Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
verwitterten Holzschild am Ortseingang. Wenige Yards entfernt standen Holzhütten, ein paar Wellblechhütten und Zelte, die vom graubraunen Staub bedeckt waren.
    Â»Hier sind wir doch nicht richtig, oder?« Kopfschüttelnd sah sich Karoline um. Sie hatten nach tagelanger Fahrt den Höhenzug erreicht, der angeblich so viel goldhaltiges Gestein aufwies, dass die Goldsucher zu Tausenden in diese Gegend strömten. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hannah und Frederic hier leben.«
    Â»Lass uns weiterfahren.« David Bernhard, nicht minder irritiert als Karoline, trieb die beiden Kutschpferde zu schnellerem Trab an. »Wir sollten uns vielleicht weiter nordwestlich halten.«
    Weit verstreut standen die Hütten und Zelte, ihre Zahl war nicht zu benennen. Überall klafften Löcher im Boden, Schubkarren, Schaufeln und Spitzhacken lagen herum, zeugten davon, dass die Männer oft neben ihren armseligen Behausungen nach Gold suchten. Alles wirkte grau, staubig, elend. Die Digger, denen sie begegneten, hatten verkniffene, müde Gesichter. Sie trugen Säcke und Hanfrollen, Eimer oder Spaten mit sich. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Goldgräber bestrebt waren, den ganzen Höhenzug abzutragen oder auszuwaschen.
    Nach etwa fünf Minuten Fahrt erreichten sie einen Platz, der von hohen Steingebäuden beherrscht wurde. Breite Straßen gingen davon ab, Häuser, fest gebaut, standen direkt am staubigen Wegrand. Die Straßen, das sollten David und Karoline später herausfinden, endeten in der Weite der Landschaft. Und je mehr sie in die Randbezirke der Stadt kamen, die erst vor wenigen Wochen, nämlich am 4 . Oktober 1886 , den Namen Johannesburg erhalten hatte, umso ärmlicher wurden die Behausungen.
    Â»Ich frage mal dort drüben nach«, erklärte David und ging zu ein paar Männern, die aus einer Seitenstraße kamen. Sie waren verschmutzt, die Kleidung verschwitzt, die Gesichter unter einer dicken hellbraunen Staubschicht verborgen. Einer von ihnen hielt einen Leinensack fest umklammert.
    Â»Hey, aus dem Weg!«, schrie er. »Wag es nicht, mir mein Gold wegzunehmen.«
    Â»Das habe ich nicht vor, keine Bange. Auf ein Wort nur.« David hob die Hände. »Was ist das dort rechts für ein Gebäude?«
    Â»Das Büro des Hauptmanns von Brandis.« Ein älterer Mann mit verwittertem Gesicht hustete heftig nach den wenigen Worten. »Willst du dir auch Schürfrechte sichern? Da kannst du dich eintragen lassen und bekommst einen Claim zugewiesen.«
    Â»Nein. Wir suchen jemanden. – Kennt ihr zufällig Frederic Horseley? Er kommt aus Kapstadt.«
    Â»Horseley!« Der Mann mit dem Leinensack spuckte aus. »Der Mistkerl versucht mit ein paar Freunden, alles Land hier aufzukaufen! Was hast du mit ihm zu schaffen?«
    Â»Er ist ein Bekannter. Also – sag, wo finde ich ihn?«
    Der älteste der Männer hustete zweimal kräftig, bevor er antwortete: »Er hat ein Haus irgendwo hier in der Gegend. Frag in der Queensroad nach. Vornehm leben die Herrschaften dort. Sie sind sich zu schade, um selbst im Dreck zu graben.«
    Â»Danke.« David tippte sich an den Mützenschirm. Die Sonne stach vom Himmel, es war heiß und so trocken, dass das Atmen schwerfiel. Auf halbem Weg blieb er nochmals stehen. »Gibt es hier ein Hotel, das empfehlenswert ist?«
    Die Männer lachten auf. »Für dich oder die feine Dame in deiner Gesellschaft?«, fragte einer.
    Â»Für uns beide.«
    Â»Fahr rüber zum Golden Heart «, sagte einer. »Da seid ihr relativ sicher.«
    Das Hotel, ein dreistöckiges Haus im kapholländischen Stil, sah alles andere als vertrauenerweckend aus. Laute Musik drang aus einem Schankraum, dessen Türen weit offen standen. Das Gegröle von Betrunkenen mischte sich mit dem Kreischen einiger Frauen.
    In dem Moment, da David die Pferde anhalten wollte, torkelten ein paar Männer auf die Straße. Ohne auf die Kutsche oder ein paar Lastesel, die vorübergetrieben wurden, zu achten, warfen sie sich in den Straßenstaub und schlugen wild aufeinander ein.
    Â»Fahr weiter, David.« Karoline drückte sich in die Polster, entsetzt sah sie auf die Männer, die sich hemmungslos prügelten. Zwei junge Burschen schleppten Wassertröge über die Straße, im letzten Moment gelang es ihnen, drei Reitern auszuweichen, die in vollem Galopp aus einer Seitengasse kamen.
    David

Weitere Kostenlose Bücher