Das Parsifal-Mosaik
weil er das, was er sagt, ja hundertprozentig glaubt.«
»Aber sicher können Sie da nicht sein«, insistierte Daniel Stern. »Nein. Aber eines wissen wir genau ... zwei Dinge sogar, wenn man es genau betrachtet. Die Karras war Angehörige des KGB, und sie ist an der Costa Brava getötet worden. Für ersteres gibt es unwiderlegbare Beweise, und für das zweite haben wir die Bestätigung durch zwei Augenzeugen; der eine ist Havelock selbst.« Der Psychiater sah die drei Männer an. »Das ist alles, worauf ich eine Diagnose aufbauen kann; und nun habe ich noch diese neue Information über einen gewissen Mikhail Havlicek. Sie haben mich um eine Empfehlung gebeten, nicht um eine absolute Aussage.« »Versprechen Sie ihm, was Sie wollen ...«, zitierte Ogilvie den Psychiater. »Klingt wie einer dieser verdammten Werbespots.« »Aber schaffen Sie ihn her«, führte Miller den Satz für ihn zu Ende.
»So schnell Sie können. Sorgen Sie dafür, daß er in eine Klinik kommt, in therapeutische Behandlung.«
»Ich brauche wohl niemanden in diesem Raum daran zu erinnern«, sagte Dawson leise, »daß Havelock mit seinem Wissen ungeheueren Schaden anrichten könnte, und zwar ebenso großen Schaden für unsere eigene Glaubwürdigkeit -hier und im Ausland - wie auch in bezug auf das, was die Sowjets erfahren könnten. Offen gestanden, in diesem Punkt wären die Folgen sogar noch schlimmer. Chiffren, Informationen, Quellen kann man durch neue ersetzen, aber wir können nicht gewisse Vorfälle, bei denen unsere Leute die Gesetze eines Gastlandes gebrochen haben, ungeschehen machen.« »Ganz zu schweigen von den Beschränkungen, die uns hier auferlegt sind«, fügte Stern hinzu. »Ich weiß, daß Sie das mit einschließen, wollte es nur noch einmal betonen. Havelock weiß darüber Bescheid; er hat infolge dieser Beschränkungen eine ganze Anzahl Austauschaktionen durchgeführt.«
»Was immer wir getan haben, war berechtigt«, sagte Ogilvie kurz. »Wenn jemand Beweise sehen will, gibt es ein paar hundert Akten, die zeigen, was wir geleistet haben.«
»Und ein paar tausend, die das Gegenteil beweisen«, wandte der Anwalt ein. »Außerdem wäre da noch die Verfassung der Vereinigten Staaten zu bedenken.«
»Blödsinn!« widersprach der ehemalige Agent. »Bis wir gerichtliche Vollmachten bekommen, passiert es irgendeinem Teufel hier bei uns, daß die Frau oder der Vater in eines dieser Gulags dort drüben gebracht wird. Das wäre anders gelaufen, wenn jemand wie Havelock sich eingeschaltet hätte -vorausgesetzt, wir hätten rechtzeitig eine Leitung angezapft, Überwachung angeordnet und herausgefunden, was sich da anbahnte.«
»Das ist eine Grauzone, Red«, erklärte Dawson nicht ohne Mitgefühl. »Wann ist Mord gerechtfertigt, wirklich gerechtfertigt? Es gibt sicherlich Leute, die behaupten würden, daß unsere Erfolge unsere Schlappen nicht aufwiegen.«
»Ein Mann, der an einem Checkpoint zu uns herüberkommt, rechtfertigt sie.« Ogilvies Augen waren starr und kalt. »Auch nur eine einzige Familie, die wir aus einem Lager in Magya-Oszag oder Krakau oder Dannenwalde oder Liberec herausholen, rechtfertigt unsere Mißerfolge. Wem, zum Teufel, wird denn wirklich weh getan? Ein paar politischen Fanatikern mit aufgeblähtem Ego.« »Das Gesetz sieht das anders.«
»Ich scheiß' auf das Gesetz. Mir hängt es zum Hals heraus, daß uns großmäulige, langhaarige Schlaumeier, denen jedes Mittel recht ist, bloß um uns die Hände zu binden, dazu benutzen, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Ich habe diese Rehabilitationslager gesehen, lieber Herr Anwalt. Ich bin selbst dort gewesen.« »Deshalb sind Sie hier ja so wertvoll«, schritt Stern schnell ein, um die Wogen zu glätten. »Jeder von uns hat seinen Wert, selbst wenn er über Dinge urteilt, wo er besser schweigen sollte. Ich glaube, worauf Dawson hinaus möchte, ist, daß dies nicht der Zeitpunkt für eine Senatsuntersuchung oder gar einen Kongreßausschuß ist. Das könnte uns viel wirksamer die Hände binden als die linksintellektuelle Schickeria mit ihrem Geschrei.«
Dawson warf Ogilvie einen Blick zu, der eine stillschweigende Übereinkunft ausdrückte. »Oder denken Sie an die Vertreter eines halben Dutzends Regierungen, die in unseren Botschaften auftauchen und uns auffordern, gewisse Operationen einzustellen. Ich glaube nicht, daß Sie das möchten, Red.«
»Unser Patient kann erreichen, daß es dazu kommt«, warf Miller ein. »Und das wird er höchstwahrscheinlich auch,
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