Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
anvertraut, dass ein alter Bure sie als Kind vergewaltigt und sie so brutal mit einem Messer verletzt hatte. Damals hatte sie allen Weißen Rache geschworen, doch in Hannah und Frederic waren ihr Menschen begegnet, die keine Vorurteile kannten und die ihr nur Gutes taten. Sie dankte es mit großer Treue, die sie auch auf Karoline übertragen hatte.
    Â»Wenn du etwas kaltes Huhn oder Obst hast, ist mir das genug.« Karoline lächelte. »Ich will mich ein wenig ausruhen, später sehen wir dann nach dem neuen Wein.«
    Â»Seien Sie vorsichtig, wenn Sie in die Weinberge reiten. Seit Wochen treiben sich merkwürdige Gestalten in der Gegend herum. Unsere Männer haben nachts schon Wachen aufgestellt.«
    David, der die letzten Worte gehört hatte, runzelte die Stirn. »Warum habt ihr nicht Bescheid gesagt?«
    Gasira zuckte mit den Schultern. »Es ist ja nichts passiert. Und die Männer passen auf, keine Bange, Mister David.«
    Â»Wahrscheinlich ein paar Wegelagerer, die sich Vorräte stehlen wollten«, meinte Karoline. Sie ging ins Wohnzimmer und ließ sich entspannt in einen Sessel fallen. »Mach dir keine unnötigen Sorgen, David.« Sie streckte die Beine in den weichen Lederstiefeln weit von sich. »Lass uns die Zeit hier genießen. Ich bin so gern mit dir hier.«
    Er trat hinter den Sessel und küsste ihr Haar. David Bernhard, der im Frühling dieses Jahres 1890 seinen sechzigsten Geburtstag feiern würde, war immer noch ein gutaussehender Mann. Das krause Haar war inzwischen von weißen Fäden durchzogen, doch die hellbraune Haut immer noch glatt. Wach war der Blick seiner dunklen Augen, die auch jetzt, da er Karoline anschaute, einen zärtlichen, sehnsüchtigen Schimmer bekamen.
    Â»Ich liebe dich.« Er beugte sich tiefer, um sie zu küssen.
    Â»Ich liebe dich auch – heute mehr noch als am ersten Tag.« Sie drehte sich halb zu ihm um. »Weißt du noch, wie wir uns begegnet sind? Als ich dich sah, wusste ich, dass du mein Schicksal bist.«
    Â»Und ich habe mir da bereits gewünscht, dich einmal in den Armen halten zu können.« Er lachte leise. »Ein vermessener Wunsch für einen Mann mit dunkler Haut.«
    Â»Das hat mich nie interessiert.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»David …« Sie zog ihn neben sich auf das hellblaue Seidensofa. »Hast du nie bereut, dass du keine eigene Familie gegründet hast? Wolltest du keine eigenen Kinder?«
    Statt zu antworten, küsste er sie, seine Hände umschlossen ihre Schultern, glitten tiefer, tasteten in den Ausschnitt ihres Kleides. »Ich habe immer nur eins gewollt – dich.«
    15
    K aroline erwachte im ersten Dämmerlicht. Ungewohnte Geräusche hatten sie geweckt. Still lag sie in den weißen Leinendecken, die einen zarten Lavendelduft verströmten. Sie spürte Davids Arm, der sie umschlungen hielt. Seine Hand lag auf ihrer rechten Brust.
    Als sie sich vorsichtig bewegte, wurde David wach, seine Finger begannen sogleich, ihre zarte Haut zu liebkosen, seine Lippen küssten den Nacken.
    Â»Hörst du das?« Seine Hand sank herab, als sie sich aufrichtete und konzentriert nach draußen lauschte.
    Â»Nein. Es ist alles still. Du hast wahrscheinlich geträumt.«
    Doch Karoline ließ sich nicht beruhigen. Sie stand auf, warf sich den leichten Morgenmantel aus hellblauer Seide über und trat an eins der Fenster. Von hier hatte sie einen weiten Blick über den Garten, in dem vor allem Gemüse angebaut wurde. Dahinter erstreckte sich ein weitläufiger Obstgarten. Äpfel-, Aprikosen-, Pflaumen- und sogar einige Orangenbäume waren hier zu finden.
    Im Schatten der Bäume sah Karoline dunkle Schatten hin und her huschen.
    Â»Komm schnell, David, irgendetwas stimmt nicht.« Aufgeregt winkte sie ihn zu sich. Doch so angestrengt sie dann beide hinausschauten – es war niemand mehr zu entdecken.
    Â»Es waren vielleicht Tiere«, meinte David.
    Karoline schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.« Sie war beunruhigt und ging ins Bad, um mit der Morgentoilette zu beginnen. Sie war kaum angekleidet, hatte sich das Haar noch nicht gerichtet, als von den Stallungen her Geschrei ertönte. Dann erklangen zwei Schüsse, denen gleich zwei längere Gewehrsalven folgten.
    Als Karoline und David auf den Hof kamen, lagen zwei ihrer Arbeiter verletzt auf der Erde. Ein Schwarzer, den sie nicht kannten, lehnte an der Wand des

Weitere Kostenlose Bücher