Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
Nasr und Khalid, kam in ein Dorf, richtete sich auf dem Dorfplatz ein, und sie impften mit Unterstützung einer Bezirks-Krankenschwester oder eines Arztes Babys zwischen drei und acht Monaten gegen Tuberkulose und Kinderlähmung; danach folgten Nachimpfungen gegen Kinderlähmung und kombinierte Gelbfieber- und Masernimpfungen von Kleinkindern. Schwangere Frauen erhielten wegen des hohen Infektionsrisikos nach dem Durchtrennen der Nabelschnur vorsorglich Tetanusinjektionen.
    Es war eine lange und mühsame Arbeit, denn man mußte die Ehemänner soweit bringen, daß sie ihre Frauen aus dem Haus ließen. Außerdem war es schwer, die Unterlagen auf dem laufenden zu halten und die Mütter davon zu überzeugen, daß ihre kleinen Töchter es ebenfall verdienten, geimpft zu werden. Hinterher räumten der Nubier Nasr und die Krankenpflegerin die fahrbare Krankenstation zusammen und verstauten alles in dem Geländewagen, während die beiden Ärzte getrennt Sprechstunden auf dem Platz hielten – Amira am Brunnen für die Frauen und Connor im Kaffeehaus oder davor für die Männer.
    »Das ist eine gefährliche Wunde«, sagte Declan zu seinem Patienten. »Sie müssen sich im Kreiskrankenhaus behandeln lassen, sonst können Sie daran sterben.«
    »Der Tod kommt zu uns allen«, erklärte Hadji Tajeb. »Es steht geschrieben: ›Wo immer ihr seid, der Tod wird euch erreichen, auch wenn ihr in hochgebauten Burgen wäret. Nichts, was ihr tut, wird euer Leben auch nur um eine Minute verlängern.‹«
    Declan sagte: »Das ist wahr, Hadji Tajeb. Aber trotzdem wollte ein Mann eines Tages vom Propheten, den er nach dem Schicksal befragte, wissen, ob er sein Kamel anbinden solle, wenn er in die Moschee ging, um zu beten, oder ob er darauf vertrauen solle, daß Gott es für ihn bewachen werde. Und der Prophet erwiderte: ›Binde dein Kamel fest und vertraue auf Gott.‹«
    Die anderen lachten, und Hadji Tajeb wandte sich brummend wieder seiner Wasserpfeife zu.
    »Ich meine es ernst, Mohssein«, sagte Declan streng. »Sie müssen ins Krankenhaus gehen.«
    Aber der Fellache versicherte Connor, er habe dem Dorfscheich zehn Piaster für einen Zauberspruch auf einem Stück Papier bezahlt, das er sich auf die Brust geklebt hatte.
    »Man hat Sie hinters Licht geführt, Mohssein«, sagte Declan. »Dieses Stück Papier wird Ihre Wunde nicht heilen. Das ist rückständiges Denken, verstehen Sie? Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert. Sie müssen ins Krankenhaus, damit die Wunde gründlich gesäubert wird, sonst verbreitet sich das Gift im ganzen Körper.«
    Connor behandelte die Wunde mit einem Antibiotikum und verband sie. Unterdessen begann Khalid, eine Geschichte von drei Männern und einer Prostituierten zu erzählen. Declan hatte den Witz in den vergangenen sechs Wochen unzählige Male gehört. Deshalb konzentrierte er sich darauf, den nächsten Patienten zu untersuchen, und unwillkürlich richteten sich dabei seine Augen auf Amira am Brunnen. Die Frauen zeigten ihr gerade, wie man das Kopftuch nach der neuesten Mode zum Turban band.
    Obwohl die jungen Frauen und ihre älteren Schwiegermütter lachten und scherzten und der Doktorin Komplimente machten, wußte Connor, daß es dabei nicht nur um Mode ging.
    Declans Erlebnisse im Niltal hatten ihn gelehrt, daß Frauen die eigentlichen Kämpfer dieses Volkes waren. Die Männer verbrachten ihre Zeit im Kaffeehaus. Sie genossen die großzügigsten Geschenke, die Gott Ägypten zugedacht hatte – endlose freie Zeit und endlosen Sonnenschein. Die Männer sagten, um das Paradies auf Erden zu haben, brauche ein Mann eine Frau mit breiten Hüften und viele Söhne, die auf den Feldern arbeiteten. Die Frauen hielten die Gemeinschaft zusammen und ebneten der Familie, der Sippe und dem Dorf den Weg in die Zukunft.
    Declan wußte, genau das taten sie jetzt am Dorfbrunnen mit Amira in ihrer Mitte. Die Frauen in den gerüschten Großmutterkleidern – die Mode der Fellachinnen – vollzogen ein zeitloses Ritual. Amira trug einen pastellfarbenen Kaftan und war größer als die Fellachenfrauen. Sie wirkte beinahe wie eine Priesterin, der sich alle mit Ehrerbietung und Neugier näherten. Die Frauen aus dem Dorf waren höflich und freundlich. Sie murmelten verschwörerisch miteinander und tauschten Geheimnisse aus, die kein Mann jemals erfahren würde.
    Welche geheimen Bitten flüsterten sie Amira ins Ohr, fragte sich Declan. Vielleicht suchten sie Auskunft über Fruchtbarkeit, über Empfängnisverhütung,

Weitere Kostenlose Bücher