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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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er ein Messer aus der Gürtelschlaufe zog und der Schlange mit einem wuchtigen Hieb den Kopf abschlug.
    Karoline hatte sich auf einem flachen Stein niedergelassen und schob den Reitrock höher. »Ein Glück, dass ich die alten Stiefel von Christopher angezogen habe«, meinte sie. »Das Leder ist recht dick, die Schlangenzähne haben meine Haut nur geritzt.« Ungeniert rollte sie auch die wollenen Strümpfe herunter.
    Â»Lassen Sie sehen.« David kniete sich vor sie und griff nach ihrem Fuß. Eine Handbreit oberhalb des Knöchels sah man zwei kleine rote Stellen. »Das muss ich ausbrennen.« Er sah auf. Sein Gesicht war ernst, die Wangenmuskeln arbeiteten deutlich sichtbar – ein Zeichen seiner Erregung.
    Â»Aber David, Sie sind zu besorgt. Es ist ein Kratzer, mehr nicht. Die Schlange hat gar nicht richtig zubeißen können.«
    David erwiderte nichts. Ohne zu fragen, ob sie es ihm gestatte, beugte er sich tiefer über Karolines Bein, nahm es fest in beide Hände und saugte so fest das Gift aus der Wunde, dass es ihr weh tat. »Das war eine Kapkobra«, sagte er, nachdem er diese Prozedur dreimal vorgenommen hatte. »Sie verirren sich nur selten hier in den tiefen Süden. Aber ich hab das Biest gleich erkannt.« Eindringlich sah er Karoline an. »Lassen Sie mich die Wunde vorsichtshalber noch ausbrennen.«
    Karoline hatte Tränen in den Augen. Angst, nie zuvor gekannte Angst stieg in ihr auf. Sie wusste, dass die Kapkobra zu den gefährlichsten, giftigsten Schlangen des Kontinents gehörte. »Tun Sie, was getan werden muss«, presste sie hervor und schloss die Augen, als David eine Schachtel Zündhölzer aus seiner Westentasche zog, mit ein paar kleinen Zweigen ein Feuer entfachte und dann sein Messer in den Flammen erhitzte.
    Â»Es tut mir leid«, murmelte der Mann, als er den glühenden Stahl auf die beiden kleinen Wunden presste, »es muss sein. Wir wissen ja nicht, wie viel von ihrem Gift die Kobra abgesondert hat.«
    Karoline konnte nicht antworten. Sie biss sich vor Schmerz auf die Lippen, bis sie Blut spürte. Sie hatte das Gefühl, der glühend heiße Stahl des Messers dringe ihr bis auf die Knochen. Für einen Moment glaubte sie, die Besinnung zu verlieren.
    Â»Karoline …« Unendlich zärtlich klang die Männerstimme, die leise ihren Namen rief.
    Tränen verschleierten Karolines Blick, sie sah auf – hinein in Davids Augen, die dicht vor ihrem Gesicht waren.

    Â»Wo ist Mama? Sie hat doch versprochen, noch vor der Dunkelheit zurückzukommen. Ich will ihr das neue Stück vorspielen, das wir eingeübt haben.« Victor stand am Fenster des Schulzimmers und spähte hinaus auf den Gutshof. Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um den Bereich vor den Pferdeställen überblicken zu können.
    Â»Mama muss doch arbeiten!« Charlotte, die über Rechenaufgaben brütete und dabei immerzu an einer blonden Haarsträhne drehte, sah nicht hoch. Immer wieder kam ihre kleine Zungenspitze zwischen den Zähnen hervor, ein Zeichen für die Anspannung, unter der das kleine Mädchen stand. Es war aber auch zu schwierig, fünf Zahlen untereinanderzuschreiben und sie dann zusammenzuzählen!
    Mathew Browling trat neben seine Schülerin und schüttelte sacht den Kopf. »Denk dran, die Zehner- und Hunderterstellen zu übertragen«, mahnte er. »Dann hast du es leichter.«
    Â»Ja, Herr Lehrer.« Charlotte ließ ihren Worten einen tiefen Seufzer folgen. Mit dem Rechnen tat sie sich schwer, ganz anders als Victor. Der hingegen konnte sich die französischen Vokabeln, die ihm der Hauslehrer beizubringen versuchte, nicht merken. Dabei legte Mister Browling gerade auf diese Sprache viel Wert. »Es ist die Sprache der Diplomaten«, pflegte er zu sagen. »Wer es zu etwas bringen will im Leben, sollte die Konversation auf Französisch beherrschen.«
    Charlotte war froh, dass sie noch nicht so viel lernen musste.
    Â»Sie kommt einfach nicht.« Victor lief zur Tür. »So ein Mist!«
    Â»Junge, mäßige deinen Ton«, rügte ihn der Hauslehrer sofort. Dann aber, mit einem bitteren Lächeln, das den Kindern entging, fügte er hinzu: »Eure Mama hat gewiss Besseres zu tun, als deinem Klavierspiel zu lauschen. Sie ist mit dem neuen Kellermeister unterwegs, und das dauert seine Zeit.«
    Â»Das ist nicht schön.« Charlotte sah von ihrer

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