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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Augenblick!« Michael sah Jenna an, ging ein paar Schritte auf sie zu. »Er war ein Überläufer. Vergiß einmal, daß man ihn als Überläufer getarnt hat, er war ein Überläufer. Er mußte in der Liste stehen!«
    »Alle Hinweise auf die Flucht von Alexei Kaljasin sind gelöscht, alle Akten entfernt worden«, sagte Alexander leise, »da ist einfach ein Mann mit einem anderen Namen verschwunden.« »Natürlich. Um jede Möglichkeit auszuschalten, daß ein Makel auf die großen Männer fiel.« Havelock trat auf Alexanders Stuhl zu; er beugte sich vor, packte die Revers der roten Samtjacke und zerrte den Journalisten in die Höhe. »Wer ist er? Heraus mit der Sprache!« »Sehen Sie sich das Foto doch an.« Alexander zitterte. Er blickte wie gebannt auf das Bild. »Schauen Sie es an. Nehmen Sie den größten Teil seines Haares weg. Fügen Sie ein paar Falten im Gesicht hinzu, um die Augen ... einen kleinen weißen Bart mit grauen Flecken.« Michael starrte das Foto an. »Zelienski ... Leon Zelienski!« »Ich war sicher, daß Sie das erkennen würden. Ohne mich. Das Schachspiel ... der beste Schachspieler, den Anton kannte.« »Er ist kein Russe, er ist Pole! Ein pensionierter Geschichtsprofessor aus Berkeley ... der vor Jahren von der Universität Warschau rübergekommen ist.« »Eine neue Identität, ein neues Leben, gefälschte Papiere. Er lebte an einer Landstraße höchstens zwei Meilen von Matthias entfernt. Anton wußte immer, wo er war.«
    Havelock fuhr sich mit beiden Händen an die Schläfen und versuchte, den bohrenden Schmerz zu bannen, der seinen Kopf zu zerplatzen drohte. »Sie ... Sie und Zelienski. Zwei geistesgestörte alte Männer! Wissen Sie eigentlich, was Sie getan haben?« »Es ist außer Kontrolle. Alles ist außer Kontrolle.« »Sie hatten es nie unter Kontrolle! Sie haben in dem Augenblick verloren, als Zelienski an den Maulwurf herantrat. Wir alle haben verloren! Konnten Sie denn nicht begreifen, was geschah? Glaubten Sie etwa, das Ganze würde mit einer heißen Story für Sie enden? Konnten Sie ihn nicht aufhalten? Sie wußten, daß Matthias auf Poole's Island war ... woher wußten Sie das?« »Von einem der Ärzte; er hatte Angst.«
    »Dann wußten Sie, daß er krank war! Wie konnten Sie die Dinge weiterlaufen lassen?«
    »Sie haben es gerade gesagt. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Er hörte nicht mehr auf mich - er hört auch jetzt nicht auf mich. Ich kann ihn nicht aufhalten! Er ist jetzt ebenso verrückt wie Anton. Er hat einen Jesus-Komplex - sein Licht ist das einzige, nur sein Weg führt zum Heil.«
    »Und Sie haben Ihren heiligen Namen dafür hergegeben, damit er mit seinem Komplex leben konnte. Was zum Teufel sind Sie eigentlich für ein Mensch?«
    »Lassen Sie mich noch etwas sagen, Michael. Zelienski hatte mich in der Hand. Er hat mir gedroht, wenn ich an irgend jemanden heranträte, würde ein Telefongespräch, das er täglich von verschiedenen Telefonzellen aus führte, nicht stattfinden. Worauf jene sogenannten Nuklearverträge - unterzeichnet von Anthony Matthias - ihren Weg nach Moskau und Peking nehmen würden.« Havelock blickte in die grünen Augen des alten Journalisten, sah die aufgedunsenen Hände, die sich an den Armlehnen des Sessels festklammerten. »Nein, Raymond, das ist nur ein Teil des Ganzen. Sie konnten es nicht ertragen, daß man Ihnen nachwies, daß Sie unrecht hatten. Sie sind wie Anton. Die Wahrheit um Ihre eigenen Fehler macht Ihnen angst. Der Mythos der Makellosigkeit muß um jeden Preis aufrechterhalten werden.«
    »Schauen Sie mich doch an!« schrie Alexander plötzlich und zitterte am ganzen Körper. »Ich habe jetzt damit fast ein Jahr gelebt! Was hätten Sie an meiner Stelle getan?«
    »Ich weiß es nicht, so wahr mir Gott helfe. Ich kann nur hoffen, daß ich es besser gemacht hätte als Sie ... aber ich weiß es nicht. Schenken Sie sich ein großes Glas Brandy ein, Raymond. Halten Sie Ihren Mythos aufrecht; reden Sie sich nur immer wieder ein, daß Sie unfehlbar sind, vielleicht hilft es. Vielleicht macht es auch keinen Unterschied mehr. Treten Sie mit einem Grinsen auf Ihrem eitlen, selbstgerechten Gesicht ab ... aber treten Sie ab.« Michael wandte sich zu Jenna. »Gehen wir«, sagte er. »Wir haben eine lange Fahrt vor uns.«
    »Süden an Norden, bitte kommen.« »Hier Norden. Was ist?«
    »Rufen Sie Victor an. Es gibt Bewegung. Unsere Leute sind schnell herausgekommen und haben mit der Eskorte gesprochen; sie waren auf dem Grundstück. Beide

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