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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hören Sie auf«, sagte Stern. »Davon kann keine Rede sein.« »Doch, Dan. Das gehört durchaus zu den Dingen, die Sie bei Ihrer Entscheidung ins Kalkül ziehen. Wir alle wissen das, wir sprechen nur nicht darüber. Und ich nehme an, daß das eine weitere Überlegung ist. Wie lange habe ich noch zu leben? Drei Monate, vielleicht vier. Das ist doch der Grund, weshalb ich hier bin, und das war in der Tat eine intelligente Entscheidung.«
    »Das war bestimmt nicht der einzige Grund«, meinte Dawson leise. »Der hätte aber genügen sollen. Sie sollten immer jemanden aus dem Außendienst nehmen, der garantiert eine robuste Gesundheit besitzt - oder das Gegenteil davon.« Ogilvie wandte sich Miller zu. »Unser Doktor weiß Bescheid, nicht wahr, Red?« »Ich bin nicht Ihr Doktor, Red«, sagte der Psychiater ruhig. »Das ist auch nicht nötig. Sie haben die Berichte gelesen. In fünf Wochen etwa werden die Schmerzen stärker werden ... und dann noch stärker. Ich werde es natürlich nicht spüren, weil man mich dann in ein Krankenhaus schaffen und mir Injektionen verpassen wird. Und die Ärzte werden mir weismachen, daß ich auf dem Wege der Besserung sei. Bis ich sie weder erkennen noch hören kann, und dann brauchen sie nichts mehr zu sagen.« Der ehemalige Agent lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah Stern an. »Wir haben hier etwas, was unser kluger Anwalt vielleicht ein Zusammenwirken günstiger Umstände nennen würde. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Sowjets mich nicht anrühren, aber sollten sie es versuchen, verliere ich nichts, da können Sie verdammt sicher sein. Und ich bin hier der einzige, der Havelock so weit herauslocken kann, daß wir ihn uns greifen können.«
    Sterns Blick ließ den rothaarigen Mann, der nur noch wenige Wochen zu leben hatte, nicht los. »Sie sind sehr überzeugend«, sagte er. »Ich bin nicht überzeugend, ich habe auch recht.« Plötzlich stieß Ogilvie seinen Stuhl zurück und stand auf. »Deshalb werde ich jetzt nach Hause gehen, ein paar Sachen packen und mir ein Taxi nach Andrews nehmen. Besorgen Sie mir eine Militärmaschine nach Italien; es ist wirklich nicht nötig, meine Reise allen dadurch auf die Nase zu binden, daß ich eine Linienmaschine nehme. Diese Kerle vom KGB kennen jeden Paß, jeden Decknamen, den ich je benutzt habe, und um sich einen neuen einfallen zu lassen, ist keine Zeit. Schicken Sie mich über Brüssel zum Stützpunkt Palombara. Und dann telegrafieren Sie Baylor-Brown, daß er mich erwarten soll ... Nennen Sie mich >Apatsche<.« »Apatsche?« fragte Dawson. »Das sind ausgezeichnete Fährtenleser.«
    »Angenommen, er ist bereit, sich mit Ihnen zu treffen«, sagte der Psychiater. »Was werden Sie zu ihm sagen?«
    Nicht sehr viel. Hat er sich einmal auf Armlänge genähert, gehört er mir.«
    »Er ist erfahren, Red«, sagte Stern und musterte Ogilvies Gesicht. »Er mag nicht mehr alle Tassen im Schrank haben, aber zäh ist der Bursche.«
    »Ich werd' schon mit ihm klarkommen«, erwiderte der Todgeweihte und ging zur Tür. »Ich bin auch erfahren. Das ist ja der Grund, weshalb ich ein Feigling bin. Ich gehe auf nichts zu, von dem ich mich nicht wieder entfernen kann. Meistens.« Ogilvie öffnete die Tür und trat hinaus, ohne ein weiteres Wort zu sagen. »Wir werden ihn nicht wiedersehen«, meinte Miller. »Ich weiß«, sagte Stern. »Und er weiß es auch.« »Glauben Sie, daß er Havelock findet?« fragte Dawson. »Dessen bin ich mir sicher«, erwiderte Stern. »Er wird ihn sich holen, ihn Brown und ein paar Ärzten übergeben, die wir in Rom haben, und dann wird er verschwinden, das hat er uns ja gerade erklärt. Er geht nicht ins Krankenhaus. Er wird auf seine Art sterben.«
    »Das Recht hat er«, sagte der Psychiater.
    »Ich denke auch«, stimmte der Anwalt nicht sehr überzeugend zu und wandte sich an Stern. »Ich wünschte, wir könnten in bezug auf Havelock sicher sein. Er muß unbedingt ausgeschaltet werden. Politiker in ganz Europa würden sich auf uns stürzen, und das wäre genau das, worauf die Fanatiker aller Richtungen gewartet haben. Botschaften würden niedergebrannt, Agentennetze zerstört werden. Man würde Geiseln nehmen, und - machen wir uns ja nichts vor - eine ganze Menge Leute würde getötet werden. Und das nur, weil ein Mann aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wir haben so etwas doch schon erlebt, und zwar in weit weniger eklatanten Fällen.« »Deshalb bin ich ja so sicher, daß Ogilvie ihn herschaffen wird«, sagte Stern.

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