht, man hat diesen Mann bisher nicht identifiziert, keine der Sicherheitskameras am Tatort, hat ein verwertbares Bild der Männer geliefert.
     
    Rico hält ihn immer noch am Arm fest, sie warten in einigem Abstand von den anderen Gefangenen. Joshua folgt Carlos mit den Augen, er sieht, wie dieser die Gefangenen abschätzend betrachtet. Es ist ihm bewusst, dass man den Mörder von Emilio wahrscheinlich nie bestrafen wird, wenn er jetzt nichts sagt.
    Der Patron hat ein Alibi für die Nacht, in der es geschehen ist. Er war zur Tatzeit im Gefängnis, ... das werden zumindest alle Wachleute dort aussagen. Und den Mann mit dem Feuermal, hat keine der Überwachungskameras gefilmt. Keiner kann ihm beweisen, dass er überhaupt dort war. Joshua schluckt einmal schwer . Aber was wird passieren, sollte ich die Männer verraten? Was werden die Soldaten, was wird Carlos, mit ihnen tun? Ich weiß genau, dass Mexiko kein Rechtsstaat nach unserem Verständnis ist ...,  es ist eher unwahrscheinlich, dass sie ein faires Gerichtsverfahren erhalten ... wenn überhaupt! Immerhin befinden wir uns hier am Schauplatz eines Kampfes, fast wie in einem Krieg. Und die Soldaten handeln oft nach eigenen Regeln ... Aber verdienen diese Männer wirklich mein Mitleid? Sie hatten auch keines, als sie Emilio ermordet haben ...
    Er schließt die Augen, um besser nachdenken zu können. Carlos geht weiter, immer an der Reihe der Gefangenen entlang. Noch ein Mann, ... dann steht er vor dem Patron. Joshua hat einen Kloß im Hals, Rico sieht ihn fragend von der Seite an. Joshua nickt einmal kurz, kaum merklich. Ricos Griff lockert sich ein wenig. Dann bleibt Carlos vor dem Mann mit dem Feuermal stehen. Joshua nickt erneut, nur soviel, dass er sicher ist, dass Rico es gesehen hat. Als Carlos alle Männer betrachtet hat, gibt er seinen Soldaten den Befehl, die Gefangenen nach draußen zu bringen. Mehrere gepanzerte Fahrzeuge warten dort darauf, sie aufzunehmen.
    Ein Mann nach dem anderen wird dorthin geführt, man bringt sie in den Fahrzeugen unter, schließt sie dort mit Ketten an, die im Boden verankert sind.
    Als der Patron an der Reihe ist, in eines der Fahrzeuge zu steigen, gibt Rico dem zuständigen Soldaten einen kurzen Befehl. Dieser nickt, bringt den Gefangenen an eine Stelle, etwas abseits der Fahrzeuge und lässt ihn dort unter der Aufsicht mehrere Soldaten stehen.
    Auch bei dem Mann mit dem Feuermal, verfährt man auf diese Art. Als alle übrigen Gefangenen untergebracht sind, werden die Türen der Fahrzeuge verschlossen. Einige der Soldaten steigen in mehrere bereitstehende Jeeps, und die gesamte Kolonne setzt sich langsam in Bewegung.

Zehn Minuten später
     
    Man hat Joshua in den Raum zurückgebracht, in dem man vorher die Gefangenen bewacht hat. Rico hat ihm einen Stuhl bringen lassen, ihm sogar die Fesseln abgenommen und dem Soldaten, der ihn bewacht, kurz einige Worte zugeflüstert. Joshua weiß nicht, welche das gewesen sind, aber der junge Mann überwacht ihn jetzt zumindest nicht allzu streng, er gestattet ihm sogar, ein wenig im Raum herumzulaufen. Man hat ihm eine Flasche Wasser gegeben, und zwei Bananen, falls er Hunger haben sollte. Was draußen vorgeht, weiß er nicht. Es ist kein Laut zu hören und sehen kann er nichts. Es kommt ihm vor, als ob es eine Ewigkeit dauert, dann, endlich, kommt Rico zur Tür, gibt dem jungen Soldaten ein kurzes Kommando. Man bedeutet ihm mitzukommen. Draußen kann er nichts ungewöhnliches entdecken, keine Spur vom Patron oder dem anderen Mann. Sie sind wie vom Erdboden verschwunden.
    Rico bemerkt seinen suchenden Blick, sieht ihn kurz an, dann schüttelt er nur einmal etwas ungläubig den Kopf.
    Wahrscheinlich ist er verwundert darüber, dass ich an diese Männer überhaupt einen Gedanken verschwende , schießt es Joshua durch denn Kopf. Man bringt ihn jetzt zu einem in der Nähe wartenden Jeep, er wird aufgefordert, sich nach hinten zu setzen. Der junge Soldat nimmt hinter dem Steuer Platz, Rico neben ihm, auf der Rückbank. Wenige Minuten später kommt auch Carlos zum Wagen, er steigt auf der Beifahrerseite ein, der junge Soldat gibt Gas.
    Sie passieren das Eingangstor, Joshua erkennt mehrere Soldaten dort, die als Wachposten zurückbleiben. Als sie

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