Das Parsifal-Mosaik
und ging zu dem Streifenwagen. Der Polizeibeamte kurbelte sein Fenster herunter und musterte zuerst die Zulassungsplakette auf Michaels Mietwagen. Damit hatte Michael gerechnet; es würde später vielleicht nützlich sein, wenn ein »verdächtiges Fahrzeug« gemeldet wurde.
»Officer, können Sie mir sagen, wo hier ein Münztelefon ist? Ich dachte, hier wäre eines an der Ecke, aber ich bin schon seit ein paar Jahren nicht mehr hiergewesen.«
»Sind Sie schon einmal hiergewesen?« fragte der Beamte mit freundlicher Stimme, die freilich seine Augen Lügen straften. »Oh, gewiß. Ich habe hier häufig das Wochenende verbracht.« »Haben Sie in Fox Hollow zu tun, Sir?«
»Nun ...« Havelock hielt inne, als grenzte die Frage an eine Unverschämtheit. Dann zuckte er die Achseln; schließlich hatte die Polizei ihren Auftrag zu erfüllen, besagte die Geste. Als er antwortete, war seine Stimme etwas leiser. »Schon gut, ich verstehe. Ich will einen alten Freund aufsuchen, Raymond Alexander. Ich will ihn vorher anrufen und ihm sagen, daß ich hier bin ... nur für den Fall, daß gerade jemand bei ihm zu Besuch ist, dem ich besser nicht begegnen sollte. Das ist die übliche Gepflogenheit bei Mr. Alexander, aber das wissen Sie ja wahrscheinlich.«
Die Miene des Polizeibeamten war sichtlich freundlicher geworden, als Alexanders Name fiel. Auf der Straße, die zum Anwesen des angesehenen Kommentators führte, sah man häufig Limousinen und Dienstfahrzeuge. Man konnte dem Beamten ansehen, daß er bereits die ersten Sätze für sein Dienstprotokoll formulierte: >Ein alter Freund. Hat gelegentlich hier sein Wochenende verbracht ...< »Ja, Sir, natürlich, Sir. Fünf Straßen weiter oben ist ein Restaurant mit einem Telefon im Vorraum.«
»The Lamplighter?« fragte Havelock, der sich in diesem Augenblick an das Lokal erinnerte. »Richtig.«
»Dort könnte es zu voll sein. Ist nicht irgendwo eine Zelle in der Straße?«
»In der Acacia ist eine ...«
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir sagen würden, wie ich dort hinkomme.«
»Sie können hinter mir herfahren, Sir.«
»Vielen Dank.« Michael schickte sich an, in seinen Wagen zu steigen, blieb dann aber stehen und kehrte an das heruntergedrehte Seitenfenster des Streifenwagens zurück. »Ich weiß, daß das albern klingt, aber man hat mich gewöhnlich hier herausgefahren. Ich glaube, ich kenne den Weg zu seinem Haus. Man biegt auf der Webster in die Underhill Road ein und fährt dann zwei oder drei Meilen geradeaus, nicht wahr?« »Das sind eher sechs Meilen, Sir.« »Ja? Vielen Dank.«
»Ich könnte Sie nach Ihrem Anruf hingeleiten, Sir. In der Stadt ist es ziemlich ruhig.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber wirklich, das kann ich nicht von ihnen verlangen.« »Kein Problem. Dazu sind wir da.« »Nun, dann nochmals vielen Dank.«
Der Anruf bei Raymond Alexander führte zu der Reaktion, die Havelock erwartet hatte. Er sollte unbedingt vorbeikommen und den Journalisten besuchen, wenn auch nur auf einen Drink. Michael sagte, er sei froh, daß Raymond Zeit hätte, nicht nur, um ihn einmal wiederzusehen, sondern weil er in London etwas erfa hren hätte, was Alexander womöglich interessieren würde.
Als er von der Telefonzelle zu seinem Wagen zurückging, blieb Michael neben dem Streifenwagen stehen. »Mr. Alexander hat mich gebeten, nach Ihrem Namen zu fragen. Er ist Ihnen sehr dankbar.« »Aber das ist doch nicht der Rede wert, Sir. Mein Name ist Lewis. Ich bin der einzige Lewis hier.«
Lewis, dachte er, Harry Lewis, Professor für politische Wissenschaften an der Concord-Universität. Er konnte jetzt nicht über Harry nachdenken, würde das aber bald tun müssen. Er mußte Lewis davon überzeugen, daß er seinen Abschied von der Zivilisation genommen hatte, ausgestiegen war. Das hatte er auch getan, und um wieder in ein bürgerliches Leben zurückzukehren, galt es zuerst, die Lügner zu finden und zu entlarven »Ist etwas, Sir?«
»Nein, ganz und gar nicht. Ich kenne einen Mann namens Lewis. Mir fiel gerade ein, daß ich ihn anrufen muß. Nochmals vielen Dank. Ich fahre hinter Ihnen her.«
Havelock setzte sich hinter das Steuer des Mietwagens und blickte zu Jenna hinunter. »Wie geht es dir?«
»Nun, besonders bequem sitze ich nicht, und außerdem habe ich schreckliche Angst! Wenn dieser Mann eben ans Auto gekommen wäre?«
»Dann hätte ich ihn aufgehalten, ich hätte aus der Telefonzelle herübergerufen, aber ich hielt das für sehr
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