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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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gingen eine Kraft und Selbstsicherheit aus, die man nur selten fand. Er war ganz offensichtlich ein Mensch, der in sich selbst ruhte. Karoline gestand sich ein, dass etwas an diesem Fremden war, das ihr Herz berührte.
    Es dauerte lange, bis der Arzt endlich eintraf. Er war alt und hager, seine Tasche ebenso abgewetzt wie sein Gehrock. »Es ging nicht rascher«, sagte er entschuldigend, als er die elegante Dame bemerkte, die auf einem der Stühle saß und sich jetzt erhob, um ihm Platz zu machen. »Es sind zu viele Leute krank im Moment.«
    Â»Wir warten draußen«, erklärte Karoline, sie schob den Jungen, der mit angstvollem Gesicht an der Tür gewartet hatte, ins Freie. Dort fragte sie ihn: »Wo ist dein Vater? Hat er Arbeit?«
    Â»Ich kenne ihn nicht. Er hat Mutter verlassen, als sie mit mir schwanger war. Er war …« Ein kurzes Zögern, dann fuhr er trotzig fort: »Er war englischer Soldat.«
    Â»Wovon lebt ihr?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Mutter hatte Arbeit in einem Lokal am Hafen. Sie ist eine gute Köchin. Doch dann ist sie krank geworden. Ihr Husten wollte nicht besser werden.« Tränen standen plötzlich in seinen Augen, verschämt wischte er sie mit dem Ärmel fort.
    David Bernhard mischte sich ein. »Wie alt bist du?«
    Â»Nächsten Monat werde ich sechzehn.«
    Â»Dann kannst du dir ja Arbeit suchen. Bist gesund und siehst recht kräftig aus. Als Dieb willst du ja wohl hoffentlich nicht enden.«
    Â»Ich … ich wollte Medizin kaufen. Die Kräuterfrau kommt auch nicht mehr, weil ich sie nicht bezahlen kann.« Die großen Jungenaugen wurden wieder feucht.
    Karoline legte ihm spontan die Hand auf die Schulter. »Du kannst für mich arbeiten«, versprach sie. »Entweder findet sich eine Anstellung hier in Kapstadt, oder du kommst mit nach Hopeland . Auf einem Weingut werden immer Arbeitskräfte gebraucht.«
    Â»Aber die Mutter …«
    Â»Sie soll in Ruhe gesund werden, dann sehen wir weiter. Ich werde eine Lösung finden.« Karoline sah auf ihre Taschenuhr. Die Zeit drängte, sie war schon viel zu lange unterwegs.
    Â»Wenn Sie in Eile sind, gehen Sie ruhig. Ich bleibe hier.« David Bernhard hatte ihre Geste bemerkt. »Im Augenblick kann ich frei über meine Zeit verfügen.«
    Â»Nein, nein, ich warte, bis der Arzt seine Untersuchung beendet hat.«
    Das dauerte nicht mehr allzu lange. Die Miene des alten Doktors war ernst, als er erklärte: »Sie müsste eigentlich in die Klinik. Sie hat eine Wunde am Bein, die sich entzündet hat. Und die Lunge ist auch nicht in Ordnung.«
    Â»Sie soll gute Pflege haben.« Karoline nestelte an ihrer Tasche. »Sorgen Sie für sie, so gut Sie es vermögen. Die Kosten übernehme ich. Schicken Sie Ihre Liquidation an diese Adresse.« Sie zog ein kleines Kärtchen hervor und reichte es ihm. Dann wandte sie sich an Jamie. »Hier, kauf etwas Gutes ein. Und besorge die Medizin, die der Doktor verschreibt.« Sie drückte ihm einige Scheine in die Hand, die der Junge wie paralysiert betrachtete. Solch ein Vermögen hatte er noch nie in Händen gehalten!
    Â»Geh zu deiner Mutter, danach tu, was Missis Ruhland dir aufgetragen hat.« David Bernhard schob den Jungen zur Tür, dann verbeugte er sich vor Karoline. »Der Himmel möge es Ihnen vergelten, Missis Ruhland. Sie haben ein großes Herz. Ich werde hin und wieder herkommen und nach dem Rechten sehen. Zumindest so lange, bis ich eine neue Anstellung gefunden habe«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu.
    Â»Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Karoline reichte ihm die Hand. »Leben Sie wohl – und danke nochmals für Ihre Hilfe.« Sie war bereits einige Schritte gegangen, als sie sich noch einmal umdrehte. »Auf ein Wort noch bitte.«
    Der Mann kam näher. »Zu Diensten.«
    Â»Sie haben keine Arbeit? Verzeihen Sie mir die offene Frage, aber …«
    Â»Schon in Ordnung.« David zuckte mit den Schultern. »Es stimmt, im Augenblick habe ich keine feste Anstellung.«
    Â»Und als was haben Sie bisher gearbeitet?«
    Â»Ich war für einige Jahre zweiter Kellermeister auf einem Gut in Franschhoek.« Sein Gesicht verhärtete sich, es war unschwer zu erkennen, dass er das Thema nicht gern vertiefte.
    Â»Kellermeister sind Sie!« Karoline schüttelte den Kopf. »So ein Zufall! Oder – es ist

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