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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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– ein Vorhaben, das er nicht mehr in die Tat hatte umsetzen können.
    Die Zeichnungen, die Sophie in den Händen hielt, waren allerdings keine Entwürfe für Weinetiketten. Sondern sie zeigten – Karoline und die Kinder! Deutlich war Hopeland im Hintergrund des größeren Bildes zu sehen. Davor stand eine Frau, die zwei Kinder an den Händen hielt. Doch die Gesichter … Ein wehes Schluchzen kam über Sophies Lippen, erneut fielen die Blätter aus ihren Händen.
    Lady Meredith bückte sich erneut danach, jetzt warf auch sie einen Blick auf die Zeichnungen. »Nein«, flüsterte sie, und sie legte die Blätter auf den Tisch, als seien sie glühend heiß. Christopher Ruhland hatte die Gesichter seiner Kinder mit großen Strichen unkenntlich gemacht.
    Â»Es … es tut mir leid.« Die Besucherin biss sich auf die Lippen. »Ich sollte gehen.«
    Â»Warten Sie noch. Bitte. Es sind noch einige Dinge …« Die Stimme versagte Sophie. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie, es schien ihr, als sei ihr Kopf in einem Schraubstock gefangen. Alles wurde dunkel um sie herum – bis auf ein kleines Licht, das von weit her zu kommen schien.
    Dass Lady Meredith laut um Hilfe rief, hörte Sophie Ruhland bereits nicht mehr …
    2
    E ine gute Reise – und auf ein gesundes Wiedersehen. Schreib mir, sobald ihr in England seid.« Ein letztes Mal umarmten sich Hannah und Karoline. »Aber schreib auch von unterwegs. So kann ich in Gedanken mit euch reisen. Und denk bitte dran, mir die neuesten Noten von Richard Wagner zu schicken, sobald du sie irgendwo bekommen kannst.«
    Â»Er soll ein schwieriger Komponist sein. Nicht alles, was er niedergeschrieben hat, klingt harmonisch.« Hannah zuckte mit den Schultern. »Aber ganz wie du willst, ich werde sie schon auftreiben. Doch mir sind, ehrlich gesagt, die leichten Walzer von Johann Strauß lieber.« Sie sah sich nach ihrem Mann um, der das Verladen des Gepäcks beaufsichtigte. Noch immer mussten die großen Dampfschiffe draußen in der Bucht ankern, mit kleinen Booten wurden Passagiere und Fracht von Kapstadts Hafen hinaus zu den tieferen Gewässern befördert. »Frederic hat mir versprochen, auf der Rückreise einen kurzen Abstecher nach Wien zu machen. Zu gern möchte ich den berühmten Walzerkönig einmal persönlich hören.«
    Â»Ich bin sicher, dass dir Frederic diesen Wunsch erfüllen wird. Und nun – adieu. Auf ein gesundes Wiedersehen.«
    Karoline tupfte sich mit einem spitzenbesetzten Taschentuch die feinen Schweißtröpfchen von der Stirn. Es war drückend heiß an diesem Novembertag des Jahres 1866 , in den engen Straßen und Gassen des Hafenbereichs empfand sie die sommerliche Schwüle besonders stark. Es roch unangenehm nach verfaulenden Abfällen, nach Fisch und den Exkrementen der herumstreunenden Hunde und Katzen. Zwischen einigen alten Holzschuppen sprangen Ratten hervor und verschwanden blitzartig wieder, sobald sie Beute gemacht hatten oder irgendjemand mit einem Knüppel nach ihnen warf.
    Ratten waren nach wie vor die große Plage dieses Stadtteils. Im Zentrum, dort, wo die eleganten Steinhäuser standen und es Abwässerkanäle und sanitäre Einrichtungen gab, war das Ungeziefer zum größten Teil vernichtet worden. Doch hier, im immer schmutzigen Hafengebiet, wo an jeder Ecke ein Abfallhaufen lag und die Abwässer ungehindert in Richtung Meer flossen, lebten mehr von den gefährlichen Nagern als Menschen.
    Â»Alles ist verstaut.« Frederic Horseley trat zu den beiden Damen. Er trug einen leichten hellen Leinenanzug, ein breiter Panamahut bedeckte sein Haar. »Karoline, ich darf dich zum Abschied umarmen. Und sei bedankt für alles, was du für uns tust.«
    Â»Still. Kein Wort mehr davon.« Karoline reichte ihm beide Hände, die er erst küsste, dann zog er die junge Frau kurz an sich.
    Hannah, in einem eleganten Reisekostüm aus lindgrüner Baumwolle, das am Revers und am Saum reiche Steppverzierungen in Form von stilisierten Blüten aufwies, kämpfte mit den Tränen. Sie nestelte am schmalen Spitzenkragen der champagnerfarbenen Seidenbluse. »Ich ersticke noch vor der Abfahrt«, seufzte sie. »Ach, Karoline, worauf hab ich mich da eingelassen!«
    Â»Auf eine abenteuerliche Reise«, lachte diese. »Du wirst viele neue Bekanntschaften machen, interessante Leute treffen

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