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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Pferdestraßenbahn immer noch stand. Halb verdeckt von dem Kutscher, der dem Geschehen wie paralysiert zusah, stand eine hagere Frau. Sie trug ein zimtfarbenes Kleid, darüber ein Tuch aus heller Wolle. Ein breitrandiger Hut, mit zimtfarbenen Bändern und ein paar hellen Blüten verziert, verdeckte einen Teil des Gesichts. Aber Sophie sah genau den bösartigen Ausdruck in den Augen der Frau, die sie nie im Leben wiederzusehen gehofft hatte.
    Â»Nein!« Das kleine Wort kam wie ein unterdrückter Schrei über ihre Lippen, dann verlor sie das Bewusstsein.

    Endlos lang kam Hannah der weiß getünchte Flur vor. Sie war schon mindestens fünfmal auf und ab gegangen, hatte immer wieder zu der hohen Tür an der Kopfseite geschaut, hinter der die Sanitäter und der Arzt mit Sophie verschwunden waren.
    Â»Wie lange dauert die Untersuchung denn noch?« Ungeduldig zerpflückte sie ihr Taschentuch, Teile der zarten Spitze segelten, Schneeflocken gleich, zu Boden.
    Â»Es braucht eben seine Zeit. Der Arzt hat ja gesagt, dass er Mutter sehr gründlich untersuchen will. Lass uns froh sein, dass er so sorgfältig ist.«
    Hannah nickte nur. Sie war nervös und unruhig. In zwei Stunden war das Rendezvous mit Frederic. Sie waren in seinem Hotel verabredet. Wie sollte sie ihn benachrichtigen, dass sie nicht kommen konnte? Wen konnte sie mit einer Nachricht losschicken? Zu der Angst um Sophie kam die Sorge, Frederic nicht treffen zu können und ihn eventuell zu verärgern. Sie sehnte sich sehr nach dem Mann, der ihr den Glauben an die Liebe zurückgegeben hatte. Heimlich hoffte sie, dass er sie bei diesem Besuch bitten würde, die Seine zu werden.
    Â»Sie sind die Angehörigen von Missis Ruhland?« Eine Ordensschwester trat auf Karoline und Hannah zu. Das runde Gesicht unter dem Schleier war ernst. »Bitte kommen Sie mit in Dr. Grishams Büro. Er möchte mit Ihnen reden.«
    Â»Können wir nicht zuerst zu unserer Mutter?«
    Die Nonne schüttelte den Kopf. »Bitte folgen Sie mir zunächst.«
    Der Arzt erwartete Karoline und Hannah in seinem Arbeitszimmer. Es war spartanisch eingerichtet, wurde von einem Eichenschreibtisch dominiert, der über und über mit Papieren bedeckt war. Durch vier hohe Fenster fiel Licht in den Raum, in dem vor dem Schreibtisch nur zwei Holzstühle standen. Gegenüber der Fensterfront stand ein Glasschrank, in dem einige fest verschlossene Gläser standen. Hier wurden, in Formalin konserviert, diverse Organe aufbewahrt. Karoline bemerkte gar ein Gehirn, das in der gelb-grünlichen Flüssigkeit schwamm. Es schauderte sie bei diesem Anblick, doch sogleich wurde ihre Aufmerksamkeit auf Dr. Grisham gelenkt.
    Â»Bitte nehmen Sie Platz.« Mit knapper Geste wies er auf die beiden Besucherstühle. »Ich habe leider keine guten Nachrichten.« Er nahm ein wenig umständlich hinter dem Schreibtisch Platz, legte die Fingerspitzen gegeneinander und sah erst Hannah, dann Karoline an. »Die Verunglückte hat sich bei dem Unfall einen doppelten Armbruch zugezogen. Diesen habe ich geschient und einen Gipsverband angelegt. Dann wird die Patientin gewiss eine Gehirnerschütterung davongetragen haben. Doch das ist es nicht, was mir Sorgen bereitet.« Er biss sich auf die Lippen, strich sich dann mehrfach durch das graue Haar.
    Â»Sprechen Sie bitte offen, Doktor Grisham.« Karoline beugte sich vor. »Was fehlt unserer Mutter?«
    Â»Das kann ich, ehrlich gesagt, noch nicht exakt diagnostizieren. Aber mir sind bei der Untersuchung der Wirbelsäule zwei Verhärtungen aufgefallen. Prellungen – im günstigsten Fall. Oder Blutergüsse, die sich nach einer Weile von allein zurückbilden werden.«
    Â»Und – wenn nicht?«
    Wieder legte der Arzt die Fingerkuppen gegeneinander. Er schluckte zweimal, ehe er antwortete: »Dann droht der Patientin eine Lähmung.«

    Frederic Horseley zog zum wiederholten Mal seine Taschenuhr hervor. Er saß an der Bar des eleganten Cape Heritage Hotels und behielt seit mehr als einer Stunde die Halle im Auge. Wo blieb Hannah nur? Sie waren zum Dinner verabredet, und er hatte sich den ganzen Tag über auf das Wiedersehen gefreut.
    Â»Immer noch allein?« Eine junge Dame, die ihm schon vorgestern, bei seiner Ankunft, aufgefallen war, schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. Sie trug ein grünes Seidenkleid mit stark gerafftem, engem Rock. Das

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