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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Lieber«, sagte er zu Ibrahim, »Ehefrauen sind dazu da, das Haus sauber zu halten, Kinder zu bekommen, und sie müssen mit dir schlafen, wenn du willst. Aber es ist absurd, sie so zu lieben, wie du andere Frauen liebst.«
    Ibrahim lachte. Wie die meisten jungen Männer führte Hassan eine typische ägyptische Ehe. Er hatte die Frau geheiratet, die seine Eltern ihm ausgesucht hatten. Sie war still und gefügig. Er liebte sie weder noch verabscheute er sie. Sie brachte ihm Kinder zur Welt und erhob keine Einwände gegen seine nächtlichen Ausflüge. Ibrahims Beziehung zu Fatheja war ganz anders. Ibrahim liebte sie so sehr, wie es nach Hassans Meinung kein ägyptischer Mann, der etwas auf sich hielt, einem anderen gestehen würde.
    Ibrahim blickte noch einmal auf die Uhr. Er vermutete, daß die Wehen bei seiner Frau begonnen hatten, und er wollte in ihrer Nähe sein. Aber es gab noch einen Grund für seine Unruhe, ein Grund, der in Ibrahims Augen beschämend war. Er wollte wissen, ob er seinem Vater gegenüber die Pflicht erfüllt hatte, einen Sohn zu zeugen. »Das bist du mir und unseren Ahnen schuldig«, hatte Ali Raschid ihm noch kurz vor seinem Tod gesagt. »Du bist mein einziger lebender Sohn. Du trägst die Verantwortung dafür, daß unsere Sippe weiterbesteht. Ein Mann, der keine Söhne zeugt, ist kein richtiger Mann«, hatte Ali gesagt. »Töchter zählen nicht, denn wie schon das alte Sprichwort sagt: ›Alles unter einem Schleier bringt nur Kummer und Sorgen.‹«
    Ibrahim konnte sich noch gut an Farouks verzweifelten Wunsch erinnern, von Königin Farida einen Sohn zu bekommen. Der König hatte von Ibrahim sogar Potenzmittel und ein Aphrodisiakum haben wollen. Und dann kam der Salut, als Farouks Kind geboren war. Ganz Kairo lauschte mit angehaltenem Atem, und alle waren enttäuscht, als die Kanonen nur einundvierzig Schüsse feuerten und nicht einhundertundeinen wie bei einem Sohn.
    Sohn oder Tochter, Ibrahims Unruhe wuchs, und er wollte unbedingt zu seiner mädchenhaften Frau. Für ihn war sie ein kleiner Schmetterling.
    Er stieß Hassan an und sagte leise: »Na los, und laß dir etwas einfallen, damit ich hier wegkomme.« Aber als Hassan nur eine Grimasse schnitt, mußte er doch lachen. Trotz Müdigkeit und Kopfweh, bei allem Lärm, Zigarettenrauch und Alkohol konnte sich Ibrahim glücklich preisen. Noch heute würde sein erstes Kind geboren werden, und vielleicht war es nach Gottes Willen sogar ein Sohn. Dann konnte er auch bald wieder mit Fatheja schlafen. Wir machen eine Reise nach Europa, schwor er sich. Der schreckliche Krieg ist vorüber, und wir können uns die zweiten Flitterwochen gönnen …
    Der König hatte noch einmal Glück, und während alle Farouk zu seinem unglaublichen Erfolg gratulierten, blickte Ibrahim versonnen in sein Champagnerglas und erinnerte sich an den Tag, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Auf einem Gartenfest in einem der königlichen Paläste gehörte sie zu den hübschen jungen Frauen im Gefolge der Königin. Ihre Zartheit und Schönheit hatten ihn bezaubert, und er verliebte sich in sie, als sich ein Schmetterling auf ihre Stirn setzte und sie aufschrie. Die anderen umringten Fatheja besorgt, und Ibrahim eilte mit Riechsalz zu ihr. Aber als der Kreis der Frauen sich öffnete, saß sie nicht weinend in der Mitte, sondern lachte. In diesem Augenblick wußte er: Dieser kleine Schmetterling wird meine Frau sein.
    Die aufgeregte Menge am Roulette-Tisch drückte die Blondine gegen Hassan, und sein Verlangen nach ihr stieg.
    Im Gegensatz zu seinem Freund wollte er keine Liebe, sondern nur eine Eroberung machen. Nach einer heißen Liebesnacht würde er die Blondine nicht wiedersehen wollen; am nächsten Tag fand sich bestimmt eine andere Partnerin für seine Liebesspiele. Die Auswahl war unerschöpflich, denn für Hassan al-Sabir gehörten die meisten hübschen Frauen in seinen persönlichen Harem, wenn er das wollte.
    Nur an einer durfte er sich nicht vergreifen. Das war Nefissa, Ibrahims schöne Schwester. Sie hatte vor kurzem ihren tollkühnen Mann verloren, und jedesmal, wenn Hassan sie bei den Raschids sah oder im Palast bei ihrer Freundin, Prinzessin Faiza, bemerkte er den wohlbekannten Hunger in ihren Augen. Sie war jung und sehnte sich nach einem Mann. Aber Hassan wußte, daß Khadija, Ibrahims Mutter, ihre Tochter streng bewachte, denn die Ehre der Familie stand auf dem Spiel. Schade, die begehrenswerte Nefissa hätte viel bei ihm lernen können, doch auf sie

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