Das Parsifal-Mosaik
lenkte, er ging jedenfalls kein Risiko ein, sein Opfer zu verfehlen. Das Auto erwischte Warren, als er auf den Bürgersteig trat, und schmetterte ihn gegen eine Straßenlaterne, wobei der Wagen stark beschädigt wurde. Die Polizei hat bisher vergebens nach der Limousine gesucht. Wahrscheinlich liegt sie irgendwo in den Bergen auf dem Grund eines Flusses.«
»Das Bindeglied ist also beseitigt.« Halyard schob das Foto zu Addison Brooks hinüber.
»Dieser Mann tut mir leid«, sagte Bradford, »aber ich bin nicht sicher, ob er wirklich ein so wichtiges Bindeglied war.« »Jemand glaubte das jedenfalls«, meinte der Offizier. »Oder er hatte eine Flanke zu schützen.« »Was meinen Sie damit?« fragte Brooks.
»Wer auch immer dieser letzte Anrufer war, der das Signal gab, Havelock zu erledigen - er konnte nicht wissen, was Stern zu Warren gesagt hatte. Uns ist nur bekannt, daß die Entscheidung noch nicht getroffen war.«
»Bitte werden Sie deutlicher«, drängte Brooks. »Angenommen, die Strategen von Consular Operations kamen zu dem Entschluß, daß sie sich nicht zu einer Entscheidung würden durch ringen können. Oberflächlich betrachtet, hätte es nicht so schwierig sein dürfen, da es sich um einen Psychopathen handelte, um einen unberechenbaren Agenten, der großen Schaden anrichten konnte, um einen möglichen Überläufer, einen Killer. Die Entscheidung hätte ihr Gewissen eigentlich nicht sehr belastet. Aber angenommen, sie argwöhnten etwas, das alles in Frage stellte.« »Die Karras«, sagte Halyard.
»Vielleicht. Oder möglicherweise eine Mitteilung oder ein Signal von Havelock, das die Annahme in Zweifel stellte, daß er ein Wahnsinniger war. Vielleicht waren sie zu dem Schluß gelangt, daß er ebenso zurechnungsfähig war wie sie, daß er in einem schrecklichen Dilemma war, das er nicht verschuldet hatte.« »Was die Wahrheit ist«, ergänzte Addison Brooks. »Die Wahrheit«, pflichtete Bradford ihm bei. »Was würden sie dann tun?«
»Hilfe holen«, sagte der Offizier. »Rat.« »Unterstützung«, fügte der Staatsmann hinzu. »Oder«, meinte der Staatssekretär, »um die Dinge einmal praktisch zu sehen, insbesondere wenn die Fakten nicht ganz klar waren, die Verantwortung für die Entscheidung auszudehnen. Stunden später wurde sie getroffen -und sie waren tot ... Wir wissen nicht, wer die Entscheidung getroffen hat, wer jenes letzte Telefongespräch geführt hat. Wir wissen nur, daß es jemand war, der Zugang zu Verschlußsachen hatte und dem man soviel Vertrauen entgegengebracht hat, daß man ihm den Code >Ambiguity< mitteilte. Dieser Mann hat die Entscheidung getroffen; er hat Rom angerufen.« »Aber Warren hat das Gespräch nicht eingetragen«, sagte Brooks. »Warum nicht? Wie konnte das geschehen?«
»So, wie so etwas immer geschieht, Mr. Ambassador. Eine Leitung, die man nur zu einem einzigen Telefonkomplex irgendwo in Arlington zurückverfolgen kann, wird benutzt, die Ermächtigung per Code bestätigt. Und dann wird mit der Begründung, es gehe um die innere Sicherheit, ein Auftrag erteilt, verbunden mit der strikten Anweisung, jegliche Aufzeichnung im Logbuch zu unterlassen. Es durfte keinerlei Hinweis auf das Gespräch geben. Der Empfänger fühlt sich geschmeichelt, da man ihn auserwählt hat. Männer, die wichtige Entscheidungen treffen, haben ihn für verläßlicher als seine Umgebung gehalten. Und was macht das schon für einen Unterschied? Man kann die Ermächtigung ja immer durch den Code feststellen - in diesem Fall durch den Direktor von Cons Op, Daniel Stern. Nur, Daniel Stern ist tot.« »Erschütternd«, sagte der ehemalige Botschafter mit dem silbergrauen Haar und blickte auf seine Notizen. »Ein Mann soll exekutiert werden, weil er im Recht ist, und wenn der Versuch, ihn zu töten, fehlschlägt, macht man ihn für den Tod jener verantwortlich, die ihn umzubringen versuchen. Und wir wissen nicht, wer offiziell den Auftrag erteilt hat. Wir können diese Person nicht finden. Was für Menschen sind wir eigentlich?«
»Männer, die Geheimnisse hüten.« Mit diesen Worten trat der Präsident der Vereinigten Staaten aus der getäfelten Tür, die in die Stirnwand eingelassen war. »Verzeihen Sie mir, ich habe Sie beobachtet, Sie belauscht. Das ist häufig sehr hilfreich.« »Geheimnisse, Mr. President ?«
»Ja, Mal«, sagte Berquist und ging zu seinem Stuhl. »Es gibt eine Menge Bezeichnungen dafür, nicht wahr? Streng geheim, Verschlußsache, top-secret. Wir überprüfen Räume
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