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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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dem Jungen aus. »Bastard!«, zischte sie, dann verschwand sie in der Menge.
    Der Mann, der den Jungen immer noch festhielt, zuckte ebenso zusammen wie der schmalbrüstige Dieb. Eindringlich sah der Mann ihn an. »Das ist keine Lüge?«
    Â»Nein, Sir.«
    Â»Gut. Bring mich zu ihr. Ich werde mich selbst überzeugen. Und gnade dir der Herr im Himmel, wenn du gelogen hast.« Er wandte sich an Karoline. »Seid Ihr damit einverstanden?«
    Â»Ich komme mit.«
    Â»Aber …«
    Â»Keine Einwände, bitte. Ich komme mit.« Entschlossen trat Karoline neben ihn. Schweigend gingen sie ein paar Straßenzüge weiter. Die Gegend, in die sie nun kamen, war eine der armseligsten der ganzen Stadt. Windschief und nur eingeschossig waren die meisten der Häuser, bei einigen sah man das blanke Mauerwerk unter der hellen Kalkschicht.
    Das Holzhaus, zu dem sie der Halbwüchsige führte, stand am Ende einer schmalen Straße. Neben dem zweigeschossigen Gebäude wuchs ein immergrüner Eukalyptusbaum, daneben stand eine einstmals grün gestrichene Bank. Jetzt aber war die Farbe abgeblättert, ein alter grauer Kater mit grünen Augen saß auf dem rauen Holz und sonnte sich, sprang jedoch mit drohendem Fauchen fort, als er die Menschen näherkommen sah.
    Der Junge zögerte, unsicher sah er Karoline an. »Ihr … ihr wollt wirklich mit hineinkommen?«
    Â»Aber ja!« Karoline wirkte sehr entschlossen. Der Mann, der einen Schritt hinter ihr stehen geblieben war, nickte ebenfalls.
    Leise schob der Junge die Tür auf, die in ihren Angeln knirschte. Sie betraten einen schmalen Flur, in dem es nach abgestandenem Essen und einer scharfen Essenz roch. Eine Tür stand halb offen und führte in einen düsteren Raum, der kärglich möbliert war. In der Mitte stand ein Tisch, darum drei altersschwache Stühle. Unter dem Fenster, der einzigen Lichtquelle, fand sich eine Kommode, auf der eine Wasserschüssel und einige braune Flaschen standen.
    Â»Jamie … endlich!« Die Stimme, schwach und kaum zu vernehmen, kam von dem schmalen Diwan an der Stirnseite des Raumes. Darauf lag, nur mit ein paar elenden Lumpen zugedeckt, eine schmale Schwarze. Ihr Gesicht war schweißnass, die großen Augen glänzten im Fieber. Die leicht wulstigen Lippen waren aufgeplatzt, ein dünner Blutfaden lief aus dem linken Mundwinkel.
    Â»Ma! Wie geht es dir?« Der Junge kniete neben dem schmalen Lager nieder. »Ich hab keine Medizin bekommen. Es tut mir so leid«, flüsterte er kaum hörbar.
    Karoline trat näher. »Guten Tag. Sie sind leidend?«
    Â»Ja. Mein Husten … er quält mich seit Wochen. Und dann das Fieber … verzeiht, dass ich nicht aufstehen kann, Madame.«
    Â»Bleiben Sie ganz ruhig liegen. Ich lasse einen Arzt rufen.« Karoline zog den Jungen hoch. »Hol den Doktor. Rasch.«
    Er senkte den Kopf. »Das geht nicht.« Seine Worte waren kaum zu verstehen.
    Karoline schob ihn zur Tür. »Eil dich.«
    Fragend sah der Halbwüchsige zu dem Mann hin, der unter der Tür stehen geblieben war. Der weißen Frau, die sich jetzt zu seiner Mutter niederbeugte, wollte er nicht vertrauen. Sie war so fremd, so elegant, sie kam aus einer anderen Welt. Doch der Mann war einer von ihnen. Seine Hautfarbe war vom gleichen Mokkaton wie seine eigene.
    Â»Tu, was man dir gesagt hat.« Der Mann ging zum Fenster und öffnete einen Flügel. »Frische Luft kann nicht schaden. Diese Kräuter hat Ihnen eine weise Frau gekocht, nicht wahr?«
    Die Kranke nickte nur. »Der Sud soll das Fieber senken.«
    Â»Seit wann liegen Sie zu Bett?«, wollte Karoline wissen.
    Â»Seit drei Wochen.«
    Â»Und – wann haben Sie zum letzten Mal eine ordentliche Mahlzeit gehabt?« Karoline griff nach der ausgezehrten Hand. »Schämen Sie sich bitte nicht, es ist keine Schande, arm und krank zu sein. Doch lassen Sie mich Ihnen helfen. Ich heiße Karoline Ruhland und lebe draußen im Weinland.«
    Â»Ich bin Bokula Shepard.«
    Â»Dann darf ich mich auch vorstellen – David Bernhard.« Der große Schwarze verneigte sich. »Ich denke, es ist besser, ich warte draußen, bis der Doktor da ist.«
    Â»Danke, doch das ist nicht vonnöten. Ich komme schon zurecht«, erwiderte Karoline.
    Â»Lassen Sie mich nur warten, ich habe nichts Besseres vor.«
    Sie sah ihn verstohlen an. Er sah gut aus, von ihm

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