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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Street. Zu Ehren eines Besuchers aus der Niederländischen Ostindienkompanie hatte er Freunde und Geschäftspartner in sein Haus gebeten.
    Bevor sie dorthin fuhr, wollte Karoline noch rasch eine Bestellung bei ihrer Schneiderin aufgeben. Das Atelier von Madame Bertrand war trotz des schlechten Wetters gut besucht. Die neuen Modemagazine aus Paris waren eingetroffen, und wer immer es sich leisten konnte, ließ bei Madame Bertrand nach französischem Vorbild schneidern.
    Als Karoline eintrat, verstummte für ein paar Augenblicke lang das lebhafte Geplauder einiger Damen, die in einer Nische saßen, Tee tranken und von den köstlichen Madeleines naschten, die Madame Bertrand angeblich selber backte. Das Rezept habe sie von ihrer französischen grand-mère , pflegte sie gern zu erzählen.
    Â»Guten Tag.« Karoline nickte den Damen, von denen sie zwei flüchtig kannte, zu. David, der ihr folgte, zog seinen Hut und entbot den Damen ebenfalls einen höflichen Gruß.
    Ein elegant gekleidetes Paar, das an der Verkaufstheke stand, drehte sich kurz um. »Das wagen Sie ja wohl nicht«, zischte der Mann und wies mit seinem Spazierstock auf David. »Mit Schwarzen halte ich mich nicht in einem Raum auf.« Noch bevor jemand reagieren konnte, wandte er sich an Madame Bertrand: »Sie gewähren solchen Subjekten tatsächlich Zutritt zu Ihrem Salon? Wenn das so ist, werden wir ab sofort in einem anderen Atelier schneidern lassen!«
    Madame Bertrand rang die Hände. Sie wollte diesen Kunden, dessen Frau gestern schon drei Kleider bestellt hatte, nicht verlieren. Auf der anderen Seite kannte sie Karoline Ruhland schon sehr lange. Die Besitzerin von Hopeland durfte sie erst recht nicht verärgern, denn ihr Einfluss war groß in der Gesellschaft der Stadt.
    Â»Ich bitte Sie«, die Atelierbesitzerin rang die Hände, »es ist doch kein Problem …«
    Â»Für mich schon. Ich halte mich nicht im selben Raum auf wie ehemalige Sklaven und ihre Abkömmlinge. Komm, Mathilde!«
    Seine Begleiterin ließ widerspruchslos den dünnen Lederhandschuh, den sie gerade in Händen hielt, sinken und folgte ihm mit gesenktem Kopf nach draußen.
    Â»Halt!« Karoline stellte sich dem Mann, der sie um fast eine Kopfeslänge überragte, in den Weg. »Was erlauben Sie sich, Herr! Wie können Sie es wagen, meinen Begleiter derartig zu beleidigen?«
    David nahm ihren Arm. »Lass gut sein, Karoline, ich warte draußen«, sagte er.
    Â»Nein!« Karoline warf den Kopf in den Nacken. »Das kommt nicht in Frage.« Sie wandte sich an Madame Bertrand. »Was denken Sie – soll Mister Bernhard gehen?«
    Die Französin biss sich auf die Lippen. »Ich meine … Sie wissen doch, wie man hier denkt und …«
    Mit geringschätzigem Lächeln sah Karoline sie an. »Das reicht mir. Ich werde ab sofort in einem anderen Salon schneidern lassen.« Grußlos ging sie hinaus.
    Draußen auf der Straße atmete sie tief durch. »So, jetzt ist mir wohler!« Sie hängte sich bei David ein. »Diese Kleingeister! Ich hätte Lust, ihnen die Haut aufzuschneiden und ihnen zu zeigen, dass ihr Blut genauso rot ist wie deins.«
    Â»Lass gut sein.« David nahm ihren Arm. »Ich habe dir immer und immer wieder gesagt, dass es nicht diplomatisch ist, wenn wir uns gemeinsam in der Stadt zeigen. Ich bin schwarz, und du …«
    Â»Hör auf, so etwas Dummes zu sagen!« Karoline blieb stehen und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Du bist der Mann, den ich liebe – egal, ob deine Haut schwarz, gelb oder weiß ist.«
    10
    L aut und lebhaft ging es zu im Hafen; es war ein buntes Sprachengemisch, das nur von dem Tuten der großen Dampfer übertönt wurde, die sich einen Weg aus dem Alfred Basin bahnten. Wie immer schmeckte die Luft hier in der Gegend von Simons Town nach Salz und Meer. Etliche Segelschiffe lagen am Kai vor Anker, vier Fischerboote liefen ein, der Fang wurde entweder gleich am Hafen verkauft oder der Fisch gepökelt.
    Ein portugiesischer Dampfer wurde entladen, wild gestikulierend versuchte der Erste Offizier, einigen dunkelhäutigen Hafenarbeitern klarzumachen, dass sie die Säcke mit den wertvollen Gewürzen nicht wahllos übereinanderwerfen sollten.
    Von einem alten Frachter liefen Ratten die Taue entlang zur sicheren Erde. Gleich wurden sie von drei Hunden gejagt, die in der Gegend

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