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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Füße. Ein Jeep hielt mit quietschenden Bremsen vor dem Club. Junge Männer sprangen aus dem Wagen und stürmten mit Benzinkanistern und Brecheisen die Treppenstufen hinauf. Edward sah mit Entsetzen, wie Vorhänge, Sessel und Sofas vor ihnen angezündet wurden und sofort lichterloh brannten. Den Brandstiftern folgten noch mehr Ägypter, und als die fassungslosen Clubmitglieder fliehen wollten, schlugen die Aufrührer mit Eisenstangen auf sie ein. Schreie erfüllten die Luft, Blut begann zu fließen.
    Edward versuchte, im dichten Rauch etwas zu sehen. Er wich Glasscherben aus, als hinter der Bar die Flaschen explodierten. Schließlich erreichte er die Rezeption, aber das Personal war verschwunden. Durch die offenen Türen sah er auf der Straße die Feuerwehr mit Schläuchen. Aber als sie das Wasser auf das brennende Haus richteten, stürzten sich die Ägypter mit Messern auf die Schläuche und schlitzten sie auf, bis kein Wasser mehr floß.
    Während sich Edward verzweifelt durch den immer dichter werdenden Rauch kämpfte, sah er blutüberströmte Engländer auf dem Boden liegen. Er unterdrückte die aufsteigende Panik und wollte nur noch ins Freie. Den Haupteingang hatten die Angreifer besetzt. Mit einem Blick auf die Flammen dachte er: Der Swimming-pool! Als er durch die Empfangshalle zu den Terrassentüren stolperte, versperrte ihm plötzlich ein junger Ägypter in einer langen Galabija den Weg. Edward sah zwei funkelnde grüne Augen auf sich gerichtet. Er überlegte, ob mit dem Mann vernünftig zu reden sei. Schließlich gehörte er nicht zu den hier ansässigen Engländern, sondern war erst heute als harmloser Reisender in Kairo angekommen. Aber als die braunen Händen nach seinem Hals griffen, mußte Edward sich mit all seinen Kräften wehren. Während er mit dem Ägypter kämpfte und rang, kam ihm das alles völlig absurd vor.
    Sein Gegner griff schließlich nach einer Vase, und als sie auf Edwards Kopf zerbrach, dachte er: Alice wird enttäuscht sein.
     
    Alice traute ihren Augen nicht.
    Sie kam mit einem Korb, Gartengeräten und einem breiten ägyptischen Strohhut als Schutz der hellen Haut vor der Sonne in den Garten. Als sie das Wunder an der Ostmauer sah, rief sie: »Oh, mein Gott!« und sank auf die Knie – vielleicht erlag sie nur einer optischen Täuschung.
    Aber das war es nicht. Am Ende der dunkelgrünen Stengel öffneten sich wirklich und wahrhaftig die winzigen Knospen, und drei hatten sich bereits zu großen, kräftigen roten Blüten entfaltet. Endlich! Nach vier Jahren vergeblicher Experimente, nach vier Jahren Pflege, regelmäßigem Gießen und der Sorge für ausreichenden Schatten, während sie beobachtete, wartete, die Mißerfolge stumm hinnahm und verbissen wieder von neuem begann – nach so viel Arbeit, nicht nachlassender Hoffnung und der Angst, es werde ihr nie gelingen, englische Blumen in diesem heißen Mittelmeergarten zu haben, blühten zum ersten Mal rote Alpenveilchen – ihre Lieblingsblumen. Khadija würde darin sicher ein gutes Omen sehen. Alice hoffte, jetzt auch mit anderen Blumen Erfolg zu haben – mit Gartennelken, Glockenblumen, all den geliebten Blumen, die zu Hause auf dem Familienanwesen der Pembertons in Hülle und Fülle wuchsen.
    Alice sehnte sich nach ihrer Heimat, nach dem Tudorhaus ihrer Vorfahren und dem grünen, mit Nebel verhangenen Land. Sie stellte sich immer wieder vor, wie sie Edward mit einem plötzlichen Besuch überraschen würde. Dann konnten sie wieder von den Hunden begleitet ausreiten, wie sie es früher getan hatten. Sie wollte mit Amira zu Harrod’s gehen und ihr den Wachwechsel vor dem Buckingham Palast zeigen. Alice sehnte sich nach Speck und Eiern, nach Bier und Pie, nach wochenlangem Regen und einer Fahrt im roten Doppeldeckerbus. Wie fehlten ihr die Freunde; Rupert und Mary hatten bei der Hochzeit damals versprochen, sie in Ägypten zu besuchen. Aber im Lauf der Zeit wurde das Versprechen immer unbestimmter, bis schließlich in den Briefen von einem Besuch keine Rede mehr war. Nur ihre Freundin Madeleine hatte offen und ehrlich geschrieben: »Zur Zeit ist es zu gefährlich, nach Ägypten zu reisen – besonders für Engländer.« Würde sie infolge der politischen Entwicklung ihre besten Freunde verlieren?
    Als Alice im vergangenen Sommer die neuen Alpenveilchen gesät hatte, faßte sie den Vorsatz zu einer Reise in die Heimat. Aber dann stellte sie zu ihrer Verzweiflung fest, daß sie als ägyptische Staatsbürgerin, zu der sie nach

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