Das Paradies liegt in Afrika
noch hierbleiben. Das Zimmer ist für zwei Tage bezahlt.«
»Pah!« Dorothy warf den Kopf in den Nacken. »Wie sprichst du mit mir? Ich bin doch nicht so eine!«
»Das habe ich auch nicht gesagt, kleines Hexlein.«
»Aber du behandelst mich so.« Tränen liefen aus den schönen grünen Augen, sie wischte sie nicht ab.
»Aber nein!« Sein schlechtes Gewissen regte sich, denn natürlich war das, was sie ihm schenkte, keine wahre Liebe. Sie erwartete gewiss einiges als Gegenleistung â Geschenke, kleine, kostbare Aufmerksamkeiten. Frederic war ein Mann, der über einige Erfahrungen verfügte. In London hatte er ein halbes Jahr lang eine Geliebte gehabt, eine Opernsängerin, die an der Covent Garden Opera engagiert gewesen war. Zu den groÃen Sopranistinnen gehörte sie wahrlich nicht, doch sie war liebenswert und unterhaltsam. Frederic hatte ihr eine kleine, diskrete Wohnung gemietet, in der er kommen und gehen konnte, wie es ihm beliebte. Es war eine gute Zeit gewesen, sie hatten sich ohne Groll getrennt. Er schmunzelte, als er daran dachte, dass er Lindsay bei seinem nächsten Aufenthalt in London den Abschied mit einem wertvollen Perlencollier versüÃt hatte.
Dieser Abschied war erfolgt, nachdem er auf einer Schiffsreise nach Kapstadt Hannah Davenshire kennengelernt hatte. Die aparte Frau mit den traurigen Augen hatte vom ersten Augenblick an sein Herz berührt.
»Wenn dir etwas an mir liegt, dann komm zur Premiere.« Dorothys Stimme unterbrach seine Erinnerungen.
»Natürlich«, versprach er, erleichtert, dass sie keine andere Forderung stellte.
»Du bist wundervoll.« Die Tränen waren bereits wieder versiegt, sie küsste ihn lange, ehe sie noch vor ihm im Bad verschwand.
Frederic lieà sich noch einmal aufs Bett sinken, er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Hannah ⦠Auf einmal war sie wieder in seinen Gedanken, lieà sich nicht mehr vertreiben.
12
D ie Wochen zogen so rasch dahin wie die Wolken am Himmel. Der Sommer neigte sich, eine neue Weinlese stand bevor, und auf Hopeland ging es so hektisch zu wie stets um diese Jahreszeit. Fässer wurden gesäubert, die Holzkiepen repariert, die zwei groÃen Weinpressen in Ordnung gebracht. Christopher arbeitete oft bis spät in den Abend hinein.
»Du reibst dich auf«, sagte Karoline hin und wieder, wenn er sich erschöpft in den hohen Lehnsessel sinken lieÃ, in dem schon sein GroÃvater gern entspannt hatte. »Warum stellst du nicht wieder einen Kellermeister ein? Allein ist die Arbeit doch kaum zu schaffen.«
»Wo soll ich einen guten Mann finden? Kannst du mir das sagen?«
Karoline zögerte, dann sagte sie: »Wenn es dir recht ist, komme ich mit in den Weinkeller und du erklärst mir alle Neuerungen. Ich habe ja schon bei meinem Vater vieles gelernt. Wenn du mit mir zusammenarbeiten willst, kann es nur von Vorteil sein für Hopeland .«
Christopher streckte die Arme nach ihr aus. »Mein tapferes Herz«, murmelte er und vergrub das müde Gesicht in ihrem Haar. »Was willst du dir noch aufladen? Mutter und die Kinder sind doch Aufgabe genug.«
Sanft schob Karoline ihn von sich. »Die Kinder machen mir nur Freude. Und deine Mutter ⦠sie ist der tapferste Mensch, den ich kenne. Sie trägt ihr Schicksal bewundernswert.«
»Das stimmt.« Christopher seufzte unterdrückt auf. »Wenn ich sie sehe, bricht mir stets aufs Neue das Herz.«
»Sie dauert mich auch, aber Mitleid ist das Letzte, was sie will.« Karoline richtete sich entschlossen auf. »Komm mit ins Esszimmer, sie wartet sicher schon auf dich. Wir wollen gemeinsam einen späten Imbiss einnehmen. Die Kinder haben bei Josy in der Küche gegessen.«
»Ich komme gleich, ich richte mich nur ein wenig her«, sagte Christopher.
Eine Viertelstunde später betrat er lächelnd das Esszimmer, das seit Jahren der zentrale Mittelpunkt des Hauses war. Hier fanden sie sich alle immer wieder zusammen, wenn sie ansonsten auch ihre eigenen vier Wände hatten.
»Mein Junge, es ist spät geworden.«
»Tut mir leid, Mama, aber es lieà sich nicht ändern.« Er hob Sophies Hand, die in den letzten Monaten sehr dünn geworden war und an der sich einige bläuliche Adernstränge zeigten, an die Lippen. Angestrengt vermied er es, das Gefährt anzusehen, in dem seine Mutter seit Monaten saÃ.
Der Rollstuhl war
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