Das Paradies ist woanders! (German Edition)
hat erst wenige Stunden geschlafen. Aber er findet trotz allem keine Ruhe mehr. Die ständige Angst, dass die Soldaten wiederkommen könnten, dass sie weitere Raketen auf das Gebäude abfeuern, lässt seinen Puls rasen. Joshua sieht auf seine Hände herab, betrachtet die automatische Waffe, die sich dort befindet. Er schüttelt kurz den Kopf. Was soll er mit einer Maschinenpistole, wenn seine Gegner mit Raketen angreifen?
Seine Gegner? Es erscheint ihm absurd. Eigentlich bin ich einer von ihnen, ich arbeitet für die Soldaten der mexikanischen Regierung, ich bin einer der „Guten“. Aber im Moment ist die Gefahr, dass mich meine eigenen Leute töten, wohl größer, als dass die Anderen das tun.
Er nimmt erneut die Position ein, die man ihm zugewiesen hat, hinter einem Fenster im Erdgeschoss. Er hat von hier einen Blick in den Park, oder dorthin, wo dieser einmal gewesen ist. Die wunderbaren Anpflanzungen, die Blumenrabatten, Wasserspiele.
Alles ist verwüstet, zerstört, liegt zertrümmert auf dem Boden. Vor seinem Fenster liegen Ziegel, welche vom Dach heruntergefallen sind, Mauerstücke, aus den oberen, jetzt zerstörten Geschossen.
Er hat keine Wahl, er muss abwarten, beobachten. Viele Stunden vergehen, ohne dass etwas passiert, er wird erneut müde, wünscht sich nur noch, irgendwo schlafen zu können. Aber jedes Mal, wenn ihm die Augen zufallen, schrickt er erneut hoch. War da nicht eben ein Geräusch?
Am Abend
Joshua hat den ganzen Tag auf seinem Posten verbracht, abgesehen von den wenigen Minuten, in denen man ihm eine Ablösung geschickt hat, damit er etwas essen gehen konnte.
Das Bild, welches sich ihm vor seinem Fenster bietet, ist unverändert, keine Regung dort draußen. Es beginnt zu dämmern, die Sonne steht bereits weit im Westen, will gerade als roter Ball hinter den nahen Bergen untergehen. Bald wird es dunkel sein, die Zeit, in der, so vermuten es die meisten der Männer hier, die Soldaten angreifen werden.
Es wäre die beste Gelegenheit dafür, darin stimmen alle überein. Und so warten sie, versteckt hinter Mauervorsprüngen und Fenstern, darauf, dass etwas passiert.
Die Männer sind angespannt, nervös. Jedes Geräusch lässt sie zusammenzucken, zur Waffe greifen oder gar den Finger ein wenig krümmen. Wenn es doch nur endlich soweit wäre. Diese Warterei ist bei Weitem das Schlimmste ...
Doch dann hat auch das ein Ende. Man kann sie bereits hören, lange bevor sie in Sicht kommen. Hubschrauber, viele von ihnen. Joshua sieht sieben, nein acht Stück. Er schluckt, sein Puls beschleunigt sich. Sie kommen näher. Wie ein Schwarm angriffslustiger Insekten halten genau auf die Villa zu, oder auf das, was jetzt noch davon steht. Dann geht es los. Ein kurzes Zischen, noch eines, wieder und wieder. Einschläge, Explosionen. Er hat Glück. Sein Posten befindet sich ziemlich am Rande des Gebäudes, die Soldaten suchen sich ihre Ziele eher in der Mitte. Eine Mauer über ihm wird getroffen, Steine und Putz stürzen herunter. Eine große Staubwolke behindert seine Sicht. Es dauert viele Minuten, bis er wieder etwas erkennen kann, und das, was er jetzt sieht, lässt ihm einen Schauer den Rücken herablaufen.
Soldaten! Viele Soldaten! Er kann gar nicht so schnell zählen, wie viele Männer sich nun auf dem Gelände befinden. Er schätzt, dass es mindestens fünfzig oder sechzig sein müssen. Sie sind nur einige Meter entfernt, haben hinter Mauern und Bäumen Deckung genommen und ihre Waffen in Richtung der Villa ausgerichtet. Es ist ein unheimliches Szenario, welches sich da vor seinen Augen abspielt.
Je mehr der aufgewirbelte Staub sich legt, desto deutlicher kann er die Männer erkennen. Kampfanzüge, schusssichere Westen, Stahlhelme, automatische Waffen. Und all das nur wenige Meter von ihm entfernt. Eiseskälte durchdringt seinen Körper, als er sich hinter seiner kleinen Mauer zusammenkauert. Was werden diese Männer jetzt machen? Was soll ich nur tun? Ich habe eine Waffe in der Hand, aber soll ich sie wirklich benutzen? Und was wird sein, wenn ich das tue? Er schüttelt den Kopf. Nein, ich bin keiner dieser Mörder, die sich in der Villa verschanzt haben. Eigentlich bin ich noch nicht einmal freiwillig hier.
Ich werde meine Waffe nicht auf die Soldaten richten, ich werde mich ihnen ergeben, wenn sie es verlangen . Aber, so schießt ihm der Gedanke durch den Kopf ... , werden sie mir dazu überhaupt die Möglichkeit lassen? Und außerdem weiß ich nicht, was in diesem Fall die
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