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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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britischen Botschaft – und dann gestern das abscheuliche Massaker in Ismailia.
    Ibrahim beruhigte seinen Freund mit einem Lächeln. »Wir Ägypter sind vielleicht sehr leidenschaftlich und manchmal auch unberechenbar, aber wir sind nicht so verrückt, britische Bürger anzugreifen und totzuschlagen. Außerdem ist das ganze Gerede von einer Revolution nichts als dummes Geschwätz. Unser Land ist seit mehr als zweitausend Jahren nicht mehr von Ägyptern beherrscht worden. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß sich jetzt daran etwas ändern wird. Seine Majestät ist jedenfalls nicht im geringsten beunruhigt. Und nun haben wir sogar einen Thronerben. Ich wette, die Unruhen werden abflauen, und morgen hat die Menge ein anderes Opfer gefunden, an dem sie ihren Zorn auslassen kann.«
    »Du hast recht!« Hassan war plötzlich bester Laune. Er leerte seinen Champagner. Als er das Glas abstellte, füllte es der Diener, der hinter seinem Stuhl stand, sofort wieder. Zahllose Diener sorgten dafür, daß allen der sechshundert Gäste jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wurde. Schweigend standen sie in weißen Galabijas, mit einem Turban auf dem Kopf und mit weißen Handschuhen bereit und hatten nichts anderes als das leibliche Wohl der königlichen Gäste im Sinn. »Ich möchte wissen, ob die Ergebnisse der Vorrundenspiele bereits vorliegen«, sagte Hassan und nahm sich ein warmes knuspriges französisches Weißbrot mit butterweichem Brie, »Manchester gilt als Favorit …«
    Aber Ibrahim hörte ihm nicht zu, denn er dachte an die große Überraschung für Alice – eine Reise nach England.
    Ibrahim wußte, daß Alice sich nach ihrer Familie sehnte, besonders nach Edward, der ihr früher sehr nahestand. Als das zweite Kind an Sommerfieber starb, versank Alice in eine so schwere Depression, daß Ibrahim zu allem bereit war, um sie aufzumuntern. Er hatte sie sogar mit auf Farouks Hochzeitsreise genommen, von der man sagte, es sei die prächtigste und längste Hochzeitsreise in der Geschichte gewesen. Die sechzig geladenen Gäste versammelten sich zu einem Fest ohne Ende auf der königlichen Yacht. Die Herren trugen alle die gleichen blauen Blazer, weiße Hosen und Marinemützen. Die Gesellschaft verließ die Yacht in den verschiedenen Häfen. Man fuhr in den privaten königlichen Rolls-Royce-Limousinen in die besten Hotels zu festlichen und einzigartigen Höhepunkten der Reise. Farouk überhäufte die neue Königin mit kostbarstem Schmuck, unbezahlbaren Kunstwerken, verwöhnte sie mit Haute Cuisine und Haute Couture. Der König frönte seiner Spielleidenschaft und verlor in der Spielbank von Cannes an Darryl F. Zanuck an einem Abend 150 000  Dollar. Es war eine Reise auf dem Zauberteppich gewesen. Die ganze Welt staunte, aber Lady Alice blieb unbeeindruckt und kühl. Auch die Schwangerschaft, auf die Ibrahim gehofft hatte, blieb aus.
    Hassan beugte sich vor und flüsterte ihm zu: »Blick nicht so finster, Junge, das königliche Balg hat seinen Auftritt.«
    Ein Kindermädchen erschien mit dem Baby. Es war in eine Chinchilladecke gehüllt, und als sich die sechshundert Offiziere und Würdenträger zu Ehren des ägyptischen Thronerben erhoben, mußte Ibrahim an seinen Sohn Zacharias denken.
    Niemand hatte damals Einwände gegen den plötzlich aufgetauchten Säugling; es kam öfter vor, daß Männer mit Frauen verheiratet waren, ohne daß sie darüber sprachen. Sogar Hassan hatte die Waffen gestreckt und eine Blondine geheiratet, die er nur auf diese Weise haben konnte. Jetzt lebte die Frau auf seinem Hausboot, ohne daß seine ägyptische Frau etwas von Hassans Nebenfrau ahnte. Ibrahim hatte allen gegenüber erklärt, er habe die Mutter seines Sohns verstoßen. Khadija hatte Sarah diskret zu den Dienstboten gebracht, und sie gehörte von da an zum Personal. Der kleine Zakki war mittlerweile sechs Jahre alt und ein süßer kleiner Junge. Aber er war schmächtig und verträumt. Zu Ibrahims Staunen besaß der Junge sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm. Ibrahim sah ungeachtet von Khadijas Ängsten darin ein Zeichen, daß die Adoption in jener Nacht Gottes Fügung gewesen war. Er schob die Befürchtungen seiner Mutter beiseite. Nein, auf der Raschid-Familie lag kein Fluch, denn die ägyptische Baumwolle erzielte Rekordpreise, und Ibrahims Ländereien erwirtschafteten so hohe Gewinne, daß er kaum den Überblick behielt über sein sich schnell vervielfachendes Bankkonto. Kein Wunder, daß man inzwischen sagte, die Baumwolle sei

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