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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wo wir stehen.« »Gut.« Havelock schlug die Beine übereinander und wählte vorsichtig seine Worte. »Wie Ihnen sicher bekannt ist, ist die Arbeit bei der Abwehr in der Regel langweilig. Zur routinemäßigen Aufgabe gehört das Auswerten von Zeitungen und wissenschaftlichen Journalen, überhaupt das Sammeln von Informationen aus einer Vielzahl von Quellen, wobei die Mehrzahl der Informanten vernünftige Leute sind, die ohne weiteres bereit sind, ihr Wissen mitzuteilen, weil sie keinen Grund sehen, es zu verbergen. Und dann gibt es natürlich andere, die ein Geschäft daraus machen, die Fakten zu verkaufen, die sie selbst gekauft haben; aber sie kaufen billig und bieten teuer an. Diese Leute haben im allgemeinen mit einem anderen Typ von Abwehrbeamten zu tun, mit einem, der darin ausgebildet ist, zwischen Tatsachen und Erfindungen zu unterscheiden; denn die Billigkäufer, die teuer verkaufen, können recht phantasievoll sein.«
    Michael hielt inne, er wußte, daß es sehr wichtig war, daß er Randolph genau an der richtigen Stelle und auch zum richtigen Zeitpunkt traf.
    »Normalerweise«, fuhr er fort, »ist die Masse der Informationen, die sie liefern, ausreichend, daß Spezialisten daraus ein genaues Bild der Fakten und Ereignisse rekonstruieren können. So wie man die Teile eines Puzzlespiels zusammenfügt.«
    Wieder machte Havelock eine Pause. Was Randolph hören wollte - mußte -, erforderte eine stumme Einleitung. Drei Sekunden genügten.
    »Und schließlich gibt es eine dritte Kategorie von Informationen. Die sind am schwierigsten zu beschaffen, weil sie Quellen abgepreßt werden müssen. Diese Personen sind im Besitz von Geheimnissen, die sie das Leben kosten können, wenn ihre Vorgesetzten erfahren, daß sie sie preisgegeben haben. Diese Leute erfordern eine völlig andere Art von Abwehrmann, er muß selbst Spezialist sein. Er ist zum Manipulieren ausgebildet und verfügt über die Fähigkeit, Situationen herbeizuführen, in denen der Gegner überzeugt ist, keine andere Wahl zu haben, als eine bestimmte Handlung vorzunehmen und am Ende Geheimnisse preiszugeben. Stephen MacKenzie war jene Art von Spezialist. Er wir einer der Besten; niemand brauchte ihn zu überzeugen. Aber bei seinem letzten Einsatz griff jemand ein und veränderte die Situation, die MacKenzie herbeigeführt hatte. Und damit jene ursprüngliche Situation die akzeptierte blieb, hat man ihn getötet.«
    Randolph schoß aus seinem Stuhl nach vorn. »Er ist was?« »Ermordet worden. Wir hätten es verhindern können, wenn wir rechtzeitig die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hätten. Mac, wie Sie ihn nennen, ist nicht auf seinem Segelboot an einem Schlaganfall gestorben - er ist getötet worden. Wir wissen es, aber wir wollten es nicht zugeben ... Jetzt begreifen Sie vielleicht, weshalb ich kein Tonbandgerät bei mir versteckt habe. Das Bild, das ich Ihnen gerade skizziert habe, ist häßlicher als das Ihre.« »Das ist es wirklich ... wenn es stimmt. Aber ich fürchte, es stimmt nicht. Wir werden bei der Aortablutung als Todesursache bleiben, weil das zutrifft. Sie haben nämlich unrecht, Sie haben Mist gebaut.« »Was soll das heißen?« »Stephen MacKenzie hat Selbstmord begangen.«

32
    »Das ist unmöglich«, rief Havelock und sprang auf. »Sie irren sich!«
    »Wirklich? Sind Sie etwa auch Arzt, Mr. Cross?« »Dazu braucht man nicht Arzt zu sein. Ich kenne Männer wie MacKenzie; ich bin einer von ihnen.«
    »Das hatte ich mir schon gedacht. Meine Einschätzung gilt genauso für Sie wie für ihn und Ihresgleichen.«
    »Nein, verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte Michael rasch und schüttelte den Kopf. »Ich bin der letzte, der nicht zugeben würde, daß es manchmal geradezu zur fixen Idee werden kann, den ganzen Krempel hinzuschmeißen und Schluß zu machen. Nur nicht so, nicht allein auf einem Boot; da stimmt was nicht!« »Das Ergebnis der pathologischen Untersuchung spricht gegen Sie. Ich wünschte bei Gott, es wäre nicht so, aber leider bestehen keine Zweifel.«
    Havelock konnte sich nicht mehr zurückhalten; er beugte sich über Randolphs Schreibtisch und schrie den Arzt an: »Es gab Beweise gegen eine Frau, die mir sehr nahesteht, und diese Beweise waren von A bis Z eine Lüge!«
    »Ich weiß nicht, was das mit MacKenzies Ableben zu tun hat, aber das ändert überhaupt nichts.« »In diesem Fall schon. Es gibt eine Verbindung.« »Jetzt fangen Sie an, dummes Zeug zu reden, junger Mann.« »Hören Sie mir zu. Ich bin

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