Das Paradies liegt in Afrika
Farmgebiet.«
Madeleine zuckte mit den Schultern. »Was geht das mich an?«
»Du bist doch eine Ruhland!«
»Nein!« Madeleine presste die Lippen fest aufeinander. »Das bin ich schon viele Jahre lang nicht mehr. Und deshalb interessiert es mich auch nicht, was aus Hopeland wird. Adieu.«
»Aber ⦠wo willst du hin?«
»Das geht dich gar nichts an. Vergiss einfach, dass du mich hier getroffen hast.«
10
W ie schön es hier ist!« Mit leuchtenden Augen sah sich Karoline um. »Wir sind nur vier Stunden gefahren, und doch komme ich mir vor wie in einer anderen Welt.«
Liebevoll legte ihr Christopher einen Arm um die Schultern. »Wir sollten uns viel öfter etwas Zeit für uns nehmen. Es ist so wundervoll, mit dir allein zu sein. Ich mag diesen Platz am Meer ganz besonders gern.« Er schaute hinaus auf den Ozean, der silbrig schimmerte. Auf den gröÃeren Wellen tanzten Schaumkronen, und wenn sie sich am Ufer brachen, flogen Möwen und Strandläufer, die sich um Muscheln und Krabben zankten, mit lautem Gekreische auf. Am Horizont waren ein Dreimastsegler und ein kleineres Fischerboot zu erkennen.
Karoline schmiegte sich fester an ihren Mann. »Unsere Zweisamkeit können wir viel zu selten genieÃen, das stimmt. Aber wenn ich ehrlich sein soll, dann hat mir vorgestern das Fest auf Groot Constantia sehr gut gefallen. Diese Einladung zum Herbstball war etwas Besonderes.«
»Ich fand den Besuch dort auch sehr anregend. Und ich bin froh, dass wir die Einladung angenommen haben â obwohl das Trauerjahr noch nicht vorüber ist. Doch das hat man uns wohl nicht verübelt. Die Familie Cloete ist so liebenswürdig, und sie haben einen herrlichen Besitz übernommen, auf dem ich mich immer wieder gern umschaue.«
Groot Constantia war eines der ältesten Weingüter am Kap. Simon van der Steel, der einstige Kap-Gouverneur, hatte das Weingut im siebzehnten Jahrhundert gegründet und das herrliche Haupthaus im kapholländischen Stil errichtet. Eine lange Eichenallee mit mächtigen alten Bäumen führte zum weià getünchten Herrenhaus, das imposant inmitten einer gepflegten Gartenanlage stand. Mit hellem Kies waren die Wege ausgelegt, vor dem Eingangstor war ein ovales Rosenbeet angelegt worden. Jetzt, da der Winter bevorstand, blühten nur noch vereinzelte Rosen, aber vier andere Beete, rechts und links der Einfahrt, waren üppig bepflanzt. Hohe Asternbüsche, Hibiskussträucher und mächtige Sonnenblumen reckten sich dort gen Himmel.
An dem leeren Strandabschnitt, an dem Karoline und Christopher nun lagen, gab es hingegen nur wogendes Dünengras, das kaum Schutz vor dem Wind bot, der vom Atlantik her wehte. Das Paar hatte den kleinen Küstenort Hermanus hinter sich gelassen und war mit einem leichten Landauer zum Strand gefahren. Eine kleine, versteckte Bucht war seit jeher Karolines Lieblingsort. In Hermanus hatten sie nach der Hochzeit glückliche Tage verbracht, und wann immer es Christopher möglich war, fuhr er mit seiner jungen Frau hierher.
»Schau nur â ein Wal! Und dort ist noch einer!«
»Es ist eine Walkuh!« Aufgeregt beugte sich Karoline vor. »Sie hat ein Kalb dabei, sieh doch nur!«
Lächelnd schaute Christopher seine schöne Frau an. Ihre Wangen waren vor Erregung gerötet, der Wind hatte einige Strähnen aus ihrer Frisur gelöst, die hellen Locken umspielten Karolines apartes Gesicht. Sanft strich er ihr über die leicht gebräunte Wange. Karoline hielt sich viel im Freien auf, sie half in den Weinbergen und im Gemüsegarten. Josy, die alte Wirtschafterin, fand das zwar unschicklich für die junge Herrin, doch Karoline lieà sich nicht davon abhalten.
»Ein Baby â¦Â« Versonnen lächelte Christopher. »Was meinst du, wie wäre es, wenn wir noch ein Kind bekämen?«
Karoline antwortete nicht.
»Möchtest du nicht noch einen Sohn? Ich hätte gern noch einen Buben. Das Gut ist groà genug, wir haben keine Sorgen und â¦Â«
»Pst. Sei still.« Sie legte ihm zart die Hand auf die Lippen. »Es ist noch zu früh, meinst du nicht?«
»Nein!« In seinen Augen glomm Leidenschaft auf. Kurz sah er sich um. Sie waren allein, der Strand war menschenleer. Mit beiden Händen umfasste er Karolines Gesicht, zog sie näher und näher. Seine Lippen liebkosten die zarten Lider, glitten weiter über die
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