Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
wartete ein anderes Schicksal. Khadija würde nach der angemessenen Zeit dafür sorgen, daß sie einen reichen alten Kaufmann heiratete, und dann war sie für die Welt verloren.
    Achselzuckend erinnerte sich Hassan daran, daß Ägypterinnen ihn eigentlich nicht interessierten, und er griff nach einem Hummercocktail, den ein Kellner ihm anbot. Hassan wollte ein guter Muslim sein, und mit muslimischen Frauen schlief er so, wie Gläubige es tun sollten – abgewendet von Mekka, der Mann auf der Frau, und beim Orgasmus richtet er seine Gedanken auf Gott. So schlief er mit seiner ihm ergebenen Frau. Bei Ausländerinnen fühlte er sich an solche Pflichten nicht gebunden. Mit ihnen erlaubte er sich alle Freiheiten und experimentierte sogar mit Potenzmitteln – er ließ sich von dem Mann beliefern, der auch den König mit allem Erwünschten versorgte. Hassan besaß sogar eine bibliophile Rarität, den PARADIESGARTEN , ein mittelalterliches Liebeshandbuch mit ausführlichen Anweisungen, Ratschlägen und Illustrationen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließen. Sein Lieblingskapitel war »Den Spund ins Faß schlagen«. Er würde es mit größter Freude auch seiner ausländischen Eroberung, der Blondine an seinem Arm zeigen, die alles besaß, was die meisten Ägypter an einer Frau begehrenswert fanden: weiße Haut, blonde Haare, einen prallen Hintern und lange Beine. Sie löste sich nicht von ihm, sondern lächelte ihn mit feuchten Lippen an, und Hassan sah in seiner Vorstellung die Ekstasen, die auf ihn warteten. Unwillkürlich dachte er: Es ist kein Zufall, daß Fitna auf arabisch »schöne Frau« und auch »Chaos« bedeutet. Plötzlich wollte er wie Ibrahim so schnell wie möglich das Casino verlassen.
    Er legte Ibrahim die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: »Paß auf, mein Lieber. Mir ist gerade eingefallen, wie wir beide hier wegkommen.«
    Hassan hatte sehr wohl bemerkt, daß der König im Laufe des Abends auch sein Interesse an der französischen Blondine nicht verhehlte. Farouk bevorzugte zwar Jungfrauen, und das war diese Dame bestimmt nicht mehr, aber sie war sehr jung, höchstens neunzehn. Und wenn junge Frauen so hübsch waren wie die Blondine, dann war der König nicht abgeneigt. Deshalb sagte Hassan jetzt betont laut auf französisch: »Was? Sie haben die Pyramiden noch nie im Mondschein gesehen! Aber, ma chérie, wie kann ich mir das verzeihen?«
    Das Roulette kreiste, und diesmal fiel die Kugel auf die Null. Alle verstummten und fragten sich, was der König jetzt wohl tun werde. Als er seinen Einsatz »im Gefängnis« ließ, bewunderte man den König, der soviel wagte. Hassan sagte: »Ma chérie, es liegt nicht an mir, wann Sie die Pyramiden sehen werden.«
    Wieder kam die Null, und Farouk war nun im »doppelten Gefängnis«. Die Spannung stieg, denn die gewonnenen fünfzigtausend Pfund standen plötzlich auf dem Spiel. Hassan sagte zu seiner Blondine: »Seien Sie nicht traurig. Sie können die Pyramiden bestimmt das nächste Mal sehen, wenn Sie in Ägypten sind.«
    Das Rad drehte sich, und zum dritten Mal fiel die Kugel auf Null. Der Croupier strich ungerührt alle Chips des Königs ein.
    In die bedrückte Stille sagte Farouk lächelnd: »Ich habe eine Idee! Mein hübsches Kind, Sie werden die Pyramiden auf der Stelle sehen!« Und sofort verließ das königliche Gefolge den Spieltisch. Lachend liefen sie mit Champagnerflaschen und Kaviar zum Ausgang des Cage d’Or. In diesem Augenblick trat ein Kellner zu Ibrahim und verneigte sich höflich. »Verzeihen Sie, Dr. Raschid«, sagte der Mann und überreichte ihm auf einem goldenen Tablett eine Nachricht, »das ist gerade für Sie aus dem Palast abgegeben worden.«
    Ibrahim überflog die wenigen Zeilen, verständigte schnell den König, der in solchen Dingen sehr großzügig war, und eilte aus dem Club. Beinahe hätte er seinen Mantel vergessen. Hastig schlang er sich den seidenen Schal um den Hals, und als er endlich am Steuer seines Mercedes saß, wünschte Ibrahim, er hätte nicht so viel Champagner getrunken.
    Ibrahim fuhr in die Auffahrt des Hauses in der Paradies-Straße, stellte den Motor ab und blickte auf das dreistöckige Haus aus dem neunzehnten Jahrhundert. Verwirrt lauschte er einen Augenblick und begriff dann: Der eigenartige Laut kam aus dem Haus. Er rannte durch den Garten, lief die große Treppe hinauf, durchquerte einen langen Gang und erreichte außer Atem den Frauenteil, wo ihn der laute Klageruf empfing.
    Wie

Weitere Kostenlose Bücher