Das Paradies liegt in Afrika
ging auf die unausgesprochene Einladung seines schönen Gegenübers ein. »Wollen wir hinunter zum Hafen fahren? Dort kenne ich ein Etablissement, in dem man wundervolle Tanzmusik darbietet.«
»Nur zu gern!« Grüne Hexenaugen lachten ihn an.
Diesem Blick â und der kaum verhohlenen Leidenschaft, die Dorothy ausstrahlte â konnte Frederic Horseley nicht widerstehen. Auch den nächsten Tag verbrachte er in der Gesellschaft der jungen Schauspielerin. Von Hannah hatte er immer noch nichts gehört, und so war er frei in seiner Entscheidung, den Tag mit Dorothy zu verbringen. Mit einem geliehenen Einspänner fuhren sie hinaus zum Groot Constantia, denn Dorothy hatte den Wunsch geäuÃert, ein wenig von der Umgebung Kapstadts kennenzulernen.
»Wissen Sie, lieber Frederic, ich möchte mich mit der Gegend, in der ich vielleicht ein paar Monate leben werde, vertraut machen. Der Leiter des Theaters, an dem ich ab der nächsten Woche arbeiten werde, hat mir Hoffnung auf ein längeres Engagement gemacht.«
Frederic erwiderte nichts hierauf. Ihm war klar, dass er sich auf ein Abenteuer einlieÃ, wenn er mit Dorothy ausfuhr und sie häufiger traf. Aber sie war einfach zu verführerisch! Daran, dass er nach Hopeland hinausfahren oder sich im Stadthaus der Ruhlands nach Hannah erkundigen könnte, dachte er in dieser Situation nicht.
Und so zeigte er der jungen Schauspielerin Groot Constantia, erläuterte begeistert den Baustil des groÃzügig angelegten Hauses und versuchte, seiner Begleiterin die historische Bedeutung des Anwesens zu erläutern. Doch bald merkte er, dass Dorothy daran wenig Interesse hegte.
»Was meinen Sie â wollen wir morgen zum Strand fahren? Ich habe gehört, dass es dort sehr romantische Fleckchen gibt.« Ihre Stimme bekam ein dunkles Timbre.
»Gern. Ich stehe Ihnen den ganzen Tag hindurch zur Verfügung.« Mit einer kleinen Verbeugung hielt er ihr die Tür der Kutsche auf. Als sie dicht an ihm vorüberging, roch er Dorothys verführerisches Parfüm, ihr Atem streifte seine Wange. In der Kutsche schmiegte sie sich an ihn und zeigte ihm deutlich, was sie sich von dieser Ausfahrt erhoffte.
»Wollen wir zu einem kleinen Restaurant am Hafen? Es liegt ein wenig versteckt, doch die Gerichte, die man serviert, sind exquisit.«
»Eine ausgezeichnete Idee.« Sie überlieà ihm ihre Hand, die er an die Lippen zog und dann zärtlich den kleinen Streifen Haut küsste, der zwischen dem leichten Handschuh und dem Jackenärmel hervorblitzte. In leichtem Trab fuhr die Kutsche durch die Stadt, passierte das Parlamentsgebäude und die Groote Kerk. Allerdings zeigte die schöne Dorothy nur wenig Interesse für diese Gebäude, ihr ganzes Augenmerk war auf den Mann an ihrer Seite gerichtet.
Auch Frederic lieà kaum einen Blick von seiner bezaubernden Begleiterin, in deren Augen er ein groÃes Versprechen sah. Und so bemerkte er die Frau nicht, die soeben aus dem Portal des Somerset Hospitals kam, denn Dorothy raunte ihm zu:
»Sie sind ein wundervoller Mann. Und ich danke dem Schicksal, dass es mir die Bekanntschaft mit Ihnen ermöglicht hat.«
»Kleine Schmeichlerin!« Er wagte es, ihr kurz über die Wange zu streichen. Dorothy wehrte ihn nicht ab, im Gegenteil, sie schmiegte den Kopf für einen kurzen Moment in die Männerhand.
Hannah, die die ganze Nacht neben Sophie gewacht hatte, war froh, als Karoline nach leisem Anklopfen das Krankenzimmer betrat. Flüchtig küsste sie Hannah auf die Wange, dann wandte sie sich dem Bett zu. »Wie geht es ihr?«
»Unverändert. Sie ist noch nicht zu Bewusstsein gekommen. Der Arzt war vor einer halben Stunde noch einmal hier. Er meinte, dieser Schlaf sei ein Segen. So spürt sie die Schmerzen nicht, und der Körper kann neue Kräfte sammeln.«
»Das leuchtet ein.« Karoline lieà sich auf der anderen Seite des Bettes nieder.
»Mutter muss sich unbedingt ruhig halten, bitte achte darauf. Dr. Grisham hat versprochen, für die Nacht eine erfahrene Pflegerin abzustellen.«
»Ich bleibe bis zum Abend«, erklärte Karoline. »Willst du dich nicht ein wenig ausruhen?«
»Wie soll ich Ruhe finden? Mutters Befinden ist so besorgniserregend, da werde ich nicht eine Minute lang schlafen können.«
»Geh trotzdem nach Hause und ruh dich aus. Morgen wirst du neue Kraft brauchen.«
Hannah nickte, noch
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