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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Rechenarbeit auf. »Sie soll nicht immerzu arbeiten.«
    Â»Na, ob sie mit ihm arbeitet, weiß ich nicht. So ein Ausritt macht ja auch Vergnügen, das wisst ihr selbst.«
    Victor stampfte mit dem Fuß auf. »Ich will das nicht«, stieß er trotzig hervor. »Sie gehört uns. Uns allein!« Seine dunklen Augen, die Karoline stets an die Augen ihres verstorbenen Mannes erinnerten, glühten.
    Â»Da hast du recht, mein Junge. Eine Mutter gehört zu ihren Kindern. Hoffen wir, dass eure Mama das nicht vergessen hat in der Gesellschaft von David Bernhard.«

    Â»Karoline …« Das bronzefarbene Gesicht kam näher, sie spürte den Atem des Mannes auf ihrer Haut. Und dann legten sich seine Lippen sacht auf die ihren. Wie Schmetterlingsflügel. Für den Bruchteil einer Sekunde nur, dann war der süße Zauber vorbei.
    Â»Es tut mir leid, dass ich Ihnen Schmerzen bereiten musste. Doch es ist besser, eine Narbe am Bein zurückzubehalten, als an einer Vergiftung zu sterben.« Davids Stimme klang ruhig und gelassen wie immer, als er sich aufrichtete. Nur seine Augen verrieten die Erregung, die ihn erfasst hatte.
    Karoline biss sich auf die Lippen. »Der Schmerz ist auszuhalten. Ich … ich habe mich gehenlassen, das tut mir leid.«
    Â»Ich bitte Sie!« Er riss ein Stück Leinen von seinem Hemd ab und wickelte es geschickt um die Wunde. »Seien wir froh, wenn alles glimpflich abläuft.« Kurz zögerte er, wies auf den toten Schlangenleib. »Ich habe einmal, im Innern des Landes, mit ansehen müssen, wie ein Junge am Biss einer Schwarzen Mamba starb. Nur einige wenige Minuten dauerte es, dann verlor er das Bewusstsein, bekam Atemlähmung und starb.«
    Ãœberrascht sah Karoline, dass ihm bei diesen Worten Tränen in die Augen traten. Behutsam legte sie ihm die Hand auf den Arm. »Sie kannten den Jungen, vermute ich.«
    David presste die Lippen zusammen, dann nickte er. »Es war mein jüngerer Bruder. Charles. Er … er ist gerade mal fünfzehn Jahre alt geworden.« Mit einem Stein, den er wie absichtslos ergriffen hatte, warf er nach dem toten Schlangenkörper.
    Â»Wie traurig!«
    Â»Er war alles, was mir von der Familie geblieben ist«, sagte David Bernhard leise. »Meine Mutter starb bei Charles’ Geburt, unseren Vater …« Er zuckte mit den Schultern, »… den hab ich kaum gekannt. Er war Holländer und in diplomatischer Mission unterwegs.« Eine kleine Pause folgte, dann fuhr er bitter fort: »Natürlich kam er nur dann in unser kleines Haus, wenn es dunkel war. Eine Schwarze und ein so vornehmer Herr … uns trennten Welten.« Es war, als sei ihm in diesem Moment bewusst geworden, dass auch ihn und Karoline diese Standesunterschiede trennten. Abrupt stand er auf und ging zu den Pferden, die friedlich am Wassergraben standen und das Gras, das am Uferrand wuchs, ausrupften. »Wir sollten nach Hause reiten. Sie müssen sich ausruhen.«
    Karoline stand langsam auf. Das Bein schmerzte nur noch schwach. »Wir reiten weiter nach Summerset «, bestimmte sie. »Mir geht es gut, haben Sie keine Sorge um mich.«
    David schüttelte den Kopf. »Doch, ich sorge mich um Sie. Das Schlangengift ist tückisch.«
    Â»Sie haben es doch ausgesaugt – falls es überhaupt vorhanden war.« Dicht stand sie vor ihm, er konnte den zarten Duft ihres Haares, das stets ein wenig nach Limonen roch, atmen. »Danke, David.« Spontan stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
    Wie erstarrt stand der Mann da, wagte nicht zu atmen, um den Zauber des Augenblicks nicht zu zerstören.
    Langsam hob Karoline die Hand, sanft streichelte sie seine Wange. »David …« Unendlich viel Zärtlichkeit, ihre heimliche Sehnsucht danach, noch einmal in den Armen eines Mannes zu liegen, lag in diesem einen Wort. Aber noch bevor der Mann reagieren konnte, straffte sie sich. »Kommen Sie, wir wollen weiterreiten.«
    6
    D er Schuss war weithin zu hören und schreckte die Vögel in den Obstbäumen auf. »Verdammt!« Mit einem Satz sprang David Bernhard aus dem Sattel des hochbeinigen Apfelschimmels und ging hinter einem Weißdornbusch in Deckung. Wotan, mit baumelndem Zügel, galoppierte zunächst erschrocken davon, kam aber, als alles ruhig blieb, zurück zu seinem Reiter.
    David hielt sich die linke Schulter, die von der Kugel

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