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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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»weißes Gold«. Seine Mutter irrte. Die Familie war glücklich und gesund. Ibrahim konnte in allen Ehren ein so herrschaftliches und sorgenfreies Leben führen, wie das noch nicht einmal seinem Vater möglich gewesen war.
    Wenn nur Alice wieder ein Kind bekommen würde, dann wäre das Leben tatsächlich vollkommen. Aber aus einem unerklärlichen Grund schien sie das Interesse an Sex verloren zu haben. Ibrahim hatte inzwischen sogar den Eindruck, daß sie nur ungern in sein Bett kam. Aus eigenem Antrieb war sie nie gekommen, aber wenn er sie zu sich rief, dann kam sie nur zögernd. Er kannte nur allzugut Hassans Meinung, daß Frauen nur dazu geschaffen seien, Kinder zu bekommen, aber keine Freude an Sex hätten. Allmählich verstand er, warum sein Freund außereheliche Beziehungen hatte. Aber mit fünfunddreißig wollte Ibrahim nicht mit Ehebruch anfangen. Gewiß, er war kein vorbildlicher Muslim – hin und wieder vernachlässigte er die vorgeschriebenen Gebete, und er trank auch Wein. Aber Ibrahim zog eine Grenze bei den wichtigen göttlichen Gesetzen, die er auf keinen Fall brechen wollte. Geschlechtsverkehr durfte eindeutig nur im Rahmen einer Ehe stattfinden. In diesem Punkt waren die Aussagen des Koran sehr genau.
    Deshalb hatte Ibrahim begonnen, Alice zu verwöhnen. Er ging dabei ebenso vor wie der offensichtlich erfolgreiche Farouk. Ibrahim überraschte seine Frau mit teuren Geschenken, ging mit ihr in exklusive Restaurants und bestand darauf, daß sie sich in eleganten Geschäften ohne Rücksicht auf die astronomischen Rechnungen nach der neuesten Mode kleidete. Alice reagierte auf seine Bemühungen freundlich, aber die erhoffte Freude und Begeisterung stellte sich nicht ein. Wo lag das Problem? Ibrahim dachte darüber viel nach und war nahe daran, sie zu fragen. Natürlich würde er das niemals tun, denn ein Mann sprach mit seiner Frau nicht über Sex, auch nicht über das sexuelle Eheleben. Das gehörte sich nicht und war tabu. Er tröstete sich mit dem Gedanken, daß ihm bestimmt etwas einfallen würde. Wenn er mit der Englandreise keinen Erfolg hatte, dann mit etwas anderem.
    Eine Ordonnanz erschien im Bankettsaal und flüsterte mit dem König und seinem Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Ibrahim fragte sich, was wohl geschehen sei. Waren womöglich doch Unruhen in der Stadt ausgebrochen? Wenn die antibritischen Gefühle in Kairo zu Gewalt führten, dann war vielleicht auch Alice in Gefahr. Wäre es denkbar, daß einfache Bürger Opfer der Rache würden?
    Ibrahim glaubte nicht daran und redete sich ein, daß so etwas niemals geschehen werde. Bald kreisten seine Gedanken wieder um die angenehme Vorstellung, wie entzückt Alice auf die Nachricht reagieren werde, mit ihm nach England zu reisen.
     
    Edwards Taxi bog schnell in eine Seitenstraße, aber auch dort sahen sie noch mehr Flammen und noch mehr Rauch. Die Menge auf den Straßen wuchs; Männer schlugen Fenster ein und warfen Brandbomben. Ein Gebäude nach dem anderen wurde in Brand gesetzt. Der Fahrer versuchte, noch eine freie Straße nach Garden City zu finden, aber immer wieder wurde ihm der Weg versperrt. Schließlich sagte er: »Ich fahre Sie zu einem sicheren Ort, Sajjid«, bog in eine schmale Straße ein, und sie erreichten kurz darauf den Turf Club. »Dort sind nur Engländer«, sagte er, öffnete von innen Edward die Tür, »im Club sind Sie sicher.«
    »Aber Sie sollen mich in die Paradies-Straße bringen. Was ist denn hier los? Ist das ein Aufstand?«
    »Bitte gehen Sie jetzt in den Club! Kairo ist für Sie heute eine sehr gefährliche Stadt! Gehen Sie. Dort wird man Sie schützen,
inschallah

    Edward stieg zögernd aus und mußte wegen der Rauchwolken husten. Er musterte mißtrauisch den Eingang des Turf Clubs und fand, es sei doch besser, zu seiner Schwester zu fahren. Er wollte wieder einsteigen, aber das Taxi raste bereits davon und verschwand mit seinem Gepäck um die nächste Ecke.
    Als eine Explosion in der Nähe die Straße erschütterte, rannte Edward die Stufen zum Club hinauf, aber dort war alles in Panik. Die Mitglieder drängten sich in der Empfangshalle. Stühle wurden von Männern in weißen Krickethosen umgestoßen, Ladies in Badeanzügen und Sonnenhüten schrien vor Angst. Die ägyptischen Clubdiener in langen Galabijas und mit Turbanen wollten hinaus ins Freie.
    Edward schob sich auf der Suche nach einem Verantwortlichen durch die aufgeregten Menschen. Man stieß ihm Ellbogen in die Rippen und trat ihm auf die

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