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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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und gewiss deinem Mann bei seinen Geschäften helfen können.«
    Â»Aber nein, davon verstehe ich nun wirklich nichts.«
    Â»Musst du auch nicht. Wichtig ist, an seiner Seite zu sein und zu repräsentieren. Mit deinem Charme erreichst du manchmal mehr als mit logischen Argumenten.«
    Â»Du bist so klug!« Eine letzte Umarmung, dann ertönte die Schiffsglocke, die die Passagiere zum Einschiffen rief.
    Karoline winkte mit ihrem Taschentuch, bis sie Hannah, die neben Frederic an der Reling des kleinen Bootes stand, nicht mehr erkennen konnte. Sie wandte sich ab und ging drei Querstraßen weiter. Hier befand sich die Werkstatt des Fassmachers, der seit vielen Jahrzehnten Gut Hopeland belieferte. So wie die Ruhlands arbeitete auch bei Jeff Thurnball die dritte Generation in diesem Handwerk.
    Karoline bestellte bei dem fast zwei Meter großen Mann mit dem kahlen Schädel zwei neue Fässer. »Beste Eiche, das wissen Sie. Und sie müssen mindestens sechshundert, wenn nicht gar achthundert Liter fassen.«
    Â»Was halten Sie von französischer Kastanie?« Jeff wies auf ein halbfertiges Fass, das gerade von zwei Männern bearbeitet wurde. »Zum Nachreifen ideal, Missis Ruhland.«
    Â»Nein, nein, lieber nehme ich Eiche.«
    Sie besprachen noch den Preis, die Lieferzeit, dann verließ Karoline den Arbeitsschuppen und ging den schmalen Pfad zurück zur Straße. Die Hitze hatte noch zugenommen, wer nicht arbeiten musste, hielt sich im Haus auf. Zwei Hunde lagen träge neben einem umgestürzten Wassereimer. Ein paar Jungen, Schwarze, Inder und Mischlinge, spielten unverdrossen im Straßenstaub mit einem alten Ball. Ein Fischer zog, gemeinsam mit seiner Frau, einen Handkarren durch die Gasse. Darauf lagen ein kleiner Hai, ein Korb mit Muscheln und ein paar Tintenfische. Sofort erhoben sich die Straßenköter, doch der Fischer scheuchte sie mit ein paar Tritten fort.
    Karoline beschloss, sich eine Lohndroschke zurück zum Stadthaus zu nehmen. Gerade als sie sich nach links wandte, wo sie den Standplatz der Pferdedroschken wusste, kam ein Halbwüchsiger auf sie zu. Seine Haut hatte einen hellen Mokkaton; er war ein Mischling, wie sie immer häufiger am Kap zu sehen waren. Die verschiedenen Völker, die sich in den letzten Jahrzehnten hier angesiedelt hatten, vermischten sich immer mehr.
    Der Junge, der zu einer alten Leinenhose, die an den Waden endete, nur ein ärmelloses Hemd trug, kam bedrohlich nahe an Karoline heran, und ehe sie recht wusste, was geschah, hatte er ihr den mit Petit-Point-Stickerei verzierten Beutel vom Arm gerissen, in dem sie ihre Geldbörse aufbewahrte. Der Horngriff ritzte Karolines Handgelenk auf, sie schrie auf – vor Schmerz ebenso wie vor Wut und Empörung.
    Der etwa Sechzehnjährige rannte los, seine Beute fest umklammert. Doch schon nach wenigen Schritten stellte ihn ein hochgewachsener Mann und hielt ihn mit eisernem Griff fest.
    Â»Hiergeblieben, Bursche!«
    Der schmächtige Dieb versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch es gelang ihm nicht, zumal sich ein Kreis Neugieriger gebildet hatte und ein Entkommen unmöglich war.
    Der Mann, der ihn festhielt, besaß das krause Haar der Schwarzen, seine Haut allerdings war von einem hellen Bronzeton. Die Kleidung war nicht elegant, doch von gediegener Qualität. Das ebenmäßige Gesicht wurde von großen dunklen Augen beherrscht, die sich jetzt auf Karoline richteten.
    Â»Madame – hier ist Eure Tasche.« Mit einer kleinen Verbeugung reichte er ihr den buntbestickten Beutel. »Wollt Ihr den Diebstahl zur Anzeige bringen?«
    Karoline sah zu dem schmächtigen Halbwüchsigen hin, der mit gesenktem Kopf dastand und so unglücklich wirkte, dass sie Mitleid mit ihm bekam.
    Â»Nein, nein, lasst ihn nur laufen, den armen Kerl.«
    Â»Seid nicht zu großmütig. Er sollte einen Denkzettel bekommen.«
    Karoline trat dicht vor den jungen Burschen hin. »Du hattest wohl große Not?«, fragte sie.
    Â»Ja. Ich … ich …«
    Â»Sprich nur. Warum hast du mich bestehlen wollen?«
    Â»Ich brauche Geld. Für meine Mutter. Sie ist krank, und wir haben kein Geld, Medizin zu kaufen.«
    Â»Eine billige Ausrede.«
    Â»Glaubt ihm nicht.«
    Â»So ein dreistes Bürschchen!«
    Erregt redeten die Umstehenden durcheinander, eine ältere Frau mit spitzer Nase, die ein verwaschenes, ehemals schwarzes Kleid trug, spuckte vor

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